Ein Schild mit M wie Metro weist an der Piazza Repubblica auf die U-Bahn-Station gleichen Namens hin. Foto: picture alliance/dpa

Mehr als acht Monate war Roms Innenstadt vom U-Bahnnetz isoliert. Die Rolltreppen wurden saniert. Diese Woche öffnete wenigstens die Station „Repubblica“ wieder. Doch Normalität sieht anders aus.

Rom - Die Torte musste wieder in den Kühlschrank wandern. „245 Tage geschlossen, heute wiedereröffnet“ stand auf weißer Creme in dunkler Schrift geschrieben. Aus der fünf mussten die Händler an der römischen Metro-Station „Repubblica“ noch eine sechs machen. Die für Dienstag erwartete Wiedereröffnung der Station im Herzen der italienischen Hauptstadt hatte sich um noch einen Tag verschoben. Doch seit Mittwochmorgen, 5.30 Uhr, halten die ratternden Metro-Züge der Linie A auch hier wieder. Damit geht eine monatelange Ausnahmesituation im öffentlichen Nahverkehr von Rom zu Ende. Zur Normalität kehrt das U-Bahn-System allerdings noch lange nicht zurück.

Mehr als acht Monate war die Station „Repubblica“ unweit des Hauptbahnhofs geschlossen. Grund dafür waren Arbeiten an den Rolltreppen. Am 23. Oktober vergangenen Jahres war eine der Rolltreppen ungebremst in die Tiefe gerauscht – mit ihr eine Gruppe von Fans des russischen Fußballvereins ZSKA Moskau, die auf dem Weg zur Champions-League-Partie gegen den AS Rom waren. 24 von ihnen wurden zum Teil schwer verletzt, einem Fan musste der Fuß amputiert werden.

Drei Metro-Stationen über Monate geschlossen

Nach diesem Unfall wurden auch die vor allem für Touristen zentralen Haltestellen „Spagna“ und „Barberini“, die Stopps an der Spanischen Treppe und dem Trevi-Brunnen, aus mangelnder Sicherheit der dortigen Rolltreppen gesperrt. Somit war ein großer Teil der Innenstadt zwischen Hauptbahnhof und Piazza del Popolo für Monate vom U-Bahn-Netz abgeschnitten. Verwirrten Touristen, die die berühmten Sehenswürdigkeiten besichtigen wollten, konnten die Römer nur den Weg zu Fuß weisen. Die Station „Spagna“ ist seit wenigen Wochen wieder in Betrieb, „Barberini“ am Trevi-Brunnen wird bis auf weiteres gesperrt bleiben. Und auch in der nun wiedereröffneten Station „Repubblica“ werden erst einmal nur vier der insgesamt sechs Rolltreppen im Einsatz sein.

„Die Schließung hat die Krise des Handels hier weiter beschleunigt mit Verlusten von bis zu 70 Prozent“, sagt Angelo Mantini, selbst Händler und Präsident des Komitees für die Wiedereröffnung der Station „Repubblica“, zu dem sich die Geschäftsleute des Viertels zusammengeschlossen haben. Auch am Dienstag protestierten sie mit einem Plakat vor dem noch verschlossenen Abgang in die Station: „Nur ein Wort: Schande!“ steht darauf auf Italienisch und auf Englisch der Zusatz: „Die Bürger Roms entschuldigen sich bei den Touristen.“ Mit der monatelangen Schließung sei ein Schamgefühl erzeugt worden, „wie es nur in Rom passieren kann“, kommentiert die Zeitung „Corriere della Sera“. „Hier geht es nicht darum, ein Großprojekt wie die olympischen Spiele zu organisieren, sondern nur darum, einer dreckigen, müden und vom Zerfall geplagten Stadt ihre Würde zurückzugeben.“

Kritik an Bürgermeisterin Virginia Raggi

Eine klare Kritik gegen die seit nunmehr drei Jahren amtierende Bürgermeisterin Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung. Sie hatte den Römern versprochen, den Verfall ihrer Stadt, der sich vor allem im maroden öffentlichen Nahverkehrssystem und in den Müllbergen an den Straßenrändern widerspiegelt, zu aufzuhalten.

Der Erfolg ist bisher gelinde gesagt mäßig. „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, denen die Händler und Bürger wegen der außergewöhnlichen Instandhaltungs-Arbeiten ausgesetzt waren“, schrieb Raggi über den Kurznachrichtendienst Twitter. „Was soll daran außergewöhnlich sein, in acht Monaten vier von sechs Rolltreppen wieder in Betrieb zu nehmen?“, fragt Händler Mantini gereizt. „In dieser Zeit hätte man auch eine neue Metro-Station bauen können.“