Seit 1996 gibt es das Projekt Kibisom auf Rusinga Island in Kenia. Elisabeth und Karl-Horst Marquart unterstützen es mit ihrem Verein Kranich. Foto: z

Elisabeth und Karl-Horst Marquart unterstützen mit ihrem Verein Kranich Hilfsprojekte in Afrika – eines davon ist Kibisom auf Rusinga Island.

Vaihingen - In ihrem Dorf nennen sie sie Mama Esther. Esther Odhiambo ist in ihrer Heimat auf Rusinga Island die Mutter für alle. „Die Bezeichnung Mama ist auch ein Zeichen von Anerkennung und Respekt“, sagt Elisabeth Marquart. Bei ihr und ihrem Mann Karl-Horst Marquart ist Esther Odhiambo jüngst zu Besuch gewesen, weil sie in Deutschland über den Jahreswechsel unter anderem ihre Tochter besucht hatte. Das Ehepaar und die Kenianerin kennen sich seit vielen Jahren. 1996 haben sie das „Kibisom women’s group project“, kurz „Kibisom“, gegründet. Mit ihrem Verein „Kranich – Aids in Afrika“ unterstützen die Marquarts das Projekt seither.

„Wir kümmern uns um die finanzielle Unterstützung, die Projekte umsetzen sollen die Menschen vor Ort aber selbst“, erzählt Elisabeth Marquart. Ziel ist es, dass sich die Projekte langfristig selbst organisieren. Kibisom bedeutet übersetzt „Kommt her und lernt!“ Kommen und lernen, das sind zwei der großen Ziele, welche die Gruppe erreichen will und in den vergangenen Jahren auch teilweise schon erreicht hat. Mittlerweile gibt es zwei Kindergärten und ein Aids-Beratungshaus. Außerdem wurden Räume für die Nachhilfe von Schulkindern, eine kleine Bibliothek, eine Schneiderei und Räume für Papier- und Seifenherstellung eingerichtet.

Zahl der an HIV Erkrankten ist sehr hoch

„Bei uns bekommen die Kinder und Frauen etwas zu essen, lernen, werden medizinisch versorgt und über Aids aufgeklärt.“ Die Zahl der an HIV erkrankten Menschen ist auf Rusinga Island sehr hoch. Viele Kinder leben bei ihren Großeltern, weil ihre Eltern bereits an dem Virus gestorben sind. „Wir arbeiten präventiv und wollen erreichen, dass sich immer weniger Menschen mit HIV infizieren“, sagt Esther Odhiambo. „Wir erklären deshalb, wie man eine Ansteckung verhindern kann, klären auf, wie man Kondome benutzt und verteilen sie auch.“

Außerdem stärken die Kibisom-Mitarbeiter insbesondere die Frauen und Mädchen, die oftmals Witwen und alleinerziehend sind. „Das war einst auch der Grund, warum Kibisom gegründet wurde“, sagt Elisabeth Marquart. Kibisom ermöglicht es den Frauen auch, selbst ein wenig Geld zu verdienen. Außer Papier und Seife herstellen, haben sie die Möglichkeit, unter anderem Schulkleidung zu nähen. „Esther kümmert sich darum, dass die Produkte beispielsweise auch an Touristen verkauft werden“, sagt Elisabeth Marquart.

Mitarbeiter werden in Nairobi geschult

„Kommt her und lernt“ – Lernen bedeutet für Kibisom auch Bildung. Bildung nach Rudolf Steiner. Die Kinder dürfen spielen und kreativ sein und werden nicht mit dem Zeigestock ermahnt, wie es in Kenia sonst oftmals üblich ist. „Die Mitarbeiter werden an einer Waldorfschule in Nairobi fortgebildet“, berichtet Elisabeth Marquart. Mittlerweile sind dort sechs Erzieher ausgebildet worden.

„Bildung ist wichtig für die Menschen auf Rusinga, denn daraus resultiert auch das Selbstbewusstsein“, sagt Esther Odhiambo. Genau zu diesem Selbstbewusstsein zu verhelfen, das ist im Alltag freilich nicht einfach. Die Frauen sind unterdrückt, Männer haben mehrere Partnerinnen gleichzeitig, die Menschen glauben an Hexen und sehen Krankheiten wie Malaria oder Aids als Bestrafung der Hexen an. Dennoch hat Elisabeth Marquart den großen Wunsch, dass es den Menschen eines Tages besser geht. „Ich bin nicht euphorisch, aber auch nicht pessimistisch“, sagt sie. „Ich wünsche mir, dass die Menschen irgendwann ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.“

Der Verein Kranich ist stets auf Unterstützung angewiesen. Spenden gehen auf folgendes Konto: Kranich – Aids in Afrika, Stuttgarter Volksbank, Bankleitzahl 600 901 00, Kontonummer 18 518 001.