Viele gebrauchte Diesel bleiben auf den Höfen der Autohändler stehen. Foto: AP

Die Kaufanreize für Diesel ziehen nicht mehr. Die Verunsicherung der Käufer führt zu einem Umsatzrückgang im Gebrauchtwagenhandel.

Berlin - Die Kaufanreize für Diesel ziehen nicht mehr. Zu diesem Schluss kommt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) nach einer Befragung seiner Händler und Importeure. „Die Prämien waren offenbar ein guter Grund für viele, sich von ihren alten Fahrzeugen zu trennen“, sagte Thomas Peckruhn, Vizepräsident des ZDK, in Berlin.

Um die Luft in deutschen Innenstädten zu verbessern, hatten viele Autohersteller nach dem Dieselgipfel im August des vergangenen Jahres Umtauschprämien für alte Dieselautos der Schadstoffnormen Euro 1 bis Euro 4 beim Kauf eines Neuwagens angeboten. Dies sollte auch dazu beitragen drohende Fahrverbote zu verhindern. Anfangs wurde die Prämie auch gut angenommen, nun aber flacht das Interesse nach Angaben des ZDK merklich ab. Der Verband hat fast 1600 Händler befragt, die die Laufzeit der Prämien häufig verlängert hatten. Mehr als zwei Drittel gaben an, keine positiven Auswirkungen mehr zu spüren. Der ZDK sieht sich dadurch bestärkt, seine Forderung nach Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel – insbesondere auch der Emissionsklasse Euro 5 – zu erneuern.

Neuzulassungen steigen, Gebrauchtwagenmarkt schwächelt

Zwar sind die Neuzulassungen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, beim Umsatz verzeichnete das Kfz-Gewerbe aber lediglich ein kleines Plus von 1,4 Prozent auf 174,4 Milliarden Euro. Das sei vor allem auf ein schwaches Gebrauchtwagengeschäft zurückzuführen. „Die Kunden sind zutiefst verunsichert, drohende Fahrverbote in den Ballungsgebieten machen gebrauchte Diesel fast unverkäuflich“, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Bei den Händlern stünden hunderttausende dieser Fahrzeuge auf Halde, die Situation sei zum Teil „existenzbedrohend“. Der Gebrauchtwagenhandel verzeichnete 2017 einen Umsatzrückgang von 1,9 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro. Dabei war das Bild zweigeteilt. Unabhängige Gebrauchtwagenhändler erlebten dabei einen Absturz ihrer Erlöse um 27 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Die Markenhändler dagegen konnten ihren Umsatz um 4,4 Prozent auf 56,2 Milliarden Euro erhöhen. Gebrauchte Diesel stehen nach Angaben des Verbands im Schnitt inzwischen rund 100 Tage beim Händler auf dem Hof, Benziner hingegen nur 80 Tage.

Umso wichtiger sei es deshalb, „dass es auf politischer Ebene in Sachen Hardware-Nachrüstung älterer Diesel schnell vorangeht“, forderte ZDK-Präsident Karpinski. Die Nachrüstung sei schließlich nichts anderes als ein Konjunkturprogramm und lohne sich damit auch für die kommende Bundesregierung. Die Einnahmen, die über die Umsatzsteuer generiert würden, könnten als Grundstock für eine staatliche Förderung der Hardware-Nachrüstung herangezogen werden, schlägt der ZDK vor. Karpinski plädiert für eine freiwillige Regelung. Viele Autofahrer werden nach seiner Einschätzung nicht nachrüsten.

Wegweisende Entscheidung in Leipzig

Die Hersteller halten indes wenig von den Forderungen nach Hardware-Nachrüstungen. „Die Autoindustrie mauert“, sagte Wilhelm Hülsdonk,der Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks. Er vertritt die Interessen des Verbands im nationalen Diesel-Forum, das den Nutzen der Nachrüstungen untersucht. Viele Fragen zur rechtlichen Umsetzbarkeit aber auch zu technischen Aspekten seien bereits geklärt, betonte Hülsdonk. „Die Pläne liegen in der Schublade.“ Die Politik könnte schneller gefordert sein, als ihr vielleicht lieb ist. Am 22. Februar wird in Leipzig vor dem Bundesverwaltungsgericht der Streit zwischen der Deutschen Umwelthilfe und den Ländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen über Diesel-Fahrverbote verhandelt. Der ZDK spricht sich gegen Fahrverbote aus.