Vom 3. bis zum 13. August soll das Zwiebelfest zum drittletzten Mal in privatwirtschaftlicher Verantwortung stattfinden. Dann will die Stadt das Fest übernehmen. Foto: Horst Rudel

Alexander Kögel, der Vorstandssprecher der City Initiative Esslingen, wehrt sich gegen die Förderung der sommerlichen Hocketse mit Steuergeldern.

Esslingen - Eigentlich sieht es so aus, als ob die Entscheidung über die Zukunft des Esslinger Zwiebelfests bereits gefallen ist. Denn eine Mehrheit des Gemeinderats scheint bereit, am Montag in der letzten Sitzung des Gremiums vor der Sommerpause die seit 32 Jahren von privaten Wirten organisierte traditionelle Sommer-Großhocketse auf dem Marktplatz in die städtische Verantwortung zu überführen.

Michael Metzler, der Chef der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (EST), hat bekanntlich dafür einen Vorschlag entwickelt. Heftige Kritik mussten er und der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger bereits dafür einstecken, dass sie das Konzept ohne Mitwirkung der bisherigen Wirte entwickelt und das Ergebnis der Presse präsentiert haben, ohne zuvor die eigentlich Betroffenen über ihre Gedankenspiele zu informieren. Mittlerweile hatte sich die Aufregung jedoch ein wenig gelegt. Doch jetzt kommt Widerstand gegen die Pläne von unvermuteter und aus Sicht von Michael Metzler und Jürgen Zieger auch äußerst unbequemer Seite.

„Der Einsatz von so viel Steuergeldern ist nicht in Ordnung“

Denn Alexander Kögel, der Vorstandssprecher der City Initiative Esslingen und als Betreiber eines großen Modegeschäfts in Esslingen selbst Mittelständler, findet nicht nur den Umgang der Stadt mit den bisherigen Zwiebelfestwirten fragwürdig. Zwar betont Kögel, dass er in diesem Fall nur für sich spreche. Aber vor allem der geplante Einsatz von Steuergeldern sei „ganz einfach nicht nachvollziehbar und auch überhaupt nicht in Ordnung“. Immerhin soll das Zwiebelfest in der dreijährigen Vorbereitungs- und Einführungsphase zwischen 2020 und 2022 mit jährlich 50 000 Euro Steuermitteln finanziert werden. Danach, so das Ziel von Jürgen Zieger, soll das Zwiebelfest ohne öffentliche Zuschüsse auskommen. Allerdings soll eine Entscheidung, ob es tatsächlich ohne Steuergelder geht, erst im Jahr 2022 fallen.

Doch schon die nun geplanten 50 000 Euro jährlicher Zuschuss, so gibt Alexander Kögel zu bedenken, stünden in keinem Verhältnis zum städtischen Zuschuss für die unter dem Dach der EST agierende City Initiative Esslingen. Der Zusammenschluss der Einzelhändler, Wirte und Gewerbetreibenden in der Stadt, der sich für die Belebung der Altstadt und einen attraktiven Händlermix einsetzt, muss mit einem jährlichen städtischen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro auskommen. Dazu gibt es dann noch 30 000 Euro für den „Wettbewerb der Quartiere“.

Alexander Kögel sieht da ein grobes Missverhältnis zwischen den Zuwendungen für die Herkules-Daueraufgabe der Aufwertung der Esslinger City im Vergleich zur geplanten Förderung für die elftägige Stadthocketse. „Man kann nur den Kopf schütteln, für was die Stadt Geld zu haben scheint“, sagt Alexander Kögel.

Weingärtner sind mit den Zwiebelfestwirten zufrieden

Auch Albrecht Sohn, der Vorsitzende der Weingärtner Esslingen, sieht die geplante Neuorganisation des Zwiebelfests kritisch. „Wir arbeiten mit den Zwiebelfestwirten gut zusammen“, betont er und fügt hinzu: „Das Zwiebelfest ist eine gute Werbeplattform für den Esslinger Wein.“ Klar sei für ihn, dass die bisherigen Wirte auch in Zukunft ein Teil der Veranstaltung sein müssten. „Ein Konzept, bei dem auswärtige Wirte zum Zug kommen, die kein so großes Interesse am Esslinger Wein haben, ist natürlich gegen unsere Interessen.“

Mittlerweile ist eine den Esslinger Fraktionen zur Verfügung gestellte Abrechnung der Zwiebelfestwirte an die Öffentlichkeit gelangt, aus der deren jährliche Kosten für die Hocketse hervorgehen. Obwohl viele der für den Auf- und Abbau notwendigen Leistungen bisher von den Wirten selber erbracht werden und sich deshalb auch nicht in der Abrechnung niederschlagen, belaufen sich die Kosten für die Organisation des Zwiebelfests auf knapp 90 000 Euro pro Jahr. Angesichts dieser Zahlen und des Versprechens, dass es sich auch Esslinger Wirte leisten können sollen, sich an der neuen Stadthocketse zu beteiligen, scheint es fraglich, ob ein von der EST organisiertes Sommerfest tatsächlich dauerhaft ohne Zuschüsse aus der Stadtkasse auskommen kann.