Für viele ein Feindbild: Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Foto: AFP

Zwischen den beiden Branchen-Giganten kracht es gewaltig: Edeka hat 160 Produkte des Herstellers Nestlé aus dem Sortiment genommen. Die Maßnahme hat allerdings keinen moralischen Hintergrund.

Hamburg/Vevey - Es ist ein Kampf wie Goliath gegen Goliath: Zwischen dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé und der Supermarktkette Edeka hängt der Haussegen mehr als schief. Edeka hat sämtliche Nestlé-Produkte aus den Regalen verbannt – 160 Stück an der Zahl. Der Grund dafür sind die Preisbedingungen des Herstellers, die sich laut der Einkaufsgruppe Agecore, neben Edeka für Coop Schweiz und Intermaché zuständig, über dem Durchschnitt befinden, wie die „Lebensmittel Zeitung“ berichtet. Bei Edeka selbst bezieht man zu den Vorgängen offiziell zwar keine Stellung, bestätigt unserer Zeitung gegenüber die Maßnahmen aber inhaltlich.

Der Nestlé-Boykott geht laut dem Medienbericht über den Bestellstopp sogar noch hinaus. Edeka plant massive Rabatt-Aktionen auf Nestlé-Produkte wie Thomy-Salatsoßen. So wolle die Hamburger Supermarktkette Druck ausüben: Durch Dumping-Preise könnten die Nestlé-Marken beim Ansehen der Kunden Schaden nehmen.

Zu den betroffenen Produkten gehören offensichtliche Nestlé-Marken wie Nescafé, aber auch Sprudel wie Vittel, Eis von Mövenpick und Schöller, Maggi-Soßen, Wagner-Pizza, Kitkat-Schokolade und viele mehr. Nach Auskunft des Schweizer Unternehmens, das mit einem Umsatz von über 70 Milliarden Euro der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt ist, finden sich 2000 Marken unter dem Nestlé-Dach.

Wasser als Menschenrecht

Die Edeka-Gruppe dagegen ist mit einem Umsatz von fast 50 Milliarden Euro die größte Supermarkt-Kette in Deutschland. Zu Edeka gehört auch der Discounter Netto.

Kritiker werfen dem Unternehmen Nestlé immer wieder einen unverantwortlichen Umgang mit Ressourcen vor. So beschuldigte die EU-Kommission den Nahrungsmittelkonzern 2013, die Grundwasservorkommen in manchen Regionen Pakistans in ausbeuterischer Weise abgepumpt zu haben, sodass der Zugang der einheimischen Bevölkerung zu Trinkwasser gefährdet worden sei. Der ehemalige Verwaltungspräsident von Nestlé, Peter Brabeck-Letmathe, sagte einmal, Wasser sei kein Menschenrecht – eine Aussage, von der er und der Konzern sich später distanzierten.