Die exorbitanten Kostensteigerungen beim Rosensteintunnel sind ein abschreckendes Beispiel für weitere unterirdische Verkehrsprojekte, meint unser Redakteur Thomas Braun.
Stuttgart - Die unendliche Geschichte des umstrittenen Großprojekts Rosensteintunnel ist um ein weiteres Kapitel reicher. Zwar ist buchstäblich Licht am Ende des Tunnels in Sicht, was die Fertigstellung der beiden 1,3 Kilometer langen Röhren zwischen Wilhelma und Löwentorkreuzung angeht: Sie sollen im September für den Verkehr freigegeben werden.
Doch der Preis für das Tunnelprojekt ist hoch. Binnen sechs Jahren seit dem Baustart 2015 steigen die einstmals auf gut 190 Millionen kalkulierten Kosten acht Mal in Folge – mittlerweile beträgt die Summe nach Recherchen unserer Zeitung deutlich mehr als das Doppelte. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Streit zwischen der Stadt und dem am Tunnelprojekt beteiligten Unternehmen Wolff & Müller, der nun offenbar außergerichtlich beigelegt werden soll. Noch bei der Vertragskündigung 2017 wähnte sich Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) zuversichtlich, millionenschwere Schadensersatzforderungen gegenüber dem Unternehmen eintreiben zu können.
Der Steuerzahler schaut in die Röhre
Die Aussicht auf ein jahrzehntelanges Verfahren mit ungewissem Ausgang und horrenden Anwaltskosten hat nun offenbar auf beiden Seiten zu der Einsicht geführt: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Auch das ortsansässige Bauunternehmen bleibt ja bei einem Vergleich auf einem Gutteil seiner Forderungen an die Stadt sitzen.
In die Röhre schaut auch der Steuerzahler. Zudem dürften sich die vielen Kritiker des Tunnelprojekts darin bestärkt fühlen, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Tunnelprojekts schon immer angezweifelt haben. Für künftige Investitionen in Infrastruktur und Verkehr lässt das Beispiel Rosensteintunnel jedenfalls Schlimmes befürchten. Das müsste auch all jenen zu denken geben, die die Verkehrsprobleme in der Stadt auch jetzt noch mit immer neuen Tunnelprojekten – Stichwort Filderauffahrt– lösen möchten.