Der Pflegestützpunkt im Landkreis Göppingen berichtet von einer rasant steigenden Zahl an Beratungsgesprächen und Hausbesuchen. Das kostenlose Angebot steht allen Betroffenen und Angehörigen offen.
Die Arbeit des Pflegestützpunkts im Landkreis Göppingen wird immer wichtiger, der Beratungsbedarf steigt Jahr für Jahr. Das wurde jetzt im Sozialausschuss des Kreistags deutlich, wo Heike Kuhn vom Standort Göppingen des Stützpunkts über die aktuelle Situation berichtete. Die Einrichtung bietet nach eigener Darstellung „umfassenden Rat und Unterstützung zur pflegerischen Versorgung“. Denn: „Häufig fehlen Informationen über unser Pflegesystem und die damit verbundenen Unterstützungsmöglichkeiten.“
Die Zahlen und Schaubilder, die Kuhn im Gepäck hatte, zeigten anschaulich, wie wichtig und gefragt die Arbeit des Pflegestützpunkts mit seinen beiden Standorten in Göppingen und Geislingen ist: So ist die Zahl der Beratungskontakte im vergangenen Jahr auf 5436 gestiegen, im Vorjahr waren es noch 3898, im Jahr 2021 nur 2340 gewesen. Ähnlich verhält es sich bei den Hausbesuchen: Deren Zahl stieg von 45 im Jahr 2021 auf 322 im vergangenen Jahr. Gründe für die verstärkte Nachfrage und den Beratungsbedarf gibt es einige. So wurde durch eine Personalaufstockung die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert, wodurch das Angebot im Landkreis bekannter wurde. Auch wurde so die Vernetzung mit den Kliniken verbessert. Das Personal war aufgestockt worden, um dem Grundsatz der „wohnortnahen Beratung“ gerecht zu werden. Am Göppinger Standort arbeiten drei Mitarbeiterinnen mit insgesamt 2,35 Stellen, in Geislingen sind es zwei Vollzeitstellen.
Alternde Gesellschaft führt zu einem Anstieg der Pflegebedürftigen
Der Bedarf zur Beratung ist ganz offensichtlich da. Durch die verbesserten Rahmenbedingungen kann er nun besser gedeckt werden. Heike Kuhn hat aufgelistet, welche Entwicklungen zu einem weiteren Anstieg führen werden: Da ist zum einen die alternde Gesellschaft, die führt wiederum zu einem Anstieg der Pflegebedürftigen im Landkreis. Hier wird laut Kuhn bis zum Jahr 2040 eine Steigerung um 23 Prozent erwartet. Im Gegenzug gibt es jedoch durch den Fachkräftemangel in der Pflege nur eine begrenzte Verfügbarkeit von Dienstleistern. Hinzu kommen schließlich veränderte familiäre Strukturen.
Gründe für eine zeitintensive Beratung und Begleitung der Ratsuchenden gibt es laut Kuhn einige. Dazu gehörten der Anstieg „psychosozialer Entlastungsgespräche“, die zunehmende Überforderung von Betroffenen und deren Angehörigen sowie das Bestehen vielfältiger Problemlagen und die Notwendigkeit einer Übernahme einer anwaltlichen Funktion durch den Pflegestützpunkt. „Fehlende Versorgungsstrukturen, auch aufgrund des Fachkräftemangels, verschärfen häufig die Pflegesituationen. Bedarfsentwicklungen und Versorgungslücken werden hierbei sichtbar. Zudem erfordern komplexe Fallkonstellationen und Hilfebedarfe vermehrt die enge Zusammenarbeit mit der Eingliederungshilfe und Hilfe zur Pflege.“ Fallbesprechungen und gemeinsame Hausbesuche seien deshalb häufig notwendig.
Bei 60 Prozent der Ratsuchenden handelt es sich um Angehörige von Pflegebedürftigen. In 29 Prozent der Fälle haben sich die Klienten selbst an den Pflegestützpunkt gewandt, in vier Prozent waren es Freunde oder Bekannte. Die restlichen Beratungen verteilten sich auf Kliniken, Ärztinnen und Ärzte, Pflegedienste, Behörden und Ämter sowie andere Beratungsstellen.
Bei den jüngsten Haushaltsberatungen wollten die Freien Wähler im Kreistag auch den Pflegestützpunkt zur Disposition stellen und hatten eine „kritische Überprüfung“ beantragt, ob der Pflegestützpunkt als Pflichtaufgabe oder als freiwillige Leistung des Landkreises anzusehen ist.
Das Kreissozialamt hat in der Beratungsunterlage für den Sozialausschuss jedoch klargestellt, bei der Pflegeberatung handele es sich um die Erfüllung einer „weisungsfreien Pflichtaufgabe“. Bei einer personellen Reduzierung wären Betroffene und deren Angehörige über Versorgungsstrukturen und Finanzierungsmöglichkeiten nicht ausreichend informiert. „Demzufolge könnten Leistungen, die dem Betroffenen gesetzlich zustehen und erforderlich sind, nicht in Anspruch genommen werden. Bei einem Personalabbau wären zudem lange Wartezeiten zu erwarten.“ Die gesetzlichen Pflege- und Krankenkassen übernehmen die Gesamtkosten zu zwei Dritteln, der Landkreis zu einem weiteren Drittel.
Kostenlose und neutrale Beratung
Fragen
Im Pflegestützpunkt des Landkreises werden diese Fragen beantwortet: Wie kann es weitergehen? Welche Möglichkeiten der Unterstützung im Alltag gibt es? Welche finanziellen Hilfen stehen zur Verfügung? Wo finde ich weitere fachkundige Ansprechpartner? Wie können Angehörige entlastet werden?
Hilfe
Die kostenlose und neutrale Beratung informiert über Leistungen der Pflege- und Krankenversicherung, vorhandene Hilfs- und Entlastungsangebote, ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen, weitere finanzielle Hilfen, Hilfsmittel oder auch rechtliche Möglichkeiten im Bereich der schriftlichen Vorsorge.
Stützpunkt
Der Standort Göppingen ist im Landratsamt, Lorcher Straße 6, im Bauteil B in den Zimmern E 84 und E 85/86. Weitere Infos unter 0 71 61/ 20 240 -22/-23/-24, E-Mail pflegestuetzpunkt@lkgp.de oder im Netz unter ww.psp-gp.de.
Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Stelle von Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr, Montag, Dienstag, Donnerstag zusätzlich von 14 Uhr bis 15 Uhr. Beraten wird telefonisch, persönlich im Pflegestützpunkt oder bei Bedarf auch zu Hause.