Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich vor einigen Wochen im Stuttgarter Daimler-Werk über Dieselmotoren. Foto: dpa

Daimler-Chef Zetsche hat sich dafür ausgesprochen, dass die Besitzer von Euro-5-Dieseln ihre Fahrzeuge kostenlos umrüsten lassen können. Richtig so, meint Anne Guhlich. Die Industrie habe dem Diesel durch ihr Bremsen beim Thema Nachrüstung selbst geschadet.

Stuttgart - Die Diskussion um Fahrverbote hat die Akzeptanz von Dieselfahrzeugen schwer beeinträchtigt. Die Wirkung des Beschlusses zum Diesel-Fahverbot sei verheerend, schrieb der Bosch-Aufsichtsratsvorsitzende Franz Fehrenbach im Februar in einem zornigen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Wut schien verständlich. Schließlich ist die Dieseltechnologie eine baden-württembergische Kernkompetenz. Bei Autoherstellern und Zulieferern im Land hängen zig Tausende Jobs davon ab.

Die Industrie hat zunächst beteuert, Umrüstungen seien nicht möglich

Umso drängender stellt sich jetzt die Frage, warum es die Industrie überhaupt so weit hat kommen lassen. Denn warum kamen die Fahrverbote überhaupt erst ins Spiel? Weil die Industrie zuvor stets beteuert hat, dass Umrüstungen nicht möglich seien. Klar, die Hersteller hätten die Ressourcen lieber in die Zukunft investiert als sich mit bereits verkauften Euro-5-Dieseln zu beschäftigten. Schließlich steht die Branche vor einem nie dagewesenen Wandel. Aber die Umsätze der Zukunft müssen aus den Umsätzen der Gegenwart finanziert werden. Genau diesem Geschäft aber hat die Industrie durch ihre Hinhaltetaktik selbst geschadet – und muss sich jetzt, da Umrüstungen plötzlich machbar und finanzierbar scheinen, die Frage gefallen lassen, warum sie, statt Briefe zu schreiben, nicht einfach gleich aktiv geworden ist.