Großbaustelle Rosensteintunnel. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Augen zu und durch – nach dieser Devise wird mit dem Rosensteintunnel wieder ein Großprojekt zu Ende gebracht. Die Bürger vom Nutzen der Projekte zu überzeugen, wird unter diesen finanziellen Vorzeichen immer schwerer, meint Thomas Braun.

Stuttgart - Kritiker des lange Zeit heftig umstrittenen Verkehrsprojekts hatten es schon immer geahnt: Der Rosensteintunnel, vor sieben Jahren von einer breiten Gemeinderatsmehrheit beschlossen, wird am Ende viel teurer als kalkuliert. Eine Kostensteigerung um 74 Prozent seit 2012 ist kein Pappenstiel – auch gemessen an einem anderen Großprojekt in der Stadt, das mittlerweile satte 82 Prozent mehr kostet als noch bei der Volksabstimmung über Stuttgart 21 behauptet.

Für 330 Millionen Euro hätte man das Stadtbahn- und Busnetz ausbauen können

Insbesondere den Sozialdemokraten, deren Veteranen im Gemeinderat seinerzeit wie auch bei Stuttgart 21 gegen erheblichen Widerstand der Parteibasis dem Rosensteintunnel zu einer politischen Mehrheit verholfen haben, sollte die Entwicklung zu denken geben. Heutzutage setzen die Genossen in der SPD-Gemeinderatsfraktion ihr Hauptaugenmerk ja eher auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Für 330 Millionen Euro hätte man nicht nur das Stadtbahn- und Busnetz ausbauen, sondern auch das von der SPD geforderte 365-Euro-Nahverkehrsticket problemlos einführen können.

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Jetzt hilft alles nichts: Auch dieses Tunnelprojekt ist zu weit fortgeschritten, als dass ein Stopp noch zu verantworten wäre. Für künftige Investitionen in Infrastruktur und Verkehr lässt das Beispiel Rosensteintunnel Schlimmes befürchten. Mag es auch objektiv schwer beeinflussbare Gründe für die Kostenexplosion beim Rosensteintunnel geben: Unter diesen finanziellen Vorzeichen wird es für die Politik immer schwerer, steuerzahlende Bürger vom vermeintlichen oder tatsächlichen Nutzen solcher Großprojekte zu überzeugen.