Wie viel Pumuckl wohl rumhüpfen musste, um so schlank zu werden? Foto: Kosmos Verlag

Biene Maja hat es vorgemacht, jetzt ist auch Pumuckl in seinem neuen Buch dünner geworden. Ein besorgniserregender Trend?

Stuttgart - Gemütlich schaukelt Pumuckl in seiner Hängematte, rötlich glänzen die Pausbacken, unter dem gelben Oberteil blitzt der kleine Kugelbauch hervor. Damit ist jetzt Schluss! Für ein neues Buch hat Illustrator Jan Saße (39) dem rebellierenden Kobold eine Schlankheitskur verpasst. Nicht der erste Kinderbuchheld, der abspeckt: Für die digitale Version von Biene Maja verlor diese ordentlich Hüftgold. Für Psychotherapeutin Susanne Egert von der Evangelischen Jugendhilfe Rendsburg ist das kein Grund zur Sorge: „Zeichentrickfiguren werden weniger nachgeahmt als reale Menschen.“

Der Stuttgarter Kosmos-Verlag hat den 95. Geburtstag der Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut am 17. November und das Erscheinen des ersten Pumuckl-Buchs vor 50 Jahren zum Anlass für eine Neuauflage genommen. „Es wurde in der Vergangenheit immer wieder der Wunsch laut, eine farbige Ausgabe des Pumuckl zu haben - denn die Texte sind nach wie vor aktuell“, sagt Verlagssprecherin Stefanie Käfferlein.

Schlanker Kobold mit rotem Wuschelkopf

Vorgaben habe Illustrator Saße nicht bekommen. Sein Job sei es gewesen, dass Pumuckl moderner wird, ihn Erwachsene aber immer noch wiedererkennen. Herausgekommen ist ein schlanker Kobold mit rotem Wuschelschopf, zwischen gelbem Shirt und grüner Hose ist immer noch Bauch zu sehen - der ist allerdings deutlich flacher als früher. „Ich sollte ihn dynamischer zeichnen. Ich habe mich an meinen sportlichen Söhnen orientiert“, sagte Saße der „Bild“-Zeitung.

Claudia Steinke, Lektorin aus der Kinder- und Jugendbuchredaktion, sagt: „Ich hoffe, dass jetzt nicht nur über Pumuckls Body-Mass-Index gesprochen wird.“ Die Geschichten seien noch genauso aktuell wie in der bekannten TV-Serie aus den 80er Jahren. Auch die Bücher, die Kosmos seit 1991 verantwortet, verkauften sich gleichbleibend gut.

Psychotherapeutin Egert sagt, der neue Pumuckl entspreche nicht mehr dem Kindchen-Schema, sondern eher älteren Kindern. Vielleicht erreiche er so auch eine andere Zielgruppe. Die neue Version sei aber nicht so spindeldürr, dass die Gefahr bestehe, junge Leser könnten Krankheiten wie Magersucht bekommen. Wichtig sei, dass der Kobold jetzt nicht spektakulärere Abenteuer erlebe. Das sei nicht der Fall, entgegnet Lektorin Steinke. Der Text bleibe der alte, nur die Rechtschreibung sei „behutsam“ der neuen angepasst worden.

Pumuckls Plautze sei doch niedlich gewesen

Mit Blick auf den hageren Pumuckl beruhigt Katja Imhof-Staßny von der Deutschen Kindermedienstiftung Goldener Spatz: „Es gibt noch Gegenbeispiele.“ Viele Filmemacher achteten beispielsweise sehr darauf, unterschiedliche Figuren darzustellen: vom sportlich-durchtrainierten Typen bis zum Chips-Esser, der dicker ist.

Mit „Winnetous Sohn“ sei im Frühjahr ein Film in die deutschen Kinos gekommen, bei dem bewusst ein etwas fülligerer Junge am Ende eine Hauptrolle in einem Indianerfilm gewinne. „Das traut der Zuschauer ihm am Anfang nicht zu, aber mit Mut und Willenskraft schafft er es.“

Generell gebe es gute Medienformate, die kindgerecht die Themen Ernährung und Bewegung aufbereiteten. „Es ist ja der Trend, dass sich Kinder weniger bewegen und infolgedessen früher krank werden. Da kann man sicher noch mehr machen“, so Imhof-Staßny. Gerade Pumuckls Plautze sei doch niedlich gewesen. „Die hat ihn sehr sympathisch gemacht.“ Für den Verlag ist das natürlich eine willkommene Werbung. Erst am 11. September soll das neue Buch erscheinen, Käfferlein liegt noch keine gedruckte Version vor. Aber alle reden schon mal drüber.