Marc Löffler und seine Frau Maya Farouk bereiten die ägyptischen Speisen für das Fastenbrechen vor. Foto: Max Kovalenko

Für gläubige Muslime ist das Fasten während des Ramadan ganz selbstverständlich. Marc Löffler ist Deutscher, doch auch er befolgt seit zehn Jahren die Regeln des Koran.

Kornwestheim - Hin und wieder passiert es Marc Löffler, dass er automatisch zur Wasserflasche greifen will. Bei den heißen Temperaturen fällt es schwer, nichts zu trinken. Auf Essen dagegen kann er ohne Probleme verzichten. „Mein Körper braucht nicht mal einen Tag, um sich auf das Fasten einzustellen“, sagt der 31-Jährige. Tagsüber lenke er sich mit Arbeit ab, abends halten ihn seine Kinder auf Trab. Selbst auf Sport verzichtet er nicht.

Am Dienstag hat der Ramadan begonnen, was für gläubige Muslime der Verzicht auf Speisen und Getränke von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bedeutet. Marc Löffler ist einer von ihnen, obwohl er Deutscher ist und im katholischen Glauben erzogen wurde. Aus Liebe zu seiner ägyptischen Frau Maya Farouk konvertierte er vor zehn Jahren zum Islam. Seitdem gehört der Fastenmonat – neben dem Verzicht auf Schweinefleisch und Moschee-Besuchen – zu seinem Leben dazu. „Für meine Freunde und Familie war das kein Problem, weil ich mich nicht verbogen habe und immer noch derselbe bin“, sagt er. Früher war er Ministrant in der katholischen Kirche, als Student spielte die Kirche keine große Rolle mehr in seinem Leben. Doch seit er dem Islam beigetreten ist, besucht er gerne eine Moschee zum Beten, wenn es die Zeit zulässt.

Die Vorbereitungen für das Fastenbrechen am Abend laufen bereits auf Hochtouren. Es gibt Sambousek – mit Hackfleisch und Käse gefüllte Teigtaschen – , Nudeln in Béchamelsauce und panierte Rindfleischscheiben. Maya Farouk hantiert schon seit dem Vormittag in der Küche herum, telefoniert zwischendurch immer wieder mit den ägyptischen Verwandten, um sich Tipps für die Zubereitung zu holen. „Mein Mann und ich sind beide keine besonders guten Köche“, gibt sie zu. Ihre Schwestern bereiten während des Ramadan jeden Abend ägyptische Köstlichkeiten zu, bei Familie Löffler/Farouk gibt es dagegen meistens nur deutsches Abendbrot. „Wenn man den ganzen Tag nichts isst, kann man abends auch keine großen Mengen essen“, sagt Marc Löffler.

„In Ägypten macht man die Nacht zum Tag“

Die Familie in Kairo hat um 19 Uhr bereits Hunger und Durst gestillt, doch Maya Farouk und Marc Löffler müssen noch bis 21.30 Uhr ausharren, da die Sonne vor den Fenstern ihrer Vier-Zimmer-Wohnung in Kornwestheim erst dann unter geht. „Meine Familie hat mich schon angerufen und neidisch gemacht, weil das Essen so gut geschmeckt hat“, sagt Maya Farouk. Im Alter von 22 Jahren lernte die heute 33-Jährige ihren Mann kennen, der gerade Urlaub in Kairo machte. Ein Jahr später heiratete das Paar und sie zog zu ihm nach Deutschland. Während des Ramadan fehlen ihr Heimat und Familie besonders. In den Jahren zuvor fiel der Fastenmonat in die Sommerferien, die sie zusammen mit ihrem achtjährigen Sohn und der vierjährigen Tochter immer in der Heimat verbringt. „Im Urlaub fällt das Fasten natürlich auch viel leichter“, sagt Marc Löffler.

Durch langes Ausschlafen, einen gemütlichen Tagesablauf und den frühen Sonnenuntergang ist der Verzicht erträglich. „In Ägypten macht man sowieso die Nacht zum Tag“, sagt er. Das Fastenbrechen feiere man dann mit Festen und Familienzusammenkünften. Sogar der achtjährige Sohn Karim versuchte es dort mit halbtägigem Fasten. „Hier in Deutschland wäre das unmöglich, schließlich soll die Schule nicht darunter leiden“, so sein Vater. Die Kinder wachsen zweisprachig und in dem Bewusstsein auf, dass sie Familie in Deutschland und Ägypten haben, die sie so oft wie möglich besuchen.

„Einen Ausflug in die Wüste haben wir bereits abgesagt“

Als Chef der Finanzverwaltung einer Stadt im Landkreis Ludwigsburg kann Marc Löffler seine Familie nicht immer nach Ägypten begleiten. Da die Reise auch in diesem Jahr bald bevor steht, verfolgt er die Unruhen in dem Land mit großer Besorgnis: „Einen Ausflug in die Wüste haben wir bereits abgesagt, aber wenn es so bleibt wie jetzt, werden sie schon fliegen können.“ Im vergangenen Jahr sei ihm die Lage unsicherer vorgekommen, dennoch verbrachte seine Frau ein halbes Jahr dort, der Sohn besuchte in der Zeit eine deutsche Schule in Kairo.

Sowohl in Ägypten als auch in Deutschland feiert die Familie christliche Feiertage wie Ostern oder Weihnachten. „Da geht es aber mehr um die Geschenke“, sagt Marc Löffler. Das Fasten zum Ramadan bedeute für ihn dagegen Besinnung auf das Wesentliche. Durch den Verzicht und die Enthaltsamkeit denke er über Menschen nach, die nicht alles im Überfluss haben. „Man weiß vieles wieder mehr zu schätzen“, sagt er. Das christliche Fasten wäre für ihn dagegen eine Qual: „Beim Ramadan darf ich immer noch essen, was ich will.“

Auf das dreitägige Zuckerfest zum Ende des Ramadan verzichtet die Familie. „In den muslimischen Ländern wird das groß gefeiert, aber hier bekommt man davon kaum etwas mit“, sagt Marc Löffler. Deshalb werden bei der deutsch-ägyptischen Familie vor allem diejenigen vom Ende des Ramadan profitieren, die gar nicht gefastet haben: Die Kinder bekommen traditionell neue Kleidung und Spielsachen geschenkt.