Aldina und Niyazi Sari (von links) übernehmen den Betrieb von Thomas und Ute Glaser. Foto: Heinz Heiss

Wärmepumpen, Solaranlagen und Badezimmer – damit hat sich Thomas Glaser in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) Jahrzehnte beschäftigt. Jetzt übergibt er seine Firma an Niyazi Sari. Wie es dazu kam und warum die Nachfolge für beide ein Glücksfall ist.

„Ich kenne viele Handwerksbetriebe, die schließen mussten, weil sich kein Nachfolger fand“, sagt Thomas Glaser. Der Heizungsbaumeister aus Kornwestheim wollte seinen zwölf Mitarbeitern dieses Schicksal ersparen und hat sich gemeinsam mit seiner Frau schon vor Jahren auf die anstehenden Betriebsübergabe von Glaser Haustechnik vorbereitet. Nun haben sie ihren Betrieb dem ehemaligen Lehrling Niyazi Sari und dessen Frau übergeben.

 

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen Branchenzahlen. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, Peter Friedrich, stellte 2024 fest, dass fast ein Viertel der 32 044 Betriebe, nämlich 8000 in der Region Stuttgart, in den nächsten fünf Jahren eine Betriebsnachfolge suchen. „Es braucht dringend mehr qualifiziertes Personal in den so genannten Klimaberufen.“ Unter anderem sind davon Betriebe wie der in Kornwestheim betroffen.

Eckpfeiler für Übergabe

„Letztlich hatten wir Glück mit Niyazi Sari jemanden zu finden, der zum Betrieb passt. Aber wir haben schon früh die Beratung der Handwerkskammer in Anspruch genommen und das hat uns sehr geholfen, die groben Eckpfeiler für die Übergabe festzulegen“, sagt Ute Glaser.

Mehr als 30 Jahre lang haben die Glasers den Handwerksbetrieb geführt, der vom Bad über Heizungstechnik bis Solaranlagen eine große Angebotspalette hat. Mit viel Herzblut haben sie das Unternehmen geführt. „Ich habe früher den ganzen Samstag und den halben Sonntag gearbeitet“, erinnert sich Thomas Glaser. Nun sei es Zeit sich zurückzuziehen. Auch wenn Ute Glaser noch im Betrieb bleibt, will ihr Mann sich komplett rausnehmen. „Ein klarer Cut ist wichtig. Mein Nachfolger muss sein eigenes Ding machen können“, sagt Thomas Glaser. Weil es für Glaser ein wirklicher Schlussstrich sein soll, kam auch die Nachfolge innerhalb der Familie nicht infrage.

Betriebsübergabe außerhalb der Familie

Zwar habe eine Tochter des Paars die passende Ausbildung, neben entgegenstehenden persönlichen Gründen sahen Glasers in einem solchen Fall auch die Gefahr, weiter zu stark involviert zu sein. „So richtig raus wäre mein Mann dann nie“, sagt Ute Glaser.

Die Paare Glaser und Sari arbeiten für die Betriebsübergabe eng zusammen. Foto: Heinz Heiss

Sari, der nach der Lehre fortging und vor mehr als einem Jahr als Meister wieder kam, weiß das zu schätzen: „Einerseits ist es toll, jemanden wie Thomas mit der Erfahrung in der Hinterhand zu haben, andererseits hat er mich schon die letzte Zeit die Sachen so machen lassen, wie ich das für richtig halte.“ Glaser findet, dass Offenheit wichtig ist, bei der Betriebsübergabe.

Auch wenn die Firma weiter Glaser heißen werde, liegt sie nun komplett in Saris Händen. „Ich habe nicht immer alles richtig gemacht in den letzten Jahrzehnten. Auch für ihn ist es wichtig, eigene Fehler zu machen und daraus zu lernen.“ Es gehöre dazu auch neue Wege zu gehen, die vielleicht nicht immer gleich populär seien. So erinnert sich Ute Glaser, dass man in Kornwestheim Anfang der 1990er-Jahre belächelt worden sei, als man im Betrieb anfing, auf Solaranlagen zu setzen.

Für die Saris – auch Ehefrau Aldina steigt in den Betrieb ein und wird von Ute Glaser in der Buchhaltung angelernt – fühlt es sich schon wie ihr Betrieb an. Die kleinen Kinder der beiden sind regelmäßig vor Ort. Die Gefahr, dass Thomas Glaser sich aus dem Ruhestand aus Langeweile einmischt, scheint nicht gegeben. Er freut sich darauf, mehr Zeit für sein Hobby als Jäger und die Waldbewirtschaftung zu haben. „Außerdem werde ich jetzt daheim den Haushalt machen und meine Frau bekochen“, verspricht Thomas Glaser.