Uli Gsell (links) zeigt, wie’s geht: Der Bildhauer leitete einen Workshop der Städtische Galerie. Foto:  

Der Bildhauer Uli Gsell hat im Rahmen der De-Vries-Ausstellung einen Einblick in seine Kunst gegeben.

Kornwestheim - Kann ein Stein nach Tier riechen? Immerhin bestehe Gestein auch aus organischen oder anorganischen Ausscheidungen oder Rückständen von Lebewesen, sodass ein gewisser schwefeliger Geruch durchaus wahrnehmbar sei, erklärte Uli Gsell, Dozent, Steinbildhauer und Künstler. Er leitete einen Workshop, zu dem die Städtische Galerie im Rahmen der Ausstellung „herman de vries – parts of a whole“ eingeladen hatte.

Gsell wurde in Stuttgart geboren und hat die Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und an der Escuela Nacional de Artes Plasticas in Mexiko erlernt. Er hat in renommierten Galerien ausgestellt, seit 2015 ist er auch Dozent für Bildhauerei an der Freien Kunstschule Stuttgart.

Um klassische Steinbildhauerei und die Schaffung von Skulpturen ging es während des Workshops nicht, sondern um das Material Natur- und Sandstein und die künstlerische Bearbeitung. Das Interesse war allerdings sehr verhalten. Nur ein einziger Teilnehmer interessierte sich dafür, gemeinsam mit dem Künstler diesen Urstoff zu entdecken und mit passendem Werkzeug fachgerecht zu spalten.

Der abgestufte Eingang vor dem Kleihues-Bau eignete sich ideal als Arbeits- und Präsentationsfläche für die Vielfalt der von Uli Gsell mitgebrachten Steine: Edel glänzender polierter weißer Alabaster, grauer Basalt mit dezenter Struktur, dekorativer türkischer Lava, fein- und grobkörniger Granit aus Sachsen oder Travertin aus Cannstatt, der überwiegend aus porösem Kalkstein von heller, meist gelblicher bis brauner Farbe besteht und in den Warmzeiten des Pleistozäns an den Cannstatter und Stuttgarter Mineralquellen entstand. Auch die Außenfassade der Städtischen Galerie sei mit dem heimischen Travertin verkleidet worden, da es dem Architekten Josef Paul Kleihues wichtig gewesen sei, den Bezug zur Region auch optisch darzustellen, erzählte Gsell. Werkzeug zum Bearbeiten des Gesteins, verschiedene Eisen zum Eintreiben und Spalten sowie die unbedingt notwendige Sicherheitsausrüstung hatte Gsell auch mitgebracht. „Die Schutzbrille soll die Augen nicht nur vor dem abgeschlagenen Steinsplitt schützen, sondern auch vor Metallteilchen, die sich am Werkzeug beim Einschlagen in den Stein lösen können“, erklärte der Experte.

„Der Stein lebt“, sagte der Bildhauer, während er ein Loch in einen Steinbrocken schlug, und das sei auch durchaus zu schmecken. Ein Teilnehmer schnupperte bereitwillig an der herausgeschlagenen Bruchstelle und war fest davon überzeugt, einen fischigen Geruch wahrzunehmen. Gsell zeigte, wie ein Stein fachgerecht gespalten wird, ohne dass er vorschnell zerbricht. Zuerst werden in regelmäßigen Abständen Löcher entlang der Spaltlinie in den Stein gebohrt und in diese Treibkeile gesetzt, die vorsichtig mit dem Hammer weiter eingeschlagen werden. Der Stein arbeitet und nach einiger Zeit zeigt sich ein Riss an der Oberfläche. Mit wenig Kraftaufwand lässt sich nun der Stein sauber trennen und, wenn gewünscht, künstlerisch weiter bearbeiten.

Info:

Die Ausstellung „herman de vries – parts of a whole“ ist noch bis zum 13. September zu sehen.