Die alte Römerstraße an der Realschule: Sie soll durch der neuen Erschließungsstraße nicht tangiert werden. Foto: Archiv/Lucca Schönthaler

Die Pläne für eine Erschließungsstraße vorbei an der Realschule stoßen auf Kritik. Wie auch der Standort für das kleine Kraftwerk jetzt in Frage gestellt wird.

Kornwestheim - Die Stadtwerke wollen südlich der Sporthalle der Theodor-Heuss-Realschule eine Heizzentrale bauen, die mit Erdgas und Holz betrieben werden soll. Dem Standort haben die Stadträte bereits vor drei Jahren zugestimmt. Aber wie erreichen die Lkw, die das Holz anliefern, die Energiezentrale? Ganz einfach: über die Straße, die zur Theodor-Heuss-Realschule führt und die bis zu dem kleinen Kraftwerk verlängert wird. Das schlägt die Stadtverwaltung vor, aber die Stadträte sehen diese Pläne kritisch, wie die Diskussion im Ausschuss für Umwelt und Technik zeigte.

 

Die Energiezentrale ist notwendig, um den Kornwestheimer Süden mit Fernwärme zu versorgen. Sie wird auch gebraucht, um den Anteil von regenerativer Energie bei der Strom- und Wärmeproduktion zu erhöhen – im Verbundnetz Kornwestheim von derzeit 35 auf künftig 68 Prozent. Der geplante Holzkessel hat eine Leistung von vier, das Blockheizkraft von 2,2 Megawatt. Im Sommer des kommenden Jahres soll mit dem Bau begonnen werden, die Zufahrtsstraße soll schon zum Jahresbeginn erstellt werden.

Das Areal südlich der Realschule ist ein Kompromiss. Lieber hätte der Erste Bürgermeister Daniel Güthler die Energiezentrale am Hornbergdurchlass errichtet. Aber: Das dort auserwählte Grundstück muss laut der Region freigehalten werden für den Fall, dass der Nordostring gebaut wird. Schon vor drei Jahren haben sich die Stadträte deshalb auf die Fläche an der Schule verständigt. Mittlerweile sind sie damit aber nicht mehr glücklich. Verbaut sich die Stadt damit möglicherweise nicht die Flächen, die sie für den Schulcampus Ost – er wird bekanntlich um eine Grund- und die Gemeinschaftsschule erweitert – benötigt? Diese Frage wurde in der AUT-Sitzung mehrfach formuliert. Nein, antwortete Daniel Güthler. In der Diskussion sei derzeit ein Abriss der Realschulsporthalle, um dort ein mehrgeschossiges Schulgebäude samt neuer Sportstätte zu errichten. Auch der benachbarte Bolzplatz käme als Baugrundstück in Frage. Architekten sollen in einem Wettbewerb Vorschläge erarbeiten, wie sie die Gebäude positionieren und gestalten würden. Aber das Gelände der Energiezentrale, so Güthler, werde definitiv nicht benötigt. Gleichwohl: Eine Schule direkt neben einem Industriegebäude sei nicht glücklich, kritisierten Stadträte.

Die Stadtwerke gehen davon aus, dass zwei Lkw-Fuhren pro Tag notwendig sein werden, um die Energiezentrale mit dem notwendigen Material zu versorgen – und das auch nur in den Wintermonaten von Oktober bis April. Sie würden am Haupteingang der Realschule vorbeifahren, hinterm Schulhof rechts abbiegen und bis zum Gelände an der B 27 fahren. Schulleiter Boris Rupnow habe im Gespräch mit ihm, so berichtete Güthler den Stadträten, Bedenken geäußert. Das könne zu einer Gefährdung der Schüler führen. Der Bürgermeister hofft, die Gefahren minimieren zu können, indem Zeiten festgelegt werden, zu denen die Laster vorfahren, indem die Stellplätze für die Fahrräder von der Ost- auf die West- und damit die Schulseite der Straße verlegt werden und indem eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Kilometer pro Stunde angeordnet wird. SPD-Stadtrat Robert Müller schlug vor, die Straße auf die Ostseite der Parkplätze zu verlegen. Das, sagt Güthler, würde aber die Kosten deutlich erhöhen. Und er frage sich, ob das wegen zwei Lkw am Tag wirklich notwendig sei. Die Idee, mit der neuen Straße auch einen Wendehammer für Eltern zu bauen, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, will Güthler nicht weiter verfolgen. Die Stadt wolle die Eltern auch nicht dazu verleiten, ihre Kinder zur Schule zu kutschieren.

Keine Frage: Die neue, 62 Meter lange Erschließungsstraße zur Heizzentrale wird die alte Römerstraße kreuzen. Das freigelegte Stück wird aber nicht tangiert. Das Denkmalschutzamt habe der Planung zugestimmt, berichtete Dirk Maisenhölder, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen.

Weil noch viele Fragen offen waren, vertagte der Ausschuss für Umwelt und Technik das Thema auf den Oktober. Dann will der Erste Bürgermeister Daniel Güthler noch einmal dafür werben, die Straße so zu bauen, wie es derzeit vorgesehen ist.