Das „Juz“ hat zu, die Jugendsozialarbeiter helfen, wo sie können. Zukunftsängste haben Jugendliche dennoch.
Herr Christ, welche Angebote bieten Sie und ihr Team aktuell im Juz an?
Wir dürfen nur Angebote machen, die laut Paragraf 13 des Sozialgesetzbuchs 8 unter die klassische Jugendhilfe fallen.
Was fällt unter die Jugendhilfe?
Das ist die Hilfe für Jugendliche bei verschiedenen sozialen Problemen, die ihren Alltag erleichtert. Zum Beispiel, wenn sie keinen sozialen Anschluss finden, Probleme in der Schule oder mit der Polizei haben.
Wie sehen die Angebote derzeit aus?
Es gibt drei Eckpfeiler. Zum einen bieten wir die klassische Einzelfallhilfe an. Wenn eine Jugendliche oder ein Jugendlicher ein konkretes Problem hat wie zum Beispiel eine Bewerbung, Anträge für das Arbeitsamt oder für das Bafög. Zudem können diejenigen vorbeikommen, die einfach Redebedarf haben. Die aktuelle Situation ist psychisch sehr belastend und da wollen mit einem offenen Ohr da sein. Es geht in diesen Fällen nicht um konkrete Anliegen oder Problemlagen. Es reicht auch, wenn es den Jugendlichen nicht gut geht oder sie jemanden zum Quatschen brauchen.
Und der dritte Eckpfeiler?
Das sind die sogenannten Bildungsangebote. Das sind derzeit vier Angebote, die wöchentlich im Rotationsprinzip stattfinden und zu denen sich die Jugendlichen anmelden können. Außerdem gehen wir auf die individuellen Wünsche der Jugendlichen ein und versuchen in unregelmäßigen Abständen, diese Vorschläge in konkrete neue Angebote umzusetzen.
Und was steht auf dem Programm?
Es gibt den Wahrnehmungsworkshop. Dort reden wir mit den Jugendlichen darüber, was Selbstwahrnehmung ist. Wie nehme ich mich wahr, wie nehmen mich andere wahr und welchen Zusammenhang gibt es dabei. Zudem können sie in die offene Sprechstunde kommen, wenn sie zum Beispiel einen Ausbildungsplatz suchen, Fragen zu einer weiterführenden Schule haben oder Hilfe bei ihrem Berichtsheft brauchen.
Welche sind die weiteren?
Beim Wohlfühlcheck reden wir mit den Jugendlichen über die Themen, die sie beschäftigen. Und als viertes bieten wir einen Workshop für Zeitmanagement an. Wir plaudern wir darüber, wie unser Alltag läuft, reden über Verpflichtungen, die der Alltag mit sich bringt. Und wir wollen die Jugendlichen dabei unterstützen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten.
Wie ist Resonanz bei den Jugendlichen?
Bei den Bildungsangeboten ist sie nicht allzu gut. Sie haben einen verpflichtenden Charakter, das wirkt auf viele Jugendliche abschreckend. Wir wollen sie aber trotzdem weiterführen. Aber der Redebedarf ist groß. Die Gespräche in der Einzelfallberatung sind sehr gefragt. Da sind wir jeden Tag ausgebucht.
Welche sind die häufigsten Probleme der jungen Leute, die ins Juz kommen?
Neben allgemeiner Unsicherheit und einer Belastung durch fehlende soziale Kontakte ist es den Jugendlichen wichtig, dass sie nicht vergessen werden. Die Wahrnehmung der Jugendlichen ist, dass politisch viel passiert, worauf sie keinen Einfluss haben. Es gibt ein gewisses Maß an Frustration und Unverständnis, warum diese oder jene Entscheidung getroffen wurde. Es ist ihnen wichtig, gesehen zu werden.
Warum ist Ihnen die Unterstützung in dieser Zeit besonders wichtig?
Je länger die Pandemie andauert, desto stärker ist bei den Jugendlichen zu beobachten, dass sie Zukunftsängste und immer weniger Antrieb haben. Da möchten wir eine Hilfe sein. Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen die Gewissheit haben, hier ist ein Ansprechpartner für sie. Man merkt, dass es den Jugendlichen viel Halt gibt, dass sie jemanden im Juz haben, der sie durch die schwierige Lage begleitet.