Überraschten mit selten zu hörenden Stücken: (von links) Kathrin Scheytt, Katrin Randecker, Burkhart Zeh und Oliver Göske vom Jommelli-Ensemble. Foto: Peter Mann

Den Reigen der Galeriekonzerte im Josef-Kleihues-Bau beendete das Jommelli-Ensemble.

Wir machen heute eine Zeitreise“, versprach Sophie Beutel vom Kulturmanagement der Stadt Kornwestheim. Geplant war das Konzert ganz in der langjährigen Tradition der Neujahrskonzerte, die früher im Paulusgemeindehaus stattfanden, nämlich für den 9. Januar. Nachgeholt wurde es jetzt in frühlingshafter Umgebung mit sattem Grün und blühenden Blumen, Sträuchern und Bäumen.

Corona hatte nicht nur Auswirkungen auf die Änderung des Konzerttermins, sondern auch ganz direkt auf die Mitwirkenden. Klarinettist Norbert Kaiser ist erst kürzlich von einer Corona-Infektion „mit deutlichen Symptomen“ genesen. Dass das Publikum im gut besetzten Galeriesaal dies ohne seinen Hinweis wohl kaum bemerkt hätte, spricht für die hervorragende Atem- und Tongebungstechnik, auf die der Musikhochschul-Professor auch unter schwierigen Bedingungen zurückgreifen kann.

Ein vielfältiger Abend

Zur Tradition der Neujahrskonzerte gehört auch, dass Organisator Burkhart Zeh und seine Mitstreiter vom Jommelli-Ensemble – in diesem Fall Kathrin Scheytt an der Violine, Oliver Göske am Violoncello sowie Pianistin Katrin Randecker – Preziosen der Literatur für die jeweilige Besetzung auswählen, die man sonst selten oder nie zu hören bekommt. Dazu gehört der finnisch-schwedische Komponist und Klarinettist Bernhard Henrik Crusell. Sein Quartett op. 7 für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello ist zwar klassisch viersätzig mit einem Menuett als drittem Satz, besticht aber auch durch weit gespannte romantische Melodiebögen und pfiffige Wechsel in der Betonungsstruktur.

Über die lange Corona-Zwangspause hinweggerettet haben Burkhart Zeh und seine hochklassigen Instrumentalisten zum Glück auch ihr beglückendes Miteinander gut aufeinander abgestimmter Freunde ohne Hierarchie. In kleiner Besetzung mit Klarinette und Klavier präsentierten Norbert Kaiser und Katrin Randecker stilgerecht Werke von Clara Schumann und Ernest Amédée Chausson. Obwohl Chausson gut eine Generation nach Clara Schumann gelebt hat, verbindet die Werke eine Vorliebe für melancholische Melodien, die dem Publikum eine Geschichte zu erzählen scheinen.

Eine heiter-unbeschwerte Seite romantischer Kompositionen zeigten die „Vier Stücke für Klavierquartett“ aus dem Frühwerk von Richard Strauss. Kratzig-frech kam dabei aber der „Arabische Tanz“ daher. Er schien in der urtümlichen Kraft der Darbietung schon auf Béla Bartóks frühe phonografische Aufzeichnung der bäuerlichen Musik seiner ungarischen Heimat vorauszuweisen.

Emotionale Momente

Ludwig van Beethoven hat in seinem Quartett op. 16 dem Klavier eine ähnlich virtuose Rolle zugedacht wie in den etwas früher entstandenen Klaviersonaten op. 10. Besonderes Lob verdient dabei Pianistin Katrin Randecker. Der Flügel im Galeriesaal präsentierte sich seinerseits unbeschadet der Corona-Pause in altgewohnter Weise als obertonarm und uninspiriert. Randecker vermochte es dennoch, ihm die vielen Nuancen abzutrotzen, die für Beethovens rapide Wechsel der Stimmungen essenziell sind. Langjährige Besucherinnen und Besucher der Neujahrskonzerte, von denen viele im Publikum waren, erinnern sich sicher gern an das Klarinetten-Stück „Immer kleiner“ von Anton Schreiner, die erste Zugabe nach begeistertem Applaus.

Danach wurde es für eine Protagonistin der Galeriekonzerte richtig emotional. Sichtlich bewegt übergab Burkhart Zeh einen großen Blumenstrauß an Sophie Beutel. Sie verlässt nach zehn Jahren der Zusammenarbeit mit Zeh das Kulturmanagement der Stadt Kornwestheim und wechselt zum Landesseniorenrat. Sophie Beutel sprach ihrerseits von einer „sehr emotionalen Zeit“. Die zweite Zugabe richtete sich ganz allein an sie. Sie durfte direkt vor den Musikern vorne in der Mitte sitzen, statt wie in all den Jahren vorher bescheiden im Hintergrund tätig zu sein.