Bei den Schulungen gibt es auch Tipps, wie man einen Angehörigen füttert. Foto: dpa/Mascha Brichta

Die Stadt bietet Unterstützung, wenn pflegende Angehörige ihre Arbeit pausieren wollen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden in Deutschland in den eigenen vier Wänden betreut. „Und der Großteil davon ohne einen ambulanten Dienst“, fügt Silke Reich hinzu. Silke Reich leitet beim Landkreis Ludwigsburg den Geschäftsteil Seniorenarbeit und Pflege und ist damit auch für das neue Modellprojekt „PflegeFrei“ zuständig.

Künftig können sich pflegende Angehörige, die eine Auszeit benötigen, an zwei Mitarbeiterinnen wenden. Gemeinsam werden dann Wege erörtert, wie dies möglich sein kann. „Das hört sich leichter an, als es ist“, sagt Sibylle Kostron, eine der beiden Expertinnen, die in Zukunft auch im Kornwestheimer Rathaus vor Ort sind – nach Terminvereinbarung. „Man muss sich innerlich selbst erst einmal die Erlaubnis für eine Auszeit geben“, sagt sie. Ist das geschafft und der Kontakt hergestellt, geht es ins Gespräch: Wer kann alternativ unterstützen? Familienmitglieder? Nachbarn? Wie lange? „Es geht dabei immer um das nahe Umfeld des Angehörigen“, stellt Silke Reich klar. Natürlich spielen etwa ambulante Pflegedienste ebenfalls eine Rolle – die seien aber ohnehin häufig bereits mit im Boot.

Arbeit sorgenfrei abgeben

Häufig seien die anderen Familienmitglieder unsicher. „Sie kennen die Bedürfnisse ja erst einmal nicht so genau“, sagt Martina Glock, neben Sibylle Kostron die zweite Ansprechpartnerin beim Projekt „PflegeFrei“. Dafür biete man Schulungen an, die sich um die alltäglichen Dinge drehen: Wie helfe ich jemandem beim Hinsetzen? Wie beim Aufstehen? Welche Hintergrundinformationen braucht es beim Thema Demenz? „Derjenige, der sich die Auszeit nimmt, muss das ohne Sorgen tun können“, fügt Silke Reich hinzu.

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Was sich dann entwickelt, kann vieles sein. Im Optimalfall entstehe ein Netzwerk, auf das man künftig zurückgreifen könne. „Es ist aber sinnvoll, sich tatsächlich schon frühzeitig darum zu kümmern“, sagt Sibylle Kostron, „am besten sogar schon vor der Pflegebedürftigkeit.“ Denn wenn der Bedarf erst da sei, sei es für eine Netzwerkbildung häufig zu spät. „Aber selbst dann können wir noch Hilfe finden“, sagt Silke Reich.

Angebote arbeiten Hand in Hand

Allerdings könne es auch passieren, dass man erkenne: So ein Netzwerk ist nicht die richtige Lösung. „Dann kommen zum Beispiel Angebote wie eine stationäre Kurzzeitpflege ins Spiel“, führt Silke Reich aus. Dafür sei dann jedoch der Pflegestützpunkt des Landkreises zuständig, den es seit Anfang des Jahres in Kornwestheim ebenfalls gibt. Er ist im Rathaus ebenfalls in Zimmer 039 untergebracht, wo auch Sibylle Kostron und Martina Glock arbeiten, wenn sie vor Ort sind.

Dann sitzen sie aber nicht ausschließlich in ihrem Büro, sondern präsentieren das neue Angebot aktiv. Am 24. Juni und 1. Juli, jeweils freitags, wollen sie gemeinsam mit dem Pflegestützpunkt an einem Info-Stand auf dem Wochenmarkt paratstehen.

Kontakt zu den Mitarbeitern

Ein Termin zur „PflegeFrei“-Beratung kann telefonisch unter 0 71 41/14 46 99 71 oder per E-Mail an pflegefrei@landkreis-ludwigsburg.de ausgemacht werden. Die Beratung findet nach Terminvereinbarung im Rathaus in Kornwestheim im Zimmer 039 statt. Der Zugang ist barrierefrei. Es ist allerdings auch möglich, einen Termin zuhause zu vereinbaren.