Unterricht Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Einem Stadtrat fehlen entsprechende Angebote für Schüler und Schülerinnen.

Die Digitalisierung ist an den Schulen vorbeigegangen, ist sich Pascal Fuchs sicher. Da helfe auch die Coronapandemie nicht, die in vielen anderen Bereichen einen digitalen Schub gebracht hat. Pascal Fuchs – Stadtrat und vierfacher Vater – macht sich jedes Mal aufs Neue Sorgen, wenn eines seiner Kinder in Quarantäne muss. Denn vom Unterricht bekommt es dann nicht viel mit. „Es läuft wie vor 30 Jahren bei mir, wenn man krank war: Der Nebensitzer bringt ein paar Aufgabenblätter mit und die muss man dann irgendwie verstehen“, erzählt Fuchs.

Als die Schulen coronabedingt geschlossen waren, haben Lehrkräfte es geschafft, auf digitalen Unterricht umzustellen. Wenn aber nun einzelne Kinder in der Schule fehlen, können sie nicht per Internet an der Stunde teilnehmen, zumindest hat Pascal Fuchs diese Erfahrung an der Schillerschule, dem Ernst-Sigle-Gymnasium und der Theodor-Heuss-Realschule gemacht. Dabei erwartet der Vater keinen perfekten Hybrid-Unterricht. „Es wäre schon okay, wenn die Kinder von zuhause aus wenigstens die Tafel sehen könnten und vielleicht noch den Lehrer hören“, sagt er.

Hybride Modelle

Am Ernst-Sigle-Gymnasium (ESG) hat man im vergangenen Jahr verschiedene hybride Modelle ausprobiert, erzählt Schulleiter Christoph Mühlthaler. „Das hat sich in der Praxis aber überhaupt nicht bewährt“, sagt er. Zunächst habe man gar nicht die technische Ausstattung dafür gehabt, mittlerweile gebe es aber in allen Klassenräumen W-Lan. Dennoch habe es oft Probleme mit dem Ton und Rückkopplungen gegeben. Und wenn Lehrkräfte ihre Schüler teilweise in Präsenz und teilweise digital vor sich haben, könne kein echtes Unterrichtsgespräch stattfinden, so Mühlthaler. „Es ist pädagogisch nicht sinnvoll“, sagt er.

Am ESG sind Stand Montag 38 Schülerinnen und Schüler wegen Corona krankgemeldet. Christoph Mühlthaler erklärt, dass sie sich über ein digitales Portal das Unterrichtsmaterial herunterladen können. „Natürlich gibt es auch die Situation, dass man in der Stunde ein Aufgabenblatt bearbeitet und der Partner das dann mitbringt“, sagt der Rektor. Insgesamt sei es so, dass die Kinder nicht sehr lange in der Schule fehlen. „Das verkraften sie gut. Bisher war es ja auch so, wenn sie krank waren“, sagt Mühlthaler.

Die Theodor-Heuss-Realschule sieht ein ganz anderes Problem im Hybrid-Unterricht. Für Lehrer sei es „kein großer Unterschied“, wenn sich einzelne Schüler noch zur Stunde dazu schalten. Auch technisch wäre man dazu in der Lage. Aber der Datenschutz ist das, was die Realschule vom hybriden Lernen abhält. „Wir bräuchten von allen Eltern, deren Kinder zu sehen sind, das Einverständnis“, sagt Schulleiter Boris Rupnow. Außerdem sei das Klassenzimmer normalerweise ein geschützter Raum. Wenn nun aber Ton und Bild nach außen gestreamt und vielleicht auch noch Strafarbeiten verteilt würden, könnten außenstehende Leute das an den Bildschirmen zuhause mitbekommen.

Bleibt Lernstoff auf der Strecke?

Was die Verteilung von Unterrichtsmaterial angeht, arbeitet die Realschule mit einem Messenger, über den sich Schüler mit Lehrern und auch Schüler untereinander austauschen können. Dort laden Lehrer Aufgaben hoch und können auch Tafelaufschriebe abfotografieren und verschicken. In welchem Umfang das geschieht, hänge von der jeweiligen Lehrkraft ab, sagt Boris Rupnow. Dass sich die Kinder den Stoff für die Aufgabenblätter selbst erarbeiten müssen, könne man ihnen zutrauen, sagt der Rektor. Dafür haben sie die passenden Schulbücher. Und, darin ist sich die Schule mit dem ESG einig, die Quarantäne dauert mittlerweile ja nicht mehr so lange.

Pascal Fuchs sieht das nicht so entspannt. Seit Beginn der Pandemie sei sowieso schon viel Lernstoff auf der Strecke geblieben. Und von der Quarantäne sind ja nicht nur die Kinder betroffen. „Es fällt gefühlt mehr Unterricht aus, weil viele Lehrer krank sind und das auch mal für längere Zeit“, sagt Fuchs.