Marc Friedrich in der Stadtbücherei: Neben Sachwerten hält er Bitcoins für eine gute Möglichkeit der Geldanlage. Foto: Horst Dömötör

Marc Friedrich hat in der Bücherei referiert und für Diskussionsstoff gesorgt.

Kornwestheim - Es gibt eine tiefe Spaltung in der Gesellschaft. Und wir stehen vor großen Veränderungen.“ Damit beginnt Marc Friedrich, Wirtschaftsexperte und nach eigener Aussage „Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor“, seinen Vortrag. Knapp 60 Besucher sitzen im eng bestuhlten Atrium der Bücherei und hören zu, wie Friedrich eine gute Stunde lang über seine Sicht auf die aktuelle Politik- und Wirtschaftslage referiert. Und die Situation ist nach seiner Meinung alles andere als glorreich. Immer wieder fallen Superlative: „Historische Vertrauenskrise“, die „größte Blase aller Zeiten“, oder er nimmt Bezug auf eines seiner Bücher, das den Titel „Der größte Crash aller Zeiten“ trägt. Worauf Friedrich hinaus will: „Es gibt in einer Welt mit begrenzten Ressourcen kein exponentielles Wachstum. Das endet immer im Crash.“

Gesellschaft kurz vor dem Absturz

Laut Friedrich befindet sich die Gesellschaft kurz vor diesem Absturz. Die Schuldigen sieht er in den Notenbanken, die immer mehr Geld druckten, und in der Politik. „Politiker sind strukturell gierig und können mit Geld nicht umgehen,“ lautet einer seiner Sätze. „Erkennen Sie hier gewisse Lügen?“, fragt er und projiziert Wahlplakate von SPD, CDU und den Grünen mit dem Beamer auf die Leinwand. Trotz der schlechten Aussichten bleibt sein Vortrag unterhaltsam, Friedrich bindet die Zuhörer ein und stellt Fragen. Mit Sätzen wie „Selbst Jesus Christus hatte auf dem Sparbuch mehr Zinsen als wir“ ruft er Gelächter hervor. Marc Friedrich hat an diesem Abend ein zweites Buch im Gepäck: „Die größte Chance aller Zeiten“. Der Titel ist Programm, denn in jedem Scheitern, das habe die Geschichte gezeigt, liege ein Neuanfang, so der Autor.

Friedrich hat einige Ratschläge für das Publikum parat, wie sie ihr Vermögen schützen oder sogar vermehren können. Der wichtigste: das Geld vom Konto nehmen und in Sachwerte investieren, nämlich in Gold, Silber, Diamanten, Wald oder Ackerland. Aber auch, das betont Friedrich, in immaterielle Dinge wie Bildung und Gesundheit. Zudem plädiert er für den Bitcoin, „die großartigste Erfindung der vergangenen 100 Jahre“. Eine Erklärung, was sich hinter dem Konzept versteckt, ist allerdings in den 18 Euro Eintrittsgeld des Abends nicht enthalten.

Bitcoin-Lob kann nicht jeder Zuhörer nachvollziehen

Das Publikum lässt sich von seinen Ideen anstecken. Auf Friedrichs Frage, wie der Abend gefallen habe, gibt es viel Applaus. Etliche Zuhörer kaufen nach Vortrag und Fragerunde direkt eines oder mehrere von Friedrichs Büchern an dem Stand, den die Buchhandlung Bücherlurch aufgebaut hat, und lassen sie auch direkt signieren. Und die eine oder andere ältere Dame will überlegen, nun in Bitcoins zu investieren. Doch nicht alle sind überzeugt. Gerade das übermäßige Lob der Bitcoins hat nicht jedem gefallen, und einige kleine Gruppen stehen nach dem Ende der Veranstaltung noch zusammen und diskutieren. Ob man Friedrichs Thesen nun im Einzelnen zustimmt oder nicht: Zum Nachdenken hat der Abend angeregt.