Wolf-Dieter Risel auf der Intensivstation Foto: z

Wolf-Dieter Risel aus Kornwestheim ist Facharzt für Innere Medizin. Er behandelt derzeit vor allem Covid-Patienten.

Kornwestheim - Schon zu normalen Zeiten ist Wolf-Dieter Risels Arbeit anstrengend. Man mag sich gerne vorstellen, dass der große Mann mit dem breiten Kreuz, der 51 Jahre alt ist und früher Oberliga-Handballer war, so einiges aushält. Doch bei seinem Job als Arzt geht es nicht nur um Ausdauer und körperliche Belastbarkeit, es geht auch um Kopf, Seele und Herz. „Wir müssen Druck aushalten können“, sagt Wolf-Dieter Risel. „Und wir müssen mit dem Tod umgehen können, wir alle auf der Station.“ Im Moment, und das ist ihm wichtig, gilt das umso mehr. „Es sind belastende Zeiten“, sagt er. „Niemand kann hier von Normalität sprechen, die Arbeit ist dichter, mehr, anstrengender als zu normalen Zeiten.“

Wolf-Dieter Risel ist Facharzt für Innere und Intensivmedizin im Stuttgarter Marienhospital, er arbeitet in der internistischen Intensivmedizin des angesehenen Krankenhauses und gehört damit zu jenen Ärzten, die schwer erkrankte Corona-Patienten direkt betreuen. Aktuell sei das Dutzend Intensivbetten die meiste Zeit voll belegt, an neun Betten stünden Beatmungsgeräte. „Die Lage ist ernster als im Frühjahr während der ersten Welle“, sagt Wolf-Dieter Risel. „Damals waren noch einige Betten frei. Das ist heute anders.“ Dass die Regierung vor Weihnachten den harten Lockdown beschlossen habe, sei für ihn richtig und wichtig. „Damit gehen die Fallzahlen nach Weihnachten vielleicht wieder runter oder bleiben zumindest stabil.“

Risel stammt aus Kornwestheim, er ist in der Stadt aufgewachsen, und lebt heute noch hier, sein Abitur hat er anno 1988 am Ernst-Sigle-Gymnasium abgelegt. 1990 begann er sein Medizin-Studium in Tübingen. Dass er sich auf innere Medizin spezialisieren wollte, war ihm schon mit Anfang 20 klar. „Mich reizt das Ganzheitliche, man ist nicht nur Handwerker, sondern begleitet die Patienten von der Diagnose bis zur Therapie auf vielfältige Weise“, sagt er. Ende der 90er Jahre ging es für ihn gleich nach dem Studium ins Marienhospital, wo er bis heute wirkt, mit nur einer kurzen Zwischenstation.

Seit 2011 ist Risel Facharzt auf der internistischen Intensivstation. In der Regel sind dort drei Ärzte und Ärztinnen und vier bis fünf Pflegekräfte pro Schicht im Einsatz „Ein angenehmes, kollegiales, spezialisiertes Team“, wie Risel beschreibt. Der Kornwestheimer Arzt hat in den neun Monaten, seit das Coronavirus Deutschland erreicht hat, 61 an Covid erkrankte Patienten kommen sehen. 13 von ihnen sind gestorben, den Großteil aber habe man auf die normale Station verlegen können, in Behandlung seien im Moment auf seiner Station elf Covid-Patienten.

„Darunter sind auch ein 48-Jähriger und ein 55-Jähriger“, betont Risel. „Es ist eben nicht so, dass nur ältere Menschen betroffen sind“, ergänzt er und berichtet, der Kampf gegen Covid sei jedes Mal ein harter. „Das geht über Wochen“, so der Arzt. „Uns stehen zwar mehr Möglichkeiten zur Verfügung als im Frühjahr, wir verstehen das Virus besser.“ Aber dennoch gehe es weiter vor allem darum die Vitalparameter – das heißt das Herz-Kreislauf-System – und die Funktion der übrigen Organe zu überwachen und gegebenenfalls durch spezielle Apparate oder Maschinen zu ersetzen, um eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Körpers zu erreichen, so der Mediziner.

Eine richtige medikamentöse Behandlung für Covid gebe es nach wie vor nicht. „Wir geben Cortison gegen die begleitende Lungenentzündung und Medikamente, um die Blutgefäße durchlässig zu halten“, sagt er. Und nennt als weitere Therapie die Bauchlage: „Dabei werden Patienten für 16 Stunden mit viel Aufwand auf den Bauch gedreht, wofür drei bis vier Ärzte und Pflegekräfte notwendig sind.“

Wolf-Dieter Risel wird jede Woche selbst auf Covid getestet, bisher waren die Testergebnisse immer negativ. „Da hatte ich Glück, toi, toi, toi“, sagt er, „aber wir tragen auch eine Schutzausrüstung, die einem ABC-Anzug gleicht, wenn wir auf Station gehen.“

Zu den Aufgaben des Facharztes für Innere Medizin gehört übrigens auch die regelmäßige Covid-Sprechstunde für Angehörige, die zur Zeit telefonisch stattfinden muss. „Ich versuche, den Menschen dann in möglichst verständlichen Worten zu erklären, was da passiert“, sagt Risel. „Viele erwischt es kalt, wenn plötzlich ein Fall in der Familie da ist – das zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg.“

Ob er denn auch eine gute Nachricht in diesen schwierigen Tagen habe? Wolf-Dieter Risel nickt. „Ich schätze, dass die Impfstoffe gut anschlagen werden und wir im Frühjahr irgendwann das Schlimmste hinter uns haben könnten.“