Hier entsteht die neue Anschlussstelle: Sie wird eine längere Aus- und Auffahrt haben. Foto: Horst Dömötör

Das Gros ist erledigt, doch es gibt noch zu tun auf der Baustelle der Gumpenbachbrücke.

Im August 2022, so weist es das Baustellenschild an der B 27 aus, werden die Arbeiten an der Gumpenbachbrücke beendet sein. „Passt“, sagt Tim Weirich, Baudirektor und Projektleiter beim Regierungspräsidium Stuttgart. Er geht davon aus, dass sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan bei dieser Großbaustelle eingehalten werden – auch wenn es bei der Lieferung von Material derzeit zu Engpässen kommt und nicht alles exakt so läuft, wie es sich Weirich erhofft hat.

So wird die Anschlussstelle Kornwestheim-Nord (Ostseite) wohl erst Mitte Juni wieder für den Verkehr freigegeben werden können und nicht, wie vorgesehen, schon Ende Mai. Erst habe es Lieferverzögerungen wegen der Corona-Pandemie gegeben, dann ließ der Krieg in der Ukraine das Material nicht eintreffen wie erhofft. Besonders lange mussten die Bauarbeiter auf die Lärmschutzwände warten. Sie seien, erzählt Tim Weirich, aus der Türkei kommend zwar schon vor einigen Wochen angeliefert worden – aber leider nicht gelocht. Die unzähligen kleinen Löcher sind aber erforderlich, damit die Wand ihre Wirkung entfalten kann. Weil sich in Deutschland kein Betrieb fand, der die Elemente perforiert, wurden sie auf ihrer Reise durch Europa nach Polen transportiert. Mittlerweile sind sie – ordnungsgemäß gelocht – wieder auf der Baustelle eingetroffen und werden im Laufe der nächsten Wochen eingebaut. Darauf freuen sich vermutlich nicht nur Anwohner, sondern auch die Graffiti-Sprayer. . .

Dass es auf der Baustelle, auch wenn die beiden Brücken schon an Ort und Stelle stehen, noch viel zu tun gibt, ist am augenfälligsten an der Ostseite der Anschlussstelle Kornwestheim-Nord. Die wird komplett neu mit längerer Aus- und Zufahrt erstellt. Weirich hofft, dass die Anschlussstelle, die von vielen Autofahrern, die nach Pattonville oder Remseck wollen, Mitte Juni fertiggestellt und wieder befahren werden kann. Gebaut wird derzeit auch der Kanal fürs abfließende Regenwasser. Lag er früher in der Mitte der Brücke, so ist er nun auf der Ostseite der Brücke angeordnet. Bevor die Brücken dann Ende Juli für den Verkehr freigegeben werden, müssen noch die Binderschicht und die Asphaltdecke aufgebracht werden.

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Und ist’s oben fertig, dann geht’s unten weiter. Das Regierungspräsidium, Bauherr der knapp 28 Millionen Euro teuren Baumaßnahme, ist verpflichtet, das Terrain wieder so herzustellen, wie es früher war. So werden Ost- und Westseite des Unteren Klingelbrunnens wieder verbunden – inklusive der im Erdreich liegenden Leitungen. Die kurze Verbindungsstraße, die zwischen dem Klingelbrunnen und dem Haldenrain gebaut ist, damit die Bewohner aus dem südlichen Bereich nicht vom restlichen Stadtgebiet abgeschottet sind, wird dann wieder verschwinden. Auch der viel genutzte Rad- und Fußweg zwischen Haldenrain und Brückle wird neu hergerichtet.

Das Regierungspräsidium, verspricht Weirich, wird selbst die fünf Apfelbäume ersetzen, die nördlich dieses Weges an der Böschung standen und den Bauarbeiten zum Opfer fielen. Aufgabe des Regierungspräsidiums sei es ebenfalls, so der Projektleiter, den Teich unter der Brücke und den Bachlauf wieder herzustellen. Der Gumpenbach soll künftig nicht mehr in Röhren verschwinden, sondern er wird renaturiert und offen Richtung Kläranlage geführt.

Die Stadt will die Gelegenheit nutzen, um unter der Brücke ein Open-Air-Sport- und Freizeitzentrum einzurichten. Wie vor Beginn der Bauarbeiten wird es ein asphaltiertes Fußballfeld geben, die Stadt denkt aber auch darüber nach, unter anderem eine Boulebahn, ein Kneippbecken als Ersatz für die Anlage im Moldengraben, eine Tischtennisplatte und ein Sportgerät aus Stangen namens Calisthenicsanlage zu bauen. Damit dürfen die Sportbegeisterten aber erst im kommenden Jahr rechnen. Das wäre die Kür nach der Pflicht. Und die hat gut zwei Jahre gedauert. Im März 2020 erfolgte der offizielle Spatenstich. Die ersten Pläne für den Brückenneubau hatte das Regierungspräsidium bereits im Jahr 2012 vorgelegt.