In Tamm verwandelte Starkregen Anfang Juni eine Kreuzung in ein Schlammbad (Bild oben). Am Samstagabend rettete die Feuerwehr in Kornwestheim eine Familie aus einem überfluteten Tunnel. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat, M. Häusler

Wie gut sind die Kommunen im Landkreis auf entsprechende Unwetter vorbereitet?

Kornwestheim - Am Ende ging es weder vor noch zurück für eine vierköpfige Familie in Kornwestheim. Zwei Erwachsene, ein Jugendlicher und ein Kind steckten in einer Unterführung fest, eingeschlossen von Wasser. Weil es in den Opel Corsa lief, blieb nur noch ein Ausweg: sie retteten sich auf das Dach des Kleinwagens, die Feuerwehr holte sie von dort mit einem Boot.

Es war einer von vielen Einsätzen für die Retter in und um Ludwigsburg am Samstagabend. Die Niederschläge im Kreis seien ähnlich heftig gewesen wie Ende Juni, hieß es aus der zentralen Leitstelle der Feuerwehr. Tatsächlich ähnelten sich die Bilder: wieder liefen Keller voll, Straßen verwandelten sich teils in reißende Bäche, Kanaldeckel wurden aus ihren Fassungen gedrückt und einfach fortgeschwemmt. Immerhin: Verletzte gab es nicht zu beklagen.

Dass der Kreis in den vergangenen Jahren von größeren Naturkatastrophen verschont geblieben ist, sei „eher Zufall“, sagt Kreisbrandmeister Andy Dorroch, zu dessen Aufgaben neben dem Brand- auch der Katastrophenschutz zählt. Für Hochwasser sind die Kommunen aus seiner Sicht gut gerüstet. Gegen Starkregen wie am Wochenende allerdings können Städte und Gemeinden nur bedingt etwas tun. „Unser Kanalnetz darauf auszulegen, ist schlicht unmöglich“, sagt Ulrike Schmidtgen. Helfen würde es laut der Fachbereichsleiterin für Tiefbau und Grünflächen in Ludwigsburg, Flächen zu entsiegeln, Dächer zu begrünen, damit diese mehr Wasser aufnehmen, und Rückhaltebecken und Zisternen anzulegen. Letzteres sei bei extremen Wassermengen zwar nicht mehr als ein „netter Versuch“, Überschwemmungen zu verhindern, so Schmidtgen. „Aber wir brauchen das Wasser künftig ohnehin, weil Trinkwasser viel zu kostbar ist.“

Eine weitere Präventionsmöglichkeit für die Kommen sind sogenannte Starkregengefahrenkarten, die aufzeigen, wie große Wassermengen vermutlich abfließen und wo sie sich stauen. In Ludwigsburg gibt es eine solche Karte bislang nur für den Stadtteil Pflugfelden. Vaihingen an der Enz hat eine solche Analyse beauftragt, die Glems-Anrainerkommunen Steinheim und Tamm verlassen sich laut Andreas Dorroch bereits auf diese Karten. In Bietigheim-Bissingen kommt zudem die Software „FLIWAS“ zum Einsatz. Sie berechnet aus Wetterdaten mögliche Niederschlagsmengen und schlägt bei entsprechend hohem Risiko Alarm. Bisher habe es allerdings „noch kein Einsatzszenario“ gegeben, heißt es aus dem Rathaus. Für Überschwemmungen an Metter und Enz sieht sich die Stadt „weitgehend gut aufgestellt“.

Dasselbe gilt laut Sprecher Philipp Weber für Remseck am Neckar. Vor mehr als 40 Jahren überschwemmte die Rems, die an der Stelle in den Neckar mündet, große Teile des Ortsteils Neckarrems. Daraus haben Verwaltung und Feuerwehr ihre Schlüsse gezogen. Das Schutzsystem Beaver, mit dem Wasser besser kanalisiert werden kann, wurde installiert, zum Hochwasserschutz tragen unter anderem auch Rückhaltebecken und Fangsyteme an kleineren Bächen bei. In Vaihingen an der Enz wird in den Ortsteilen Gündelbach und Horrheim jährlich das Ufer der Metter vorsorglich von hereinhängenden Ästen und Sträuchern befreit. Denn Stämme, Äste, Schnittgut, aber auch Müll oder Geröll können der Kanalisation zusetzen – meist verstopfen sie eher die Abflüsse und verschärfen so die Situation auf den Straßen.

In Kornwestheim gibt es mehrere Gebiete, in denen sich das Wasser bei Stürmen und Starkregenereignissen besonders gerne sammelt. Dazu gehört das Wilkin-Areal im Nordosten der Stadt (siehe auch Artikel unten), aber auch beispielsweise Bereiche rund um die Münchinger Straße, von wo aus Wasser aus dem Langen Feld in den Holzgrunddurchlass fließen und ihn fluten kann. Auch im Innenstadtbereich Kornwestheims kam es in der Vergangenheit schon zu überfluteten Kellern.

Generell habe man in Kornwestheim den Vorteil, dass es keine argen Engstellen gebe, an denen sich Wasser stark sammeln und Wucht entwickeln könne, betont der Erste Bürgermeister Daniel Güthler. Dennoch: Heftiger Sturm und Regen können sich auch in Kornwestheim heftig auswirken und zu Schäden führen. Stadt und Stadtentwässerung bemühen sich, den Schutz der Bevölkerung zu verbessern, so gut das eben geht. Das passiert etwa durch Renaturierungsprojekte, dank denen die Landschaft Wasser besser aufhalten und aufnehmen kann.

In der Vergangenheit wurden zudem die Kanäle in der Bahnhofstraße vergrößert, auch im Rothackerareal und in der Bogenstraße gab es zuletzt groß angelegte Kanalerweiterungen. Weitere Kanalarbeiten und Ausweitungen hat man im Tandem mit den Stadtwerken und der Stadtentwässerung im Blick, heißt es aus der Verwaltungsspitze.

Karin Wächter von den Stadtwerken Kornwestheim-Ludwigsburg und ausgewiesene Expertin zum Thema, ergänzt, dass man bei Neubauprojekten genau hinschaue, dass ausreichend Wasserrückhaltekapazitäten geschaffen würden – so etwa bei den Pflugfelder-Wohnungen im Wiesengrund. Ein weiteres Projekt, das die Kornwestheimer vor Regen und Sturm schützen soll: Bald wird ein Starkregenmanagement errechnen, wo und wie in Kornwestheim bei Unwetter die Wasserströme verlaufen. Die Stadt hat eine entsprechende Förderung erhalten und will das Thema zeitnah angehen.

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