Impfung Foto: dpa

Rathausmitarbeiter und Vertreter der Fraktionen stellen ihre Handys für Buchungen zur Verfügung.

Kornwestheim - Kaum zwei Wochen ist es her, dass die Stadt Kornwestheim einen neuen Service für die Vergabe von Impfterminen ins Leben gerufen hat. Seit dem 18. Januar können die rund 2100 impfberechtigten Kornwestheimer Senioren bei der neuen Hotline anrufen und ihre Daten hinterlassen. Die Organisation des Impftermins im Kreisimpfzentrum Ludwigsburg übernehmen dann die Mitarbeiter der Stadt für sie. Mit dem Angebot will die Stadt den Problemen entgegenwirken, die sich vielerorts bei der Vergabe der Impftermine eingeschlichen hatten: Die Leitungen der „116 117“ waren häufig überlastet, eine Online-Anmeldung für viele alte Menschen nicht möglich.

In der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag hat die Stadt nun eine erste Bilanz zum Telefonservice gezogen. Michael Siegel, Leiter des Fachbereichs Recht, Sicherheit und Ordnung und Koordinator des Hilfsangebots, berichtete vor den Stadträten von rund 800 impfberechtigten Senioren, die sich in den letzten zwei Wochen gemeldet hätten. Weil der größte Ansturm inzwischen vorbei sei, würde die Besetzung in der Telefonzentrale ab dieser Woche reduziert werden. Bisher hatten neun Mitarbeiter der Stadt die Anrufe in Dreierteams entgegengenommen.

Für die Senioren ist die Organisation des Impftermins mit dem Angebot der Stadt durchaus einfacher geworden – für die Mitarbeiter vor Ort hält sie allerdings noch einige Tücken bereit. In der Gemeinderatssitzung berichtete Siegel nicht nur von der großen Nachfrage, sondern auch vom durchaus komplizierten Verfahren, das hinter der Terminvergabe steckt. Denn: Um einen Termin im Kreisimpfzentrum digital vereinbaren zu können, braucht es einen Vermittlungscode, der per SMS verschickt wird. Jedem Mitarbeiter des neuen Hilfsangebots wurde von der Stadt zwar ein Mobiltelefon bereitgestellt. Pro Tag und Handy können allerdings nur drei der Codes generiert werden. Die Rechnung ist einfach: Bei drei Mitarbeitern könnten so nur neun Senioren am Tag angemeldet werden, bei 800 Senioren auf der Warteliste wahrlich zu wenige.

Um dieses Problem zu umgehen, hatte sich Michael Siegel bereits in den vergangenen Tagen an die restlichen Beschäftigten der Stadt Kornwestheim gewandt und darum gebeten, auch die privaten Handys für die Anforderung der Codes zu nutzen. Innerhalb von 24 Stunden konnten so 130 weitere Codes gesammelt werden. Nach Siegels Zwischenstandsbericht in der Gemeinderatssitzung rührten sich auch die Stadträte. Wolfgang Kühn von den Freien Wählern lobte zunächst das Hilfsangebot – er habe schon für seine Mutter angerufen – und schlug zusätzlich vor, dass auch die Gemeinderatsmitglieder mit ihren Handys Vermittlungscodes generieren könnten. Gleich am nächsten Morgen trudelte eine entsprechende Mail bei ihm ein, berichtete Kühn am Freitag. Er wisse außerdem von anderen Gemeinderatskollegen, die sich gemeldet hätten. Die Oberbürgermeisterin Ursula Keck zeigte sich begeistert angesichts der Solidaritätsbekundungen: „Für mich wird dadurch wieder einmal deutlich, wie eng der Zusammenhalt in unserer Stadt ist.“ Trotzdem bittet sie die Kornwestheimer Senioren weiterhin um Geduld – aufgrund des fehlenden Impfstoffs stünden nur begrenzt Termine zur Verfügung. Die Anrufer würden auf eine Warteliste gesetzt, die nach und nach abgearbeitet werde.