Pfarrer Franz Nagler (links) segnete zum Ende des Gottesdienstes hin die einzelnen Räume des Martinushauses. Foto: Peter Meuer

Die katholischen Christen weihen ihr neues Gemeindezentrum ein. Es ist ein bewegender Tag.

Kornwestheim - Der wichtigste Schritt folgte zum Ende des langen Freiluft-Gottesdienstes hin. Es war schon fast Sonntagmittag, als Pfarrer Franz Nagler mit einer Schar seiner Mitstreiter aus der katholischen Kirchengemeinde das umfangreich sanierte Martinushaus durchschritt. Alle paar Meter blieb die Gruppe kurz stehen, im Tagungsraum, dem Café, den Sozialwohnungen, im Tafelladen und dem Kleiderstüble. Dann sprach jemand ein paar Worte und Franz Nagler segnete die jeweiligen Räumlichkeiten.

Es ist ein bewegender Tag gewesen für die katholische Kirchengemeinde. Hunderte Gläubige versammelten sich, um das erneuerte Gemeindezentrum einzuweihen, die Sanierung zu feiern, die in den vergangenen Monaten auf die Zielgerade zusteuerte und nun abgeschlossen ist. Schon 2019 begann der Umbau des ehemaligen Schwesternhauses der Franziskanerinnen. Er hatte sich zunächst etwas verzögert, im Frühjahr hatte Franz Nagler dann berichtet, man plane die Fertigstellung bis Juli und wolle dann auch feiern – und eben das gelang gut.

Das Wetter spielt mit

Das Wetter spielte am Sonntag mit, auch das sollte nicht unterschätzt werden. Alternativ hatte die Kirchengemeinde geplant, in der Martinus-Kirche selbst zu feiern – doch es gab keinen Regen, zwischendurch stieß die Sonne durch die Wolken und die hellgelbe Fassade des Martinushauses tat ihr übriges für die lichte Atmosphäre. Immer wieder wehte Musik über den Kirchplatz, wenn etwa der evangelische Posaunenchor zu den Instrumenten griff, der Chor der Afrikanischen Gemeinde sang oder das Instrumentenensemble Espressivo sein Können zeigte. Franz Nagler fand während seiner Predigt indes auch nachdenkliche Worte. Er machte klar, dass viele der Möglichkeiten, die das Martinushaus schaffe, in gesamtgesellschaftlichem Kontext kritisch gewertet werden können.

Denn: Dass Tafelläden gebraucht würden, hänge auch damit zusammen, dass der Billiglohnsektor dies nötig mache. Dass Sozialwohnungen nötig seien, liege auch daran, dass sich manche Menschen die überhöhten Mieten nicht leisten könnten. Dass Solarzellen verbaut würden, wie auf dem Dach des Martinushauses, das sei auch darin begründet, dass der Klimawandel der Natur bereits große Schäden zugefügt habe und sie nun zurück schlage. Und so fort. Er hoffe darüber hinaus, so sagte es der katholische Pfarrer, dass das Martinushaus und wie man darin wirke jener Art von Kirche entspreche, die Jesus wollte.

Den Nachmittag über durften die katholischen Christen und die weiteren Besucher – auch Gäste der evangelischen Gemeinde waren etwa vor Ort – die Räume des neuen Martinushauses besichtigen. In Kleingruppen wurden sie durch das Gebäude geführt, untermalt waren die Besichtigungstouren von Kaffeehausmusik.

Das Konzept des Hauses

So lernten sie das Konzept des Hauses kennen. Dass es als Kommunikationszentrum dienen und das widerspiegeln solle, was auch die katholische Gemeinde im Herzen ausmacht, hatte Nagler schon in der Vergangenheit betont. Der soziale Aspekt sei besonders wichtig – deswegen das konzeptionell klare Mitdenken von Begegnungsräumen und Café, aber eben auch von Tafelladen und Kleiderstüble.

Bei ihrem Grußwort von Seiten der Stadt sagte Bürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel dann ebenfalls, wie gut ihrer Meinung nach der Name Martinus passe, dieses Haus sei „sozial und nachhaltig.“ Und: „Es wird ein wichtiger Mosaikstein in unserem Stadtleben sein.“

Etwas Arbeit wartet indes noch auf die katholische Gemeinde: Auch die Außenbereiche des Kirchplatzes wollen noch gestaltet werden. 2022 sollen diese Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen werden. Rund 1,8 Millionen Euro wird die Gemeinde dann investiert haben.