Benjamin Schad weiß bereits, was er in der Stadt ändern möchte. Foto: /Jacqueline Fritsch

Als Nachrücker für Annegret Jeziorski kommt Benjamin Schad neu in den Kornwestheimer Gemeinderat.

Kornwestheim - Niemals hätte Benjamin Schad damit gerechnet, dass er vom Listenplatz Nummer vier der Linken eines Tages tatsächlich in den Gemeinderat rutscht. „Unverhofft kommt oft“, sagt er und freut sich über die neue Aufgabe. Er übernimmt in der Fraktion Grüne/Linke die Nachfolge von Annegret Jeziorski, die wegen ihres Umzugs nach Ludwigsburg nicht mehr im Gremium sitzen darf. „Für sie ist das natürlich schade, sie hat das gut gemacht“, sagt Schad.

Jeden Tag fährt Benjamin Schad mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu seiner Arbeit in die Stuttgarter Innenstadt. Früher ist er viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, das lässt seine berufliche Situation derzeit nicht mehr in dem Maße zu. „Und am Wochenende bin ich oft einfach zu platt“, sagt er. Ein Auto hat der Kornwestheimer noch nie gehabt – das brauche man nicht, wenn man in der Stadt wohne. Entsprechend möchte er sich in seiner neuen Funktion als Gemeinderat für bessere Fuß- und Fahrradwege stark machen und für einen günstigeren öffentlichen Nahverkehr. „Mein Traum wäre ja ein kostenloser ÖPNV, aber es ist mir völlig klar, dass das schwer umsetzbar ist“, sagt Schad. Ein 365-Euro-Ticket wäre zumindest mal ein Anfang, findet er. Damit vertritt der Stadtrat die Interessen der Partei Die Linke, obwohl er selbst keiner Partei angehört. „Das heißt nicht, dass ich jetzt so Politik mache, wie ich das eben will“, sagt er. Er berate sich beispielsweise bei Kreisvorstandstreffen mit Kollegen und stehe schon seit Jahren in Kontakt mit Annegret Jeziorski. „Ich möchte ihre Arbeit auf jeden Fall fortsetzen“, sagt er.

Das bedeutet auch: die Interessen von Geringverdienern, Arbeitslosen und Migranten im Gemeinderat vertreten. Eng verwoben sei das mit den Themen Mobilität und Wohnen. Steigenden Mietpreisen will er entgegenwirken. Dabei denkt er zum Beispiel an die Stellplatzpflicht bei Neubauten: „Man sollte grundsätzlich darüber nachdenken, ob nicht ein halber Stellplatz pro Wohnung oder sogar weniger reicht, dann würden die Mieten günstiger werden“, sagt er. Das sei aber ein Thema, das man nicht alleine in Kornwestheim angehen kann.

Benjamin Schad ist seit einem halben Jahr hauptamtlicher Mitarbeiter in einem gemeinnützigen Verein in Stuttgart. Früher hat er bereits freiberuflich dort ausgeholfen. Nun kümmert er sich um die Website, die IT, die Mitgliederbetreuung und die Öffentlichkeitsarbeit. „Eigentlich alles außer Buchhaltung, da lass ich die Finger von“, sagt er und lacht. Nebenher ist Schad noch als Nachhilfelehrer tätig, wo er von seinen üppigen Sprachkenntnissen Gebrauch machen kann. Er spricht Spanisch, kann allen Altersstufen in Latein helfen und ist staatlich geprüfter Übersetzer für Deutsch und Englisch.

In seiner Freizeit hört Schad gerne Musik. Bei „Kornwestheim rockt“ wird man ihn aber eher nicht antreffen. „Ich finde, es sollte auch andere Angebote geben, zum Beispiel ‚Kornwestheim rappt’ oder so“, sagt er.

Insgesamt sieht er bei den kulturellen Angeboten in Kornwestheim einen Schwachpunkt. Da könnte für ihn mehr geboten sein. Generell lebe er aber gerne in Kornwestheim, er schätzt die Parks und das freundliche Miteinander. „Und es ist so unaufgeregt bei uns.“ Das weiß er besonders zu schätzen, weil er ein ganz entspannter Charakter ist. Er geht davon aus, dass das im Gemeinderat eine Herausforderung für ihn wird. „Ich streite eigentlich nicht gerne“, sagt er. Trotzdem kündigt er an, dass man ihn durchaus mit den Stadträten diskutieren sehen wird. „Wenn es sein muss, kann ich auch nachhaken. Wenn man Politik machen will, muss man manchmal streiten“, sagt er.