Das Pass-Team – vor der Krise gab es noch genug zu tun. Foto: z

Veranstaltungstechnik-Firmen trifft die Krise hart. Auch Kornwestheimer Betriebe kämpfen ums Überleben.

Kornwestheim - So wie in rund 200 weiteren Städten deutschlandweit werden auch in Kornwestheim in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni mehrere Gebäude in rotem Licht erstrahlen. Die Aktion hat einen Namen – „Night of Light“ – und einen wirtschaftspolitisch ernsthaften Hintergrund. Die „Initiative für die Veranstaltungswirtschaft“ organisiert sie, es soll ein „flammender Appell“ an die Politik werden, um den bedrohten Wirtschaftszweig zu retten. Ein Dialog solle so entstehen, schreibt die Initiative in einer Pressemitteilung, um Wege „aus der dramatischen Lage zu entwickeln“. Wegen der Corona-Auflagen sei Veranstaltungstechnikfirmen „praktisch über Nacht“ die Arbeitsgrundlage entzogen worden.

 

Kornwestheimer Unternehmen aus der Branche bestätigen, dass die Situation schwierig bis äußerst düster ist. Dem rot leuchtenden Hilferuf schließt sich beispielsweise die Firma Pass Veranstaltungstechnik an, mit Sitz in der Solitudeallee. „Wir illuminieren in dieser Nacht unser Firmengebäude mit eigener Technik“, berichtet Stefan Tulipan, einer der beiden Pass-Geschäftsführer.

Pass hat die Corona-Krise voll erwischt. Das Unternehmen hat rund ein Dutzend Mitarbeiter, darunter mehrere Auszubildende, und stellt beispielsweise Technik für Firmenevents und Konferenzen bereit. „Zu unseren Hauptkunden gehört ein großer Automobilkonzern“, sagt Tulipan. Im Moment kämen allerdings kaum Aufträge, ergänzt er.

Was Pass hilft: Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Außerdem nimmt man hier und da an coronabedingten Sonder-Projekten teil, hatte beispielsweise eine Kooperation mit dem Kornwestheimer Autokino laufen, oder stellt Technik für virtuelle Konferenzen bereit.

Einige Zeit hält Pass deswegen noch durch, wie Tulipan berichtet. „Aber Ende des Jahres ist unser Polster aufgebraucht“, ergänzt er. „Dann müssen wir Personal abbauen.“ Trotz Hilfsdarlehen: „Das Geld ist endlich“, betont er.

Bis Ende des Jahres – damit sieht es für Pass offenbar sogar noch etwas besser aus als für viele andere Firmen. „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht. Die aktuellen Auflagen und Restriktionen machen die wirtschaftliche Durchführung von Veranstaltungen quasi unmöglich“, sagt Tom Koporek von der „Initiative für die Veranstaltungstechnik“.

100 Tage also. Einen solch genauen Zeitrahmen benennt Clemens Brodt von Brodt Medientechnik nicht. Er habe den Vorteil, dass er ein Einzelkämpfer sei und keine festen Angestellten habe, außerdem freut er sich derzeit über einen größeren Installations-Auftrag, der ihn derzeit noch beschäftige. Dennoch: Dass die Situation für seine Branche wahnsinnig angespannt ist, bestätigt auch Clemens Brodt. „Seit März ist kaum noch etwas zu tun“, sagt er. „Die Auftragsbücher sind leer.“ Clemens Brodt erhofft sich von der Politik „greifbare Konzepte, wie sich Veranstaltungen durchführen lassen“. Jede Kommune und jedes Bundesland kochten derzeit jeweils eigene Süppchen, es fehle Planungssicherheit, erläutert er.

Auch Clemens Brodt nimmt daher mit seiner Firma, die in der Goerdelerstraße in Kornwestheim beheimatet ist, an der „Night of Light“ teil. Er wolle sogar auf die Stadtverwaltung zugehen, sagt Clemens Brodt – vielleicht sei es ja möglich, zum Beispiel auch das K zu illuminieren. „Das wäre natürlich ein tolles Zeichen für unsere Anliegen“, betont der Veranstaltungstechniker.