Bisher können die Kornwestheimer Schulen ihren Präsenzbetrieb noch selbst aufrechterhalten. Foto: dpa/Matthias Balk

Die Schulen im Land bereiten sich auf große Ausfälle von Lehrkräften vor.

Kornwestheim - Unterricht in Präsenz ist für viele Schüler, Schulen und Eltern derzeit sehr wichtig. Gleichzeitig steigen die Coronafälle aber so stark an wie noch nie in dieser Pandemie. Die Eugen-Bolz-Grundschule musste diese Woche schon wieder eine Klasse in Quarantäne schicken. „Die Kinder sind dann immer traurig“, sagt die Rektorin Ute Grießhaber. Doch was passiert, wenn auch die Lehrkräfte von der Omikron-Welle getroffen werden und reihenweise ausfallen? Auch dann soll der Präsenzbetrieb an Schulen irgendwie aufrechterhalten werden.

Das Kultusministerium hat den Schulen aufgetragen, dass wenigstens eine Notbetreuung für Kinder in den Klassen 1 bis 7 geschaffen werden muss, wenn zu viele Lehrkräfte in Quarantäne sind. Das staatliche Schulamt Ludwigsburg setzt das wie folgt um: Schulen sollen sich jeweils eine Partnerschule suchen, mit der sie ihre Kräfte bündeln kann. Das heißt: Im Ernstfall können die Partnerschulen gemeinsam eine Notbetreuung einrichten, wenn sie den Präsenzbetrieb alleine nicht mehr stemmen können. In Kornwestheim wird dieses Konzept auf eine besondere Art umgesetzt: Petra Götz als geschäftsführende Schulleiterin hat vorgeschlagen, dass sich alle Kornwestheimer Schulen zusammenschließen und sich gegenseitig helfen, wenn es soweit kommt.

Sieben Schulen beteiligt

Die Grundschulen, die Gemeinschaftsschule, die Förderschule, das Gymnasium und die Realschule – insgesamt sieben Schulen – beteiligen sich an dem Kornwestheimer Konzept. „Es erfordert eine hohe Flexibilität des Kollegiums“, sagt Petra Götz, Rektorin der Silcherschule. Von Tag zu Tag müsse die Situation bewertet und neu entschieden werden. Kritische Tage sind Montag, Mittwoch und Freitag. Da wird getestet. Sollten dann so viele Lehrer ausfallen, dass eine Schule den Ausfall intern nicht mehr kompensieren kann, können die Partnerschulen um Hilfe gebeten werden. „Dass wir auf alle Kornwestheimer Schulen zurückgreifen können ist besser, als wenn wir nur eine Partnerschule hätten“, sagt Ute Grießhaber von der Eugen-Bolz-Grundschule. Sicherheit gibt ihr der Notfallplan aber nicht wirklich. „Das setzt voraus, dass wir genug Lehrer haben“, sagt sie. Und Lehrkräfte seien schon weit vor der Pandemie Mangelware gewesen.

Großes Netzwerk in Kornwestheim

Mit diesem unguten Gefühl steht die Schulleiterin nicht alleine da. Petra Götz sagt, sie könnte bereits jetzt keine Lehrkräfte abgeben. „Es gibt keine Schule, die zu viele Lehrer hat“, sagt sie. Auch Boris Rupnow, Rektor an der Theodor-Heuss-Realschule, sieht die Schulen insgesamt nicht gut versorgt. „Aber die Kornwestheimer Lösung ist an sich eine gute Lösung, weil es einfach mehr bringt, wenn wir mehrere Partner sind“, sagt er.

Ein großes Netzwerk ist schön und gut, aber wie funktioniert es, wenn sich zum Beispiel das Gymnasium letztlich mit einer Grundschule die Lehrkräfte teilt? „Unterricht geht natürlich nicht“, sagt Petra Götz. Ein Oberstufenlehrer könne keine Erstklässler unterrichten und andersherum. Wer wo einspringt und was mit der Fachkraft dann möglich ist, müsse man im Einzelfall entscheiden. Grundsätzlich geht es bei dem Konzept der Partnerschulen auch nicht darum, Unterrichtsausfälle zu vermeiden. Das teilt das staatliche Schulamt Ludwigsburg auf Anfrage mit. Es gehe ausschließlich um die Notbetreuung. „Die Notbetreuung kann an der Schule selbst (die den Bedarf hat), aber auch an der Partnerschule stattfinden“, sagt die Amtsleiterin Sabine Conrad, „es müssen demnach nicht zwangsläufig Lehrkräfte abgegeben oder geteilt werden.“

Schüler wollen in Präsenz unterrichtet werden

All dieser Aufwand ist es wert, wenn die Kinder dafür vor Ort sein dürfen und die Eltern entlastet werden – da sind sich die Schulleiter einig. So erzählt Petra Götz, wie wichtig es für ihre Schüler ist, dass sie zurzeit in die Schule kommen dürfen. „Sie nehmen dafür alles hin, die Maskenpflicht halten sie gerne ein, wenn sie dafür hier sein dürfen“, sagt die Rektorin. Das Konzept der Partnerschulen sei derzeit noch ein „absolut theoretisches Modell“. Bisher musste man in Kornwestheim noch nicht darauf zurückgreifen. Schulleiterin Ute Grießhaber hofft, dass das auch so bleibt. „Bei uns sind alle Lehrkräfte geboostert, da lege ich viel Wert drauf“, sagt sie, „leider können sie aber trotzdem krank werden.“