Markierungen im Südosten des Stadtgebietes. Foto: Michael Bosch

Bürgerverein und Stadt bringen sich mit einer Infoveranstaltung gegen das Projekt in Stellung.

Kornwestheim - Die sichtbarsten Zeichen des Widerstandes sind bestimmt drei Meter hoch, dreieckig und verkünden in dicken roten und weißen Lettern: „Kein Nord-Ost-Ring.“ Die Aufbauten aus Metall und Plane markieren seit einigen Tagen den Trassenverlauf der möglichen Straße im Kornwestheimer Südosten nahe des Zasenhausener Grundes. Hier würde, so die Pläne zum Nordostring Wirklichkeit werden, eine Tangente von der B 27 aus nach Osten führen, und zwar genau dort, wo es jetzt nur Feldwege, Äcker und Wiesen gibt.

Dass es in Kornwestheim nur wenige Fürsprecher für das umstrittene Straßenbauprojekt gibt, ist weithin bekannt. Naturschutzbund, Bürgerverein, die Kommunalpolitik, auch so mancher Landwirt positionieren sich schon länger klar gegen den Ring, der zwar eine Bundesstraße sein soll, aber von seinen Gegnern gerne als „Autobahn“ bezeichnet wird. In vergangenen Jahren trugen die Kornwestheimer ihre Kritik gerne andernorts vor, beispielsweise fuhren sie nach Fellbach zum Mit-Demonstrieren – die zweitgrößte Stadt des Rems-Murr-Kreises ist wohl so etwas wie das Widerstands-Epizentrum in Sachen Nordostring. Die dreieckigen Markierungen künden davon, dass die hiesigen Nordostring-Gegner nun auch in Kornwestheim selbst ein Zeichen setzen wollen. Plakate sind ebenfalls bereits im gesamten Stadtgebiet zu sehen.

Am Dienstag, 5. Februar, um 19 Uhr gibt es eine Informationsveranstaltung der Kornwestheimer Nordostring-Gegner im Galeriesaal. Organisiert wird sie vom Bürgerverein. Der Vorsitzende Horst Allgaier betont, worum es den Kornwestheimern geht: Der Nordostring diene nicht – wie oft beworben – als Umfahrung für umliegende Kommunen, sondern bringe als neue Ost-West-Achse sogar weiteren Fernverkehr, er zerstöre Flächen, Äcker, Naherholungsräume für Bürger.

Noch ist der Nordostring zwar nicht konkret geplant und finanziert. Doch nachdem er bereits seit 2016 in der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans – einer Art Leitplanke für die Verkehrsentwicklung im ganzen Land – stand, wurde er Ende 2018 in den Luftreinhalteplan der Region aufgenommen. Zudem macht sich neben anderen der CDU-Bundestagsabgeordnete des Landkreises, Steffen Bilger, in Berlin für das Projekt stark, und ließ in der Vergangenheit verlauten, nun sei Geld da.

„Wir müssen etwas machen, hier, vor Ort“, sagt daher nun Horst Allgaier. „Eine Veranstaltung gegen den Nordostring in Öffingen hat uns dazu bewogen“, betont er. „Wenn der Nordostring käme, wäre das auch für Kornwestheim eine Katastrophe“, ist Allgaier überzeugt und spricht von den Zehntausenden zusätzlichen Fahrzeugen, die die Straße bringen könnte. Der Bürgerverein Kornwestheim ist zwar Organisator, er steht bei der Veranstaltung aber nicht alleine gegen den Nordostring auf. Er hat mehrere Partner, natürlich die Arge Nord-Ost, für die Joseph Michl reden wird, den Naturschutzbund Kornwestheim mit Bernd Mathe, Vertreter von Landwirtschaft, Jägern, den Städten Stuttgart und Fellbach werden vor Ort sein.

Und auch die Stadt Kornwestheim selbst wird sich auf der Infoveranstaltung klar gegen den Nordostring aussprechen. Der Baubürgermeister Daniel Güthler wird die Sicht der Verwaltung in einem Grußwort samt Stellungnahme übermitteln. Bereits im Vorfeld findet er im Gespräch mit unserer Zeitung klare Worte. „Wir sind überzeugt, dass der Ring, wenn er kommt, eine überregionale Funktion haben wird, und Verkehr anzieht“, sagt er. „Das lehnen wir klar ab, zumal es auch die örtlichen Straßen belasten würde.“ Eher sei es jetzt an der Zeit, über alternative Verkehrskonzepte, ÖPNV, digitale Optimierungen im Straßenverkehr zu sprechen, ergänzt der Baubürgermeister. „Ist eine solche Straße erst mal da, dann geht sie nicht mehr weg.“