Der Bürgerverein lädt für kommenden Montag zu einer Informationsveranstaltung ein.
Kornwestheim - Es gibt Pflanzensamen, die harren über viele Jahre in der Erde aus – ohne dass sie keimen. Und irgendwann sprießen dann doch Pflänzchen hervor – ein kleines Wunder der Natur. So ein Wunder der Verkehrsplanung scheint auch der Nordostring zu sein. Viele Jahre lagen die Pläne für die Stuttgart-Umfahrung von Waiblingen über Fellbach nach Kornwestheim in der Schublade und niemand interessierte sich dafür. Man wähnte den Nordostring schon auf dem Friedhof nicht umgesetzter Verkehrsprojekte. Doch plötzlich beginnen die Pläne wieder zu keimen. Damit sich daraus keine ausgedehnte Umgehungsstraße am Rande von Kornwestheim entwickelt, laden die Kritiker für den kommenden Montag, 25. April, zu einer Informationsveranstaltung ein.
Wie man eine solche angeht und durchführt, das weiß Horst Allgaier vom Bürgerverein Kornwestheim. Er hat’s ja schon einmal gemacht, vor gut zwölf Jahren ebenfalls im Thomashaus. An den Plänen hat sich nichts geändert. Von Waiblingen aus soll der Nordostring an Fellbach vorbei über den Neckar Richtung Kornwestheim gebaut werden. Westlich des Hornbergdurchlasses teilt sich die neue Bundesstraße. Eine Spur führt Richtung Alfred-Kercher-Bad zur Bundesstraße 27, die andere schließt sich in Höhe der Albstraße an die B 27 an. Das bedeute für Kornwestheim einen enormen Flächenverbrauch, warnt Allgaier, von dem zusätzlichen Verkehrslärm im Süden Kornwestheims ganz zu schweigen.
„Diese Pläne sind nie beerdigt worden“, erläutert Kornwestheims Baubürgermeister Daniel Güthler. Auch nachdem sich das Land wegen des Eingriffs in die Natur und die Kosten des Projekts von mehr als 200 Millionen Euro gegen den Bau des Nordostrings ausgesprochen hatte, schlummerten die aus dem Jahr 2003 stammenden Pläne im Bundesverkehrswegeplan weiter vor sich hin. Und dort hat sie Verkehrsminister Alexander Dobrindt – wohl auf Druck von CDU-Bundestagsabgeordneten aus der Region Stuttgart – hervorgekramt und unter der Rubrik „Weiterer Bedarf“ eingestuft.
Dass der Nordostring nie tot, sondern allenfalls in einen längeren Schlaf gefallen war, das habe sich, sagt Güthler, auch daran erkennen lassen, dass die Stadt für ihren Flächennutzungsplan das Areal nicht habe überplanen dürfen. Die Fläche ist für die Stadt tabu, weil der Regionalplan, in dem sich der Nordostring festgehalten ist, Vorrang hat.
Im Jahr 2008 hat sich der Kornwestheimer Gemeinderat im Zusammenhang mit dem Planfeststellungsverfahren zum Bau der Neckarbrücke bei Mühlhausen ein erstes Mal gegen den Nordostring ausgesprochen. Im November des vergangenen Jahres, als erkennbar wurde, dass der Nordostring wieder zum Thema wird, schickte die Stadt einen zweiten Brief an das Bundesverkehrsministerium. Und dem könnte bald ein dritter folgen. Güthler bereitet für die Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag ein Papier vor.
Die Arge Nordost, der auch der Bürgerverein Kornwestheim angehört, informiert in den kommenden Tagen viermal über das ihrer Ansicht nach völlig überflüssige Straßenbauprojekt – und zwar in den Städten, die ihrer Einschätzung nach besonders belastet werden. Den Befürwortern werfen die Kritiker vor, mit falschen Zahlen und Plänen zu operieren.