Die 49. Kornwestheimer Tage sollen den Vereinen aus der Coronakrise helfen.
Die Freude, die am Samstag auf dem Marktplatz zu spüren ist, lässt sich kaum in Worte fassen. Tausende Menschen sind gekommen, um gemeinsam die 49. Kornwestheimer Tage zu feiern, um zu essen, zu reden und einfach mal wieder beisammen zu sein. Zur offiziellen Eröffnung fliegen 49 Luftballons in den Himmel und verfolgen in bunter Formation eine graue Wolke. Bands spielen auf der großen Bühne, Kinder rennen umher und die Redner finden ausschließlich euphorische Worte. „Endlich können Sie sich wieder kulinarisch und musikalisch verwöhnen lassen“, sagt der erste Vorsitzende des Stadtausschusses für Sport und Kultur, Oliver Hicking. „Endlich können wir wieder feiern und die Gemeinschaft pflegen“, so Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Es ist ein Wort, das an diesem Wochenende häufig fällt: endlich.
Die Kornwestheimer Tage sind so ziemlich das größte Fest in der Stadt. Der Marktplatz steht dann voller Buden und einer Bühne, das bunte Treiben zieht sich bis weit in den Stadtpark hinein. Kornwestheim verwandelt sich in einen kleinen Rummelplatz mit Karussell, Kinder-Eisenbahn und Ballon-Tieren. Wie vieles andere musste das Fest aber in den vergangenen zwei Jahren wegen der Pandemie ausfallen. Das trübte nicht nur die Gemüter der Besucher, sondern vor allem der Beteiligten. Denn die Kornwestheimer Tage sind eine wichtige Plattform für die örtlichen Vereine. In diesem Jahr mit dabei sind unter anderem das Deutsche Rote Kreuz, der Liederkranz, die Freie Narrenzunft, der Italienische Kulturverein, der Griechische Elternverein und der Tanzsportclub Solitude.
Kontakte pflegen wird wieder möglich
Die Vereine bieten bei den Kornwestheimer Tagen stets Essen und Getränke an, generieren so Einnahmen und pflegen ganz nebenbei den Kontakt zu ihren Mitgliedern oder finden sogar neue Mitstreiter. „Der Nachwuchs ist die größte Herausforderung, der muss jetzt wieder kommen“, sagt Oliver Hicking vom Stadtausschuss für Sport und Kultur, der die Kornwestheimer Tage federführend organisiert. Das Fest sei ein guter Einstieg dafür, weil sich die Vereine wieder zeigen und mit vielen Menschen in Kontakt kommen können.
So sieht es auch Simone Magerl von dem Verein Kornfetz. Viele Mitglieder würden mittlerweile schon ohne den Verein planen, gemeinsame Aktivitäten fehlen. Deshalb habe sich das ganze Team auf das Wochenende gefreut. „Das ist das erste große Fest, bei dem wir wieder zusammenarbeiten“, sagt sie. Zunächst gab es ein paar Schwierigkeiten, weil man wieder zusammenfinden musste. Das habe sich aber bald gelegt.
Anlaufschwierigkeiten nach langer Pause
Der Fasnetsverein ist nicht der einzige, dem die Routine verloren gegangen ist. „Auch wir haben nicht die Schublade aufgemacht und losgelegt“, sagt Oliver Hicking. Die beiden Coronajahre haben Veränderungen mit sich gebracht – es gab Generationenwechsel in Vereinen und plötzlich sind andere Leute zuständig, wenn man eine Bühne und Bierbänke mieten will.
Lesen Sie aus unserem Angebot: Stadt zeichnet Ehrenamtliche aus
Zumindest einer ist aber weiterhin dabei und das seit 49 Jahren: Günter Braun stellt seit dem ersten Fest stets das Bierfass für den traditionellen Fassanstich. Der mittlerweile 87-Jährige führt seinen Getränkeladen zwar nicht mehr, kann seine Finger aber nicht so ganz aus dem Geschäft lassen. „Das ist halt mein Leben“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Nächstes Jahr wolle er auf jeden Fall noch einmal bei den Kornwestheimer Tagen dabei sein. Da feiert das Fest ja sein 50-jähriges Bestehen. „Die 50 machen wir noch miteinander, aber dann ist Schluss“, sagt Günter Braun und lacht. Das anstehende Jubiläum ist auch schon dieses Jahr Thema bei den Kornwestheimer Tagen. Oliver Hicking kündigte nämlich das Datum für das große Fest an: am 17. und 18. Juni 2023 ist es soweit. Das diesjährige Fest sei quasi ein Warmlaufen dafür, meint Hicking.
Das nächste Fest schon im Blick
Wenn das nur das Warmlaufen ist, darf man gespannt sein, was im kommenden Jahr passiert. Denn schon diesmal sind am Samstag etwa 5000 bis 7000 Besucher da, die den Vereinen beinahe die Haare vom Kopf essen. „Die Vereine haben wie 2018 eingekauft, aber am Samstag ist schon das erste Essen ausverkauft gewesen“, berichtet Oliver Hicking. Außerdem ist die Stimmung kaum zu toppen, selbst am Sonntag, als es teilweise regnet, ist einiges los. Und auch die Oberbürgermeisterin Ursula Keck ist in Höchstform. Vor dem Fassanstich schätzt sie, dass sie höchstens drei Schläge brauchen wird, bis das erste Bier gezapft werden kann. „Herr Braun war da zuversichtlicher, aber ich bin Beamtin, deshalb halte ich mich mit meinem Tipp etwas zurück“, sagt sie. Doch Günter Braun behält Recht: Nach nur einem Schlag läuft das Bier. Wer hätte nach zwei Jahren Pause auch noch länger warten wollen?