Fahren W & W künftig von zwei Seiten an – von Kornwestheim und Ludwigsburg: die Busse der Firma LVL Jäger. Foto: factum/Granville

Der Busbetreiber LVL Jäger richtet 2020 ein neues Angebot ein.

Kornwestheim - Sollte all das Wirklichkeit werden, was in den Köpfen der Verkehrsplaner herumschwirrt, dann dürfen sich die Fahrgäste von Bus und Bahn auf herrliche Zeiten freuen – mit neuen Stadtbahn- und Busverbindungen, mit neuen Haltestellen, mit schnelleren Verbindungen. Die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) haben sich am Dienstagabend mit dem Öffentlichen Personennahverkehr beschäftigt und die umfassenden Pläne befürwortet. Ein Überblick über das, was im Gespräch ist.

Was hat es mit der Linie 415 auf sich?

Im kommenden Jahr wird eine neue Buslinie durch Kornwestheim fahren – der 415er vom Bahnhof über die Ludwigsburger Straße zum W & W-Campus ganz im Norden der Stadt. Das Ganze gibt’s für die Stadt quasi zum Nulltarif, denn die neue Linie 415 gehörte zum Angebot von LVL Jäger, mit dem sich das Unternehmen darum beworben hat, auch künftig den Stadtlinienverkehr in Ludwigsburg und Kornwestheim betreiben zu dürfen. Mit Erfolg. Jäger geht davon aus, dass es den Stadtlinienverkehr mit den Zuschüssen vom Landkreis und der Umlage vom VVS – ohne Geld von der Kommune – eigenwirtschaftlich betreiben kann.

Von W & W fährt der Bus nicht über die alte B 27 zurück nach Kornwestheim zum Bahnhof, sondern über die neue B 27, die Aldinger, Pflugfelder und Ludwigburger Straße. Der Grund: Der GDF-Knoten ist derzeit noch zu eng, als dass dort ein Bus von der verlängerten Hohenzollernstraße – er hätte in dem noch zu bauenden Kreisverkehr am Autokino gewendet – nach links Richtung Kornwestheim abbiegen kann. Neue Haltestellen an der Aldinger oder Pflugfelder Straße werden allerdings nicht eingerichtet, wie Bürgermeister Daniel Güthler auf Nachfrage unserer Zeitung erläutert. Sobald die Stadt Ludwigsburg, auf deren Gemarkung der GDF-Knoten liegt, die Kreuzung umgebaut hat, soll der Bus von W & W über die alte B 27 nach Kornwestheim zurückfahren. Man denke aber, so Güthler, darüber nach, eine Haltestelle im Bereich der Obstgärten zu schaffen, weil links und rechts der Straße neue Wohngebiete entstehen sollen.

Die Stadt Ludwigsburg plant vorerst keine neue Linie von ihrem Bahnhof zu W & W. Sie verweist auf den 427er, der schon jetzt den Bahnhof mit dem Ludwigsburger Süden verbindet und weiter nach Grünbühl fährt.

Wie steht die Stadt zur Stadtbahn?

Die Stadt Kornwestheim ist die letzte Kommune, die dem unter Federführung des Landes ausgehandelten Stadtbahn-Kompromiss noch nicht zugestimmt hat. Das erscheint aber reine Formsache, nachdem die Stadträte am Dienstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik bereits für den Kompromiss votiert haben. Der Gemeinderat beschäftigt sich damit abschließend in der kommenden Woche. Letztlich, so Bürgermeister Daniel Güthler, handele es sich dabei um das Bekenntnis, dass man das Vorhaben weiterhin unterstütze.

Wie geht’s weiter mit der Planung?

Vier Planungsschritte sind derzeit festgehalten:1. Der noch existierende Gleiskörper auf der Strecke zwischen Markgröningen und Ludwigsburg soll so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen werden und bis nach Kornwestheim verlängert werden. Dort könnten Zweisystemfahrzeuge verkehren, wie sie auch in Karlsruhe im Einsatz sind. Untersucht werden muss insbesondere, ob eine Haltestelle bei W & W  eingerichtet werden kann und was sie kosten würde. 2. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bauen eine Stadtbahnstrecke von Aldingen nach Pattonville zur Erich-Bracher-Schule. Dort ist für die Hochflurbahnen der SSB Endstation.3. Zwischen dem Bahnhof Ludwigsburg und Pattonville werden die Gleise für eine Niederflurbahn gelegt. 4. Als vierter Abschnitt sollen dann die Streckenabschnitte zwischen dem Bahnhof in Ludwigsburg sowie den beiden Stadtteilen Schlösslesfeld und Oßweil geplant werden.

Was ist mit dem BRT-System?

Die Schnellbusse sind als Vorlauf und Ergänzung für die Stadtbahn geplant. Die Kornwestheimer Stadträte zeigten sich im AUT aber skeptisch, ob das funktioniert, und äußerten die Befürchtung, dass man so die erhofften Zuschüsse für den Stadtbahnbetrieb aufs Spiel setzt. „Wir hätten es lieber, wenn die Bahn Priorität hätte“, so beispielsweise der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz.

Wer trägt die Kosten?

Für das gesamte Projekt soll noch in diesem Jahr ein Zweckverband gegründet werden, für den Kornwestheim und Schwieberdingen, das auf einen Bahnanschluss für Bosch hofft, zunächst einmal nur Gaststatus erhalten. Überlegt wird aber, dass der Zweckverband Pattonville dort von Beginn an Mitglied wird. Der Landkreis Ludwigsburg hat seine Bereitschaft erklärt, 50 Prozent der Planungsausgaben zu tragen. Wie letztlich die Kosten verteilt werden, das muss unter den Beteiligten noch geklärt werden. Insgesamt dürfte das Nahverkehrskonzept für den südlichen Landkreis weit über 200 Millionen Euro kosten. Bei vergleichbaren Projekten, so erläuterte Dezernent Heiner Pfrommer aus dem Landratsamt in der Sitzung des AUT, seien die Kosten unter den beteiligten Kommunen nach einem Schlüssel aus Einwohnerzahl, Länge der Strecke und Anzahl der Haltestellen auf der Gemarkung aufgeteilt worden.

Wie steht die Politik zum Projekt?

Durchweg positiv, so die Antwort auf diese Frage. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä betonte, dass es sich um ein regionales Projekt handele. Claus Langbein (Grüne) und Hans-Michael Gritz regten an, die Bahn Markgröningen – Kornwestheim weiter über die Strecke der Schusterbahn bis nach Esslingen zu verlängern. Markus Kämmle (Freie Wähler) warnte vor zu viel Euphorie: „Der Teufel steckt im Detail. Und er wird auch noch zuschlagen.“