Bald nicht mehr nötig? Kontaktnachverfolgung auf dem Papier Foto: dpa/Marijan Murat

Bernd Nimz aus Pattonville will mehr Normalität. Er vertreibt ein Programm zur digitalen Kontaktnachverfolgung.

Kornwestheim - In seinem Pressetext spart Bernd Nimz nicht mit Großbuchstaben und Ausrufezeichen. Im Grunde liest sich der erste Absatz wie eine Generalabrechnung mit der Politik, die über härtere Corona-Maßnahmen diskutiere anstatt zu überlegen, wie man in Wirtschaft und Gesundheit zusammenarbeiten könne. Und dann steht da noch, ebenfalls in Versalien: „Hygiene und digital – die Rettung vieler Branchen.“ Und genau da hakt Bernd Nimz ein.

 

Der 59-jährige aus Pattonville kümmert sich um den Vertrieb der App „2FDZ“, die Abkürzung steht für „Fit für die Zukunft“. Mit Hilfe der App sollen zum Beispiel Gastwirte auf digitalem Weg die Kontaktdaten ihrer Besucher aufnehmen können. Am Eingang scannen die Gäste mit dem Smartphone einen QR-Code ab, werden dann direkt auf eine Seite geleitet, auf der sie Name und Telefonnummer oder Mailadresse angeben und etwa den Tisch, an dem sie Platz nehmen. Gespeichert werden die Daten auf einem Sicherheitsserver. Beim Verlassen des Lokals loggen sich die Besucher mit einem erneuten Scan wieder aus. Diese App könnte auch bei Friseuren, Sportveranstaltungen, Schwimmbädern, in Kirchen und Seniorenheime genutzt werden.

Doch was steckt hinter diesem Programm und der Idee? Den Einfall hatte Roland Delion, der in Lüneburg eine Werbeagentur namens Aktiv Online betreibt. „Der Firma ist wegen Corona vieles weggebrochen“, sagt Bernd Nimz, „und da entwickelt man eben neue Wege.“ Freigeschaltet wurde die App schließlich im Mai 2020, in Baden-Württemberg nutzt sie zum Beispiel eine Golf-Anlage in Bad Liebenzell. „Außer in Sachsen ist die App in jedem Bundesland im Einsatz“, sagt Nimz.

Nun ist es allerdings kein Geheimnis, dass auch anderswo Programme dieser Art bis zur Marktreife entwickelt worden sind. „In der Regel sind davon viele identisch.“ Das weiß auch Bernd Nimz, weist aber sogleich darauf hin, „dass wir eigentlich die Ersten waren“. Im Falle von „2FDZ“ brauche man aber nicht eigens eine App aufs Handy herunterzuladen, sondern man werde automatisch weitergeleitet. „Bei anderen Systemen muss auch der Restaurantbesitzer extra eine Seite anlegen oder Ähnliches.“ Vor allem aber seien die Betreiber von Gaststätten oder anderweitige Veranstalter rechtlich auf der sicheren Seite, bekräftigt Nimz. Er spart in diesem Zusammenhang nicht mit Kritik an den handelnden Politikern und ihrem Corona-Kurs: „Aktuell müssen die Firmen die Daten faxen, in der Hoffnung, dass das auch wirklich durchgeht.“ Außerdem müsse man die Ordner mit den Angaben irgendwann im Shredder vernichten. „Wenn man das vergisst, bekommt man bei einer Kontrolle eines auf den Deckel.“

Bei „2FDZ“ werden die Angaben nach dem vorgeschriebenen Speicher-Zeitraum automatisch gelöscht. Außerdem werde tonnenweise Papier gespart, sagt Nimz, verschweigt aber auch nicht, dass mit der App auch Geld verdient werden soll. „Ich weiß von zwei anderen Programmen, die gibt es umsonst“, sagt Nimz, „ich habe keine Ahnung, wie sich die finanzieren.“ Eine Einzellizenz für „2FDZ“ kostet 9,24 Euro und liegt Nimz zufolge damit „ungefähr in der Mitte der Preisspanne“. Er betrachtet die App als Zusatzangebot für die Zukunft. „Die Digitalisierung schreitet voran, und an solche Dinge werden wir uns gewöhnen müssen.“

Laut Nimz wäre mit „2FDZ“ sogar ein Frühlingsfest in reduzierter Form möglich. Er hat sich bereits um Kontakte bemüht, eine Rückmeldung hat er bislang jedoch noch nicht bekommen.