Miriam Bädker und Oliver Schmider freuen sich mit Mario Treinis über den Erfolg des Berufsschülers. Foto: Anne Rheingans

Ein Absolvent der Erich-Bracher-Schule ist Deutschlands bester Lehrling.

Kornwestheim - Eigentlich war Mario Treinies bereits davon überzeugt, dass der Job nichts für ihn ist. Eine Ausbildung zum Fachlageristen hatte er schon abgebrochen und sich nach einer Lehre in einem anderen Bereich umgesehen. Doch dann bekam der heute 21-Jährige eine erneute Chance – mit großem Erfolg. Nun darf sich der Berufsschüler der Erich-Bracher-Schule in Pattonville feiern lassen: Er ist Deutschlands bester Azubi seines Bereichs.

 

Die Arbeit im Lager ist keineswegs so langweilig wie ihr Ruf, meint Mario Treinies. „Man darf nicht die Einstellung haben, dass man nur Kisten in den Regalen stapelt.“ Der Job als Lagerist sei viel komplexer. Er ist davon begeistert, dass man in dem Beruf eine große Verantwortung hat, weil sich andere Abteilungen des Unternehmens auf ihn verlassen müssen. „Das gefällt mir gut. Sonst würde mir langweilig.“ Auch dass es bei der Arbeit recht stressig werden kann, schreckt ihn nicht ab, sondern bereitet ihm Freude.

Wenn der junge Mann davon spricht, was ihn an seinem Beruf reizt, dann vergisst man leicht, dass es wahrlich nicht Liebe auf den ersten Blick war. „Ich bin dort mehr oder weniger hineingerutscht“, sagt der 21-Jährige aus Backnang. Nach der Mittleren Reife brach Mario Treinies seine erste Ausbildung zum Fachlageristen bereits nach kurzer Zeit ab. „Es war damals eine Notlösung und hat in dem Betrieb einfach nicht gepasst“, erklärt er. Um die Zeit bis zu einer neuen Ausbildung zu überbrücken, fing er in der Produktion bei der Huober Brezel GmbH und Co in Erdmannhausen an. Die Suche nach einer Lehrstelle blieb jedoch zunächst erfolglos. Da kam ihm das Angebot seines Chefs, Arlend Huober, recht, es noch einmal mit der Ausbildung zum Fachlageristen zu probieren – und zwar dieses Mal in der Brezelfabrik. „Und der Plan, der keiner war, ging auf.“

Nach zwei Jahren Lehre darf sich Mario Treinies nun Fachlagerist nennen. Bei den Abschlussprüfungen schnitt er überdurchschnittlich gut ab. Im praktischen Test erhielt er 99 von 100 Punkten. In den schriftlichen Prüfungen schaffte er überall eine Einsernote. Mit seinen Leistungen war der 21-Jährige nicht nur der beste Absolvent in der Region und im Land Baden-Württemberg. Auch auf Bundesebene hatte er in seinem Ausbildungsberuf die Nase vorne. Von dem Dachverband der deutschen Industrie- und Handelskammer wurde Mario Treinies daher vor wenigen Tagen in Berlin mit einer Urkunde und einem Pokal als bester Fachlagerist-Azubi ausgezeichnet.

Zum ersten Mal ist einem Absolventen der Erich-Bracher-Schule (EBS) ein solcher Erfolg auf Bundesebene gelungen. „Das ist etwas Besonders. In diesem Berufsbild gibt es viele Auszubildende. Da ist die Luft ganz dünn“, stellt Oliver Schmider heraus. In der Wahrnehmung würden die Fachlageristen oft abqualifiziert, sagt der Schulleiter. Aber auch so vermeintlich einfachere Berufsbilder hätten für die Wirtschaft eine hohe Bedeutung. Auch Miriam Bädker, die Klassenlehrerin von Mario Treinies und Mitglied des Leitungsteams der EBS, betont: „Es ist ein Beruf mit Zukunft.“

Für den erfolgreichen Absolventen geht die Ausbildung derzeit weiter. In seinem dritten Jahr an der EBS will er sich zur Fachkraft für Lagerlogistik weiterbilden. In Pattonville lassen sich momentan zehn Klassen für einen Job im Lager ausbilden. Jedes Jahr fangen 100 bis 120 Schüler in diesem Bereich an, sagt Bädker.