Mit großen Schildern hatten Naturschützer in Kornwestheim in der Vergangenheit gegen den Nordostring protestiert. Foto: Archiv/Michael Bosch

Die Idee, den Nordostring unterirdisch zu bauen, sieht man in Kornwestheim kritisch.

Kornwestheim - Eines jedenfalls lässt sich nicht verleugnen: Dank des Vorstoßes von Hermann Grub und Rüdiger Stihl ist wieder Schwung gekommen in die Diskussion um den Nordostring. Der Architekt und der Industrielle hatten Mitte dieser Woche eine neue Machbarkeitsstudie vorgestellt, in der untersucht worden ist, wie die rund elf Kilometer lange und sehr umstrittene Umgehungsstraße nördlich von Stuttgart durch einen Tunnel verlaufen könnte. Möglich wäre das – auch wenn erste Kostenschätzungen davon ausgehen, dass dieser Plan mit rund 1,2 Milliarden Euro das Vielfache einer oberirdischen Umfahrung kosten würde.

In Kornwestheim wird der Bau der vierspurigen Straße zwischen der B 27 und der B 14/29 bei Waiblingen größtenteils abgelehnt. Das hat sich auch nach dem Vorstoß aus der Wirtschaft nicht geändert, wie unsere Umfrage unter Kommunalpolitikern zeigt.

„Den Nordostring durch einen Tunnel laufen zu lassen, würde uns vor Ort nur bedingt etwas bringen“, sagt Hans-Michael Gritz, der Vorsitzende der SPD-Fraktion . „Hier in Kornwestheim wäre ja der Einstieg in diesen Tunnel.“ Der wäre „über Tage“, wie Gritz ergänzt. „Der Nordostring würde bei uns im Kornwestheimer Süden also dennoch ganz gewaltig reinhauen.“ Als „übergeordneten Punkt“ ergänzt Gritz, dass der Ring ein „Mammutstraßenprojekt“ sei und „sehr teuer“ werden würde. Er votiert dafür die Mittel einzusetzen, um Güter auf die Schiene zu bringen. „Diese Kapazitäten sollte man lieber schaffen.“ Auch Thomas Ulmer, Vorsitzender der Fraktion Grüne/Linke, hält wenig von der Tunnelidee. „Unsere Position war immer: Nein zum Nordostring.“ Daran ändere auch die Tunnellösung nichts. Der Bau einer zusätzlichen Straße passt seiner Ansicht nach nicht in die Zeit und zeugt von einer rückwärtsgewandten Politik. „Wir machen uns Gedanken über eine Verkehrswende.“ Man müsse sich damit befassen, wie man den Verkehr reduzieren und neuordnen könne. „Ob ober- oder unterirdisch: Autos bleiben Autos.“

Zwar hatten die Freien Wähler in der Vergangenheit mit einer Untertunnelung geliebäugelt. Die jetzt vorgelegte Variante kann den Fraktionsvorsitzenden Markus Kämmle allerdings nicht überzeugen, denn sie sieht erneut einen Anschluss an den Hornbergdurchlass vor. „Wir wollten eine Anbindung an die B 27a, damit kein weiterer Knotenpunkt entsteht“, sagt er. Zudem ginge auch durch die nun vorgestellte Variante zu viel Fläche auf Kornwestheimer Gemarkung verloren. Über die Notwendigkeit des Nordostrings könne man zudem geteilter Meinung sein. „Mehr Straßen bringen mehr Verkehr.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä betont, der Kornwestheimer Gemeinderat habe sich in Sachen Nordost-ring selbst ein Bein gestellt. Seinerzeit habe man – gegen den Willen der CDU – die Wohnbauerweiterungsfläche Ost IV aus dem Flächennutzungsplan genommen. Nun fehle das „planerische Schwert“, um mit einer Wohnbauplanung Straßenbau zu verhindern. Auch Bartholomä betont darüber hinaus, die Kornwestheimer Betroffenheit ändere sich mit einem Tunnel „nur marginal“. Die Anschlussstelle sei immer noch die gleiche Wahnsinnstrompte. „Da ändert sich nichts.“ Der FDP-Stadtrat und Fraktionschef Andreas Schantz betont, der Nordost-ring sei im Kornwestheimer Ortsverein seiner Partei generell umstritten. Nicht jeder habe da die gleiche Meinung. Es gebe nun einmal große Firmen, die im Wirtschaftsraum Stuttgart ihre Waren transportieren müssten. Da verwundere es nicht, dass ein solcher Vorstoß nun aus der Wirtschaft komme. Mit dem Bau eines Tunnels käme man manchen Sorgen in Sachen Umweltschutz und Lärmschutz etwas entgegen, so Schantz. Für den Nachbarn Remseck wäre es teils eine Entlastung. Aber: Für Kornwestheim wäre dieser Nordostring nach wie vor schwierig, sagt Schantz ebenfalls. Und: „Wer soll das überhaupt bezahlen?“

Und wie sieht die Kornwestheimer Stadtverwaltung die Angelegenheit? Eine abschließende Wertung will Baubürgermeister Daniel Güthler, der bei der Präsentation der Pläne dabei war, noch nicht abgeben. Es werde noch Gespräche mit den anderen betroffenen Kommunen geben, berichtet er. Außerdem wolle er sich mit dem Thema noch intensiver auseinandersetzen. Güthler lässt aber durchblicken: „Ich sehe momentan noch Probleme.“ Zwei Aspekte spielen seiner Ansicht bei der Einordnung eine zentrale Rolle. Einerseits müsse man sich die kurz- und langfristigen verkehrlichen Auswirkungen anschauen und die Planungszahlen diesbezüglich betrachten. Andererseits sei das Ausmaß des landschaftlichen Eingriffs noch zu klären. Bei der zuerst diskutierten Variante wäre der Flächenverbrauch in Kornwestheim inakzeptabel hoch, betont Güthler. Wenn auch dieses Mal der Anschluss nah an der Stadt vorgesehen ist, sei die Tunnellösung ebenfalls vermutlich kritisch zu sehen. Diese Punkte gelte es zu prüfen.