Großes Thema: Fahrradfahrer und Fahrradfahren Foto: Pixabay

Beim Thema Fahrrad sind einige Stadträte mal richtig aus sich herausgegangen.

Kornwestheim - Die haben doch ein Rad ab.“ Nein, das hat der stets ruhige und besonnene SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz natürlich nicht gesagt. Aber vielleicht gedacht, als der Ausschuss für Umwelt und Technik jüngst übers Radfahren debattierte und darüber, was man alles tun kann, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen.

Na klar, alle sind dafür, dass im Städtle mehr Fahrrad gefahren wird. Radfahren ist gesund, Radfahren schont das Klima, Radfahren ist leise, Radfahren ist gut zur Entspannung und hilft gegen Stress. Halt, das letzte Argument können wir so nicht stehen lassen. Radfahren lässt den Kamm schwellen, treibt den Puls in die Höhe, bringt die Menschen auf die Palme – den CDU-Stadtrat Martin Ergenzinger zum Beispiel.

Er fahre ja auch gerne und viel Rad, setzte er in der Diskussion an und man ahnte, was nun kommen würde: Aber über die vielen Rowdys auf dem Fahrrad würde er sich doch sehr, sehr ärgern. „Die tun, was sie wollen, ob’s Herrn Gritz gefällt oder nicht.“

Kein gutes Zeugnis gibts für die Radler von CDUler Hans Bartholomä

Zuvor hatte auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä den Radfahrern kein gutes Zeugnis ausgestellt. Nur jeder fünfte Radfahrer, so habe er gelesen, halte sich zu 100 Prozent an die Verkehrsregeln.

Nun ist’s nicht so, dass Hans-Michael Gritz allem Tun und Lassen der Pedalritter unkritisch gegenüberstehen würde. Aber das war dann doch zuviel des Guten für den passionierten Radler, der einst sogar den Arbeitsweg bis nach Bietigheim-Bissingen mit dem Velo zurückgelegt hat. Auch er habe über Jahre gegen Regeln verstoßen – zum Beispiel, wenn er vom Rathaus zur Kreissparkasse an der Johannesstraße habe fahren wollen. Da habe er natürlich nicht zweimal die Stuttgarter Straße gequert, sondern sei das kurze Stück regelwidrig auf dem Radweg in die verkehrte Richtung gefahren.

Und dann holte der SPD-Fraktionsvorsitzende aus und listete den Herrschaften von der CDU einmal auf, wann sich Autofahrer verkehrswidrig verhalten und Radler in Gefahr bringen: • beim Falschparken• beim Missachten der Vorfahrt, wenn man der Ansicht ist, die Straße doch noch schnell vor dem Radfahrer queren zu können• beim Aufreißen der Autotür• beim Verlassen der Parklücke

Und Hundebesitzer bekamen auch noch gleich einen mit – nämlich die, die auf dem Bürgersteig gehen und mit langer Leine ihren Liebling auf dem Radweg spazieren lassen.

Mit welchen Radfahrern hadert eigentlich Hans-Michael Gritz? Mit denen, die auf dem Bürgersteig an seinem Haus vorbeifahren. Ein gewisses Verständnis habe er ja schon bei denen, die sich auf dem Rad unsicher fühlen würden. Aber die Blendläden seines Hauses befänden sich genau auf der Höhe, auf der auch ein Radler auf seinem Bike throne. Und wenn er morgens dann die Blendläden von innen öffnen, . . .

Nun ja, die Wogen im Gemeinderat werden sich wieder glätten. Denn das weiß schon der Volksmund: Kommt Zeit, kommt Rad.