Eine der vielen Besuchergruppen vor dem Vogelhof, dem Kornwestheimer Schullandheim Foto: z

Damit der Vogelhof, das letzte von einem Verein getragene Schullandheim in Württemberg, weiterhin bestehen kann, sind Geld, Findigkeit und Initiative nötig.

Kornwestheim - Aufgepäppelt und mit Kalorien versorgt, wie die kräftemäßig und oft auch seelisch labilen Nachkriegs-Kinder zur Gründungszeit des Schullandheimvereins, muss heutzutage kein Schüler mehr werden. Für Silcherschulrektor Emil Hauf und Salamander-Direktor Otto Barth, damals Elternbeiratsvorsitzender der Grund- und Hauptschulen, war Ende der 40er-, Anfang der 50er-Jahre aus just jenen Gründen die Initiative für ein eigenes Schullandheim für Kornwestheim ausgegangen.

Für die Schulklassen, die heute auf den Vogelhof nach Ehingen-Erbstetten fahren, stehen nach wie vor das Gemeinschaftserlebnis, die Stärkung des Zusammenhalts und die Naturerfahrung in der abgeschiedenen Alb-Landschaft im Vordergrund. Aspekte, die es nach wie vor rechtfertigen, dass der Vogelhof weiter gehalten wird – das findet nicht nur der rund 230 Mitglieder zählende Schullandheimverein mit seinem langjährigen Vorsitzenden Erwin Holzbaur. Auch Stadtverwaltung und Gemeinderat standen bislang immer einhellig hinter der Institution Vogelhof – und unterstützten den Verein finanziell kräftig, wenn es um Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen ging. „Viele Stadträte“, meint Holzbaur schmunzelnd, „waren ja als Schüler selbst auf dem Vogelhof und erinnern sich gerne daran.“Dennoch: Veränderungen seien dringend notwendig gewesen , um das Fortbestehen des Vogelhofes in Trägerschaft des Schullandheimvereins zu sichern, erklärt Erwin Holzbaur. Der Verein habe den veränderten Freizeitgewohnheiten Rechnung tragen müssen – beispielsweise durch erlebnispädagogische Angebote wie Waldtouren mit dem Förster, Kanufahrten oder Floßbau. Inzwischen verfügt das Vogelhofgelände außerdem über Kletterbäume.

Als Meilenstein sieht Holzbaur es allerdings, dass der Verein die Scheuer, die dem Vogelhof direkt gegenüber liegt, erwerben und umbauen konnte. 250 000 Euro flossen in dieses Projekt. „Mit der dort entstandenen Mehrzweckhhalle hat der Vogelhof für Schlechtwettertage eine echte Alternative“, berichtet der Vorsitzende. Unter anderem, weil der Verein eine sechs Meter hohe Kletterwand einbauen ließ, an der Gruppen im Beisein eines Übungsleiters in die Höhe streben können. Die Mehrzweckhalle mache den Vogelhof aber auch für einen erweiterten Nutzerkreis attraktiv, sagt Holzbaur – für Musikvereine beispielsweise, für deren Bläser die Tagungsräume im Haupthaus nicht geeignet waren. Auch Tagungen oder Festivitäten verschiedenster Art können dank der Halle inzwischen auf dem Vogelhof stattfinden.

Für das Überleben des Vogelhofs – im Landesteil Württemberg ist er das letzte Schullandheim in Trägerschaft eines Vereins – ist es unerlässlich, dass auch über Schulklassen hinaus Gruppen das Haus belegen. Zumal die Verweildauer der Klassen immer kürzer wird, wie Holzbaur bedauert.

Ein weiterer Meilenstein für die Zukunftssicherung: Die Generalüberholung der sanitären Anlagen. „So wie die ausgesehen haben, das ging nicht mehr, das war einfach nicht mehr zeitgemäß“, erklärt der Vorsitzende. 2010 wurden die Anlagen generalsaniert, Einzelwaschbecken und Einzelduschen sind jetzt Standard. Die Gemeinschaftsdusche im Erdgeschoss ist jetzt ein behindertengerechtes Zimmer geworden. Die Investitionen von 100 000 Euro übernahm die Stadt. „Die Stadt hat immer wieder viel Geld für den Vogelhof in die Hand genommen“, sagt Holzbaur. „Dafür sind wir sehr dankbar.“ Mit Vertretern der Stadt, des Gemeinderates und der Vereine fährt der Schullandheimverein Mitte September auf die Alb. Sie sollen sich mit eigenen Augen von den Früchten der jüngsten Investitionen überzeugen können. Gut möglich, dass da dann Erinnerungen aufblitzen: an die Stockbetten im „Krähennest“ oder „Adlerhorst“, an die einst doch eher spartanischen Waschräume, an die Küchendienste – und an lange Abende am Lagerfeuer unterm klaren Alb-Himmel, an denen Kornwestheim nicht 100 Kilometer, sondern Lichtjahre weit weg schien.