Lisa Eckhart im „K“ Foto: /Christine Biesinger

Nach zwei Jahren kann Lisa Eckhart endlich ihren Auftritt im K nachholen.

Kornwestheim - Warum die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart durchaus als umstritten gilt, wird einem schon in den ersten fünf Minuten ihres Soloprogramms „Die Vorteile des Lasters – ungenierte Sonderausgabe“ klar, mit dem sie am Freitagabend im Kulturzentrum „K“ in Kornwestheim zu Gast war. Innerhalb weniger Sätze stehen jeweils „die Chinesen“, „die Moslems“, „die Schwarzen“ und „die Juden“ im Zentrum einer Pointe.

Der Ruf eilt voraus

Lisa Eckhart ist sich bewusst, welcher Ruf ihr vorauseilt, und sie spielt geschickt damit. Die Kabarettistin hätte eigentlich schon vor zwei Jahren in Kornwestheim zu Gast sein sollen, doch der Auftritt wurde abgesagt. „Nicht wegen der Cancel-Culture, sondern wegen Corona. Früher wurden Shows noch wegen mir abgesagt!“, wie sie gleichermaßen selbstbewusst und selbstironisch feststellt. Eckhart profitiert von diesen Diskussionen, denn vielen der Zuschauer an diesem Abend dürfte es so gegangen sein wie zwei Damen, die ihren Bekannten in der Pause erzählen: „Wir dachten, wir schauen uns das mal an, und wenn es nichts ist, gehen wir.“ Doch es geht niemand, stattdessen ist die Stimmung im gut besetzten Festsaal des K ab Minute eins grandios. Anfangs klingt das Lachen der Zuschauer oft beinahe erschrocken, wenn sie sich dabei ertappen, wie sie über einen der so gut wie immer politisch unkorrekten Sprüche lauthals lachen.

In den knapp eineinhalb Stunden Programm scheut Eckhart keinen Tabubruch: Von häuslicher Gewalt im Homeoffice, deutsch-österreichischen Beziehungen und sexuellen Fetischen, über Pädophilie, Corona-Tote, Inkontinenz, Sex im Alter und Inzest bis hin zu Transsexualität, Umweltschutz und Frauenquote – bei Lisa Eckhart gibt es nichts, über das nicht gelacht werden darf. Die 29-Jährige e interagiert dabei mit dem Publikum und vertieft ein Thema, wenn das Lachen besonders laut ist oder es Szenenapplaus gibt, und geht elegant zum nächsten über, wenn eine Bemerkung nicht ankommt – was allerdings bei den begeisterten Zuschauern selten der Fall ist.

Nachdenkliche Momente gibt’s auch

Hin und wieder gibt es nachdenkliche Momente, wenn in einem zynischen Witz dann doch viel Wahrheit drin steckt: „Bei Verwandtschaftsbesuchen gab es immer schon das Risiko, dass man sich umbringt, das wird durch ein Virus nur minimal erhöht.“ Und wenig später: „Wie viele gab es, die allein waren, und nicht mal eine Familie, sondern nur Zeit zum Totschlagen hatten.“ Dann wieder sind die Pointen so tief im Bereich von Fäkalien und Körperflüssigkeiten angesiedelt, dass manch einem das Lachen vor Ekel im Hals stecken bleibt. Naturgemäß nimmt Corona einen großen Raum im Programm ein, doch auch nach zwei Jahren Pandemie schafft Eckhart es, dem Thema noch einiges an Witz abzugewinnen. So warnt sie vor der „Drostalgie“ nach dem Ende der Pandemie, und beschreibt „das letzte originale Corona-Testzentrum, Lauterbach-Ultras nennen es Check-Point Karlie.“

„Wir brauchen menschlichen Wiederaufbau“, sagt Eckhart schließlich gegen Ende ihres Programms, und vermutlich ist wenig menschlicher als dieser Kabarettabend, der voll ist mit Körperfunktionen, zwischenmenschlichen Abgründen und überzeichneten Vorurteilen, und der Erleichterung, einmal über alles lachen zu dürfen, auch wenn – oder gerade weil – die Geschehnisse in der Welt im Moment wenig Anlass dazu geben.