Ihr Herrchen ist ein Bürgermeister: Amy Foto:  

Einen Vierbeiner zu besitzen, belastet in Kornwestheim den Geldbeutel stärker als anderswo.

Kornwestheim - Die Ratte liebt es, über die Felder rund um Kornwestheim zu spazieren – weil sie den Blick so weit schweifen lassen kann und außerdem immer nette Leute trifft – und Hunde. Die Ratte hat den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da hopst ein besonders süßer kleiner Hund um die Ecke. „Hallo“, sagt die Ratte, „du bist aber putzig.“ – „Hallo!“, sagt eine Stimme. Sie gehört nicht dem Hund, sondern einem ziemlich großen Mann. Irgendwie kommt ihr der Herr bekannt vor. Genau: Die Ratte kennt ihn von Fotos aus der Zeitung. „Du bist doch unser Erster Bürgermeister“, sagt sie. „Wie heißt du noch mal?“ – „Dietmar Allgaier“, sagt der Mann. „Und wie heißt dein Hund?“, will die Ratte wissen. Der Hund heißt „Amy“, und er ist ein Zwergmalteser. So einen Zwergmalteser hätte die Ratte auch gerne, denn er ist ziemlich klein und flauschig. Sie könnte ihn gut spazieren führen.

Aber Amy ist nicht zu verkaufen. Und dem Nager fällt ein, dass er sich einen Hund wahrscheinlich auch gar nicht leisten könnte: Hundefutter, Wasser, das ganze Zubehör wie eine Leine und so weiter. Und dann hat die Ratte neulich noch etwas gelesen über eine Hundesteuer. Ein kleines Städtchen im Schwarzwald hat entschieden, dass es deutlich teurer werden soll, einen Hund zu besitzen. Unter anderem hat die Stadt das damit begründet, dass es sehr teuer ist, die Hundehaufen zu entfernen. Höhere Steuern für den Hund, das gefällt den Besitzern allerdings überhaupt nicht.

Wie hoch die Hundesteuer wohl in Kornwestheim ist? „Was musst du zahlen, damit du deinen Hund durch die Gegend steuern darfst?“ , fragt die Ratte. Dietmar Allgaier weiß sofort, was die Ratte meint: Die Hundesteuer in Kornwestheim beträgt 132 Euro für den ersten Hund, sagt der Erste Bürgermeister. Das ist im Vergleich zu anderen Städten in Baden-Württemberg ziemlich teuer. Im Schnitt muss ein Hundebesitzer in Baden-Württemberg 86 Euro bezahlen. Hier in der Gegend, in der Region Stuttgart, ist es nur in Aidlingen (in der Nähe von Böblingen) und Eislingen (in der Nähe von Göppingen) teurer. Kornwestheim liegt also auf Rang drei.

Die Ratte weiß, dass Dietmar Allgaier auch was bei der Stadt zu sagen hat. Klar, immerhin ist er einer der Bürgermeister. „Warum habt ihr Hunde so teuer gemacht? Du bist ja selbst schuld, du hast doch selbst einen Hund“, sagt die Ratte. Natürlich hat Dietmar Allgaier das nicht allein entschieden, wie hoch die Hundesteuer ist. Aber er kann erklären, warum es vor einigen Jahren so gekommen ist: die Stadt musste sparen. Und da kam das zusätzlich Geld für die Hunde gerade recht. „Ich finde trotzdem, dass Kornwestheim eine hundefreundliche Stadt ist“, sagt der Erste Bürgermeister. „Wir haben viel Bewegungsraum mit den vielen Feldern.“ Außerdem gibt es in Kornwestheim einen Hundesportverein. „Der ist sehr aktiv und da können die Hunde viel Spaß haben.“

Die Mitarbeiter des Bauhofs müssen zudem immer wieder Hundekot auf Spielplätzen einsammeln. Dafür ist das Geld zwar eigentlich nicht gedacht, aber dafür verwendet die Stadt die Einnahmen aus der Hundesteuer eben auch. „Ganz schön clever“, denkt die Ratte. Eine Sache will sie aber doch noch wissen: „Gibt’s für Leute, die mehrere Hunde haben eigentlich Rabatt?“.

Die Ratte träumt von einem ganze Rudel von Amys, die unglaublich billig sind, und mit denen sie unglaublich viel Spaß haben könnte. Dietmar Allgaier muss ein bisschen lachen, und die Ratte muss er ein bisschen enttäuschen. Denn mehr Hunde kosten auch mehr Geld: der zweite und jeder weiter Hund kostet sogar 264 Euro. Da ist die Ratte ein bisschen enttäuscht.

„Kampfhunde kosten übrigens 900 Euro pro Hund“, weiß Dietmar Allgaier. Aber kämpfen wollte die Ratte ja auch gar nicht. Nur ein bisschen herumtollen. Immerhin weiß sie jetzt Bescheid. So ein Hund, egal ob groß oder klein, ist gar keine so billige Angelegenheit.