Glasscheiben trennen Fahrgäste und Busfahrer künftig in den Bussen: Der Einbau hat begonnen. Foto: z

Seit dem Jahresbeginn verkehren die Busse in Kornwestheim häufiger. Seit dem Corona-Ausbruch bleiben die Linien durch Kornwestheim aber meistens leer.

Kornwestheim - Eine neue Linie am Tag, zwei neue Linien für die Nacht, viele zusätzliche Fahrten bis in den späten Abend hinein und am Wochenende, neue Hybridbusse – von einem Quantensprung war die Rede, als zum Jahresbeginn der Busverkehr in Kornwestheim massiv ausgebaut wurde. Und es lief gut an, berichtet Carry Buchholz, Geschäftsführerin des Busunternehmens LVL Jäger, das für den Linienverkehr in Kornwestheim und in Ludwigsburg verantwortlich zeichnet. „Wir haben die prognostizierten Zahlen erreicht“, freut sie sich über den guten Start. Auch die neue Linie 415, die zwischen dem Kornwestheimer Bahnhof und Wüstenrot verkehrt, habe Zuspruch gefunden. Aber es brauche seine Zeit, bis ein neues Angebot etabliert sei, sagt Buchholz.

Die Zeit allerdings gab’s nicht. Mitte März kam der Lockdown – und vorbei war’s mit den guten Fahrgastzahlen. Die Busse fuhren häufig leer oder mit nur wenigen Fahrgästen durch die Stadt, und Einnahmen verzeichnete LVL Jäger nur noch durch die „treuen Abokunden“, wie es Carry Buchholz formuliert. Die Fahrer selbst durften keine Fahrkarten mehr verkaufen – aus Gefahr, sich durch die Nähe zu den Kunden mit dem Virus anzustecken. „Ab Mitte März“, berichtet die LVL-Geschäftsführerin, „gab es bei den Einnahmen Einbußen von 80 Prozent.“ Wie die Zahlen derzeit aussehen, weiß Buchholz nicht: Die aktuellen Abrechnungen liegen noch nicht vor. Bereits seit einem Monat fahren die Busse wieder nach dem normalen Fahrplan. Immerhin: Seit einigen Wochen sind auch die Kontrolleure wieder im Einsatz, sodass zumindest die Versuchung nicht mehr so groß ist, sich ohne Ticket im Bus befördern zu lassen.

Kontrolleure sind seit einigen Wochen wieder im Einsatz

Und damit alle Fahrgäste wieder vorne einsteigen und ihren gültigen Fahrausweis vorzeigen oder einen erwerben können, lässt das Unternehmen nun Trennscheiben aus Glas einbauen. In den Bussen, die auf den Linien 425 und 427 in Ludwigsburg verkehren, ist das schon geschehen, bis Ende Juni sollen alle 88 LVL-Busse ausgestattet sein. 60 Scheiben stünden in der Werkstatt schon bereit, berichtet Carry Buchholz, die restlichen erhofft sie sich für die kommenden Tage. Dank dieser Scheiben dürfen dann auch wieder die Sitze vorne im Bus genutzt werden, die bis dato noch gesperrt sind.

Wie geht’s weiter? Kehren die Fahrgäste zurück? Oder brechen die Zahlen ein, weil die Arbeitnehmer im Homeoffice sind? Bleibt der Fahrplan so, wie er ausgearbeitet und eingeführt worden ist, oder wird die Anzahl der Fahrten und Linien wieder reduziert? Viele Fragen, aber die Antworten kennt Carry Buchholz noch nicht. „Wir beobachten den Markt“, sagt die Nahverkehrsexpertin. Mit dem Landkreis Ludwigsburg und den Kommunen sei sie im engen Austausch.

Die Schutzmaßnahmen verursachen weitere Kosten

Klar ist: Die Schutzmaßnahmen – Trennscheiben und die zusätzliche Reinigung der Busse mit Flächendesinfektionsmitteln – schlagen ins Kontor. Horst Stammler, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS), ist deshalb froh, dass das Land einen Rettungsschirm für den öffentlichen Personennahverkehr beschlossen und 200 Millionen Euro bereitgestellt hat. Und er freut sich, dass wieder mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen gezählt werden. Aber das liege noch „weit unter dem Normalwert vor Corona“. Wichtigste Aufgabe sei es derzeit, das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen. Stammler: „Unsere Busse und Bahnen sind keine Virenschleudern. Dies haben auch aktuelle Studien zur Verbreitung des Coronavirus gezeigt.“