Auf 1,9 Hektar FlächeAuf 1,9 Hektar Fläche soll im Zuffenhäuser Gewann Hummelsbrunnen Süd die Bioabfallvergärungsanlage entstehen. Foto: Abfallwirtschaft Stuttgart

Südlich von Kornwestheim entsteht eine Vergärungsanlage für Stuttgarts Biomüll.

Kornwestheim - Derzeit, so schlägt die Verwaltung den Stadträten vor, sollen aus Kornwestheimer Richtung keine Einwendungen gegen das Vorhaben im benachbarten Zuffenhäuser Hummelsbrunnen laut werden. Anders sähe das aus, wenn sich herausstellt, dass durch das Vorhaben Kornwestheimer Belange betroffen sind – etwa durch verstärktes Verkehrsaufkommen oder einschlägige Gerüche, die aus der Nachbarschaft herüberwehen könnten. Die Stadt Stuttgart, erklärt Stadtplaner Christian Kübler in der Vorlage für die heutige Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik, beteuere jedenfalls, „dass durch die Nähe zu B 27 und B 27a nicht mit einer signifikanten Steigerung der Verkehrs- und Lärmbelastung zu rechnen ist und dass sichergestellt werden kann, dass keine geruchsbelastete und unbehandelte Abluft nach außen treten kann“.

Weil ab 2015 die Biotonne Pflicht wird, rechnet die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) damit, dass sich die jährlich anfallenden 15 000 Tonnen Bioabfall verdoppeln werden. Mit der Bioabfallvergärungsanlage will sie nicht nur die Beseitigung des Biomüllmengen gewährleisten, sondern auch das energetische Potenzial des Beseitigungsprozesses nutzen – nämlich Kompost und Flüssigdünger erzeugen und nebenher das Zuffenhäuser Hallenbad beheizen. Der Standort Hummelsbrunnen Süd war nach längerer Suche festgelegt worden und hatte in Zuffenhausen und Stammheim für Diskussionsstoff gesorgt. In der engeren Auswahl waren unter anderem auch die Sauhalde und das Gewann Heinrizau in Zuffenhausen.

Aus Sicht der Stadt Stuttgart überwiegen die Vorteile auf dem Areal Hummelsbrunnen Süd: Die Bioabfallvergärungsanlage könnte vergleichsweise blickgeschützt in einer Senke gebaut werden, außerdem wäre sie gut an die Bundesstraße 27 angebunden, was der reibungslosen An- und Abfahrt der Lastwagen zuträglich wäre. Zudem sei der Komplex weit genug entfernt von der Wohnbebauung, gleichzeitig aber nah genug am Zuffenhäuser Hallenbad, welches mit Biogas beliefert werden soll.

Allerdings liegt der Standort nicht nur nahe an der Wohnbebauung in Stammheim, sondern auch mitten im regionalen Grünzug – und in einem Vorbehaltsgebiet zur Sicherung von Wasservorkommen. Regionale Grünzüge sollen für Boden-, Wasser-, Klima-, Arten- und Biotopschutz sorgen und dienen der Erholung sowie der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung.

Um den Regionalplan ändern und den Bau der Anlage durchziehen zu können, muss die AWS ein so genanntes Zielabweichungsverfahren beim Regierungspräsidium beantragen. „Mit einem positiven Bescheid kann gerechnet werden“, schätzt Detlef Kron, Leiter des Stuttgarter Stadtplanungsamtes. Der Standort habe sich nach intensiver Suche als der Geeignetste herausgestellt. Außerdem gilt er wegen der umgebenden Bundesstraßen, der Schienentrasse, der bereits vorhandenen Bebauung durch ein Wohngebäude und eine Gärtnerei sowie wegen der südlich liegenden Erddeponie ohnehin als vorbelastet.

Auch der Flächennutzungsplan müsste für die Anlage geändert werden – er definiert den geplanten Standort derzeit noch als Kombination aus Waldfläche und sonstiger Grünfläche. Überdies gibt es auf dem Areal offensichtlich seltene, gefährdete und besonders streng geschützte Arten. Eine Untersuchung läuft derzeit. Es sei aber jetzt schon absehbar, sagt der Leiter des Stuttgarter Stadtplanungsamtes, dass „umfangreiche artenschutzrechtliche Maßnahmen erforderlich werden“.

Bei der Verwertung des Bioabfalls mit den Nachbarkreisen Ludwigsburg und Esslingen zu kooperieren, sei kurz- und mittelfristig nicht möglich, heißt es aus Stuttgart.