Ernstfall: Im vergangenen Mai war die Feuerwehr Foto: SDMG//Hemmann

Engagierte Helfer gibt es genug. Nur müssen sie auch bei der Stange gehalten werden.

Kornwestheim - Was tun, wenn es brennt? Klar, die 112 wählen und bei der Feuerwehr anrufen. Aber kann die auch in Zeiten von Corona so helfen wie gewohnt? Oberbrandrat Ben Bockemühl, der Kommandant der Ludwigsburger Feuerwehr, kann beruhigen: „Dadurch, dass wir seit Jahren regelmäßig ausbilden, funktioniert es bei uns auch weiterhin.“ Die Grundtätigkeiten der Wehr seien komplett gesichert.

 

250 einsatzfähige Ehrenamtliche zählt die Ludwigsburger Feuerwehr, hinzu kommen 100 Mitglieder der Jugendfeuerwehr und ebensoviele Alterskameraden. Hauptamtliche sind stets vor Ort, in Coronazeiten kümmern sich zwölf von ihnen um den täglichen Betrieb in der Wache.

Was die Ehrenamtlichen betrifft, mag Bockemühl nicht klagen. „Wir haben gerade weitere Aufnahmeanträge bekommen“, berichtet er stolz – um sogleich hinzuzufügen, dass es natürlich immer noch mehr sein dürften. Trotz der Pandemie hat er keinen merklichen Rückgang beim Interesse an einer Tätigkeit bei der Feuerwehr festgestellt. Und die Freiwilligen, die schon länger dabei sind, machen den Kommandanten dieser Tage mehr als stolz. „Ich bin total begeistert, wie die Ehrenamtlichen mit den Hufen scharren und sehnlich darauf warten, dass es wieder mit dem normalen Betrieb weitergeht.“

Denn vieles hat sich auch bei den Brandschützern mit dem Ausbruch von Corona ins Internet verlagert. „Wir sind gerade dabei, uns da neu aufzustellen“, so Bockemühl. Bestimmte Teile der theoretischen Ausbildung werde man weiterhin im Internet anbieten, in die Praxis will man in kleinen Gruppen so bald wie möglich wieder einsteigen. „Die Feuerwehr lebt natürlich vom Handwerk, wir retten Menschen, indem wir Leitern aufstellen“, betont Ben Bockemühl. Und Dinge wie Atemschutz müsse man natürlich auch vor Ort üben.

Matthias Häußler, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kornwestheim, freut sich ebenfalls über das rege Interesse an einem Engagement. „Im Landkreis sind es wohl um die 200 Leute, die die Grundausbildung machen würden“, sagt er. Nur sei es schwierig, diese in Zeiten von Corona bei der Stange zu halten, „wenn vier bis fünf Monate gar nichts passiert“. In wenigen Tagen soll es aber wieder losgehen. „Unter den entsprechenden Hygienebedingungen und in Kleingruppen, versteht sich“, beteuert er. Zur Wehr gehören 108 Mitglieder und 14 Jugendliche.

Auch in Kornwestheim lief bis dato vieles digital. Mit den Wehren aus Ludwigsburg und Remseck pflegt man eine sogenannte Ausbildergemeinschaft. Das heißt, dass alle drei Feuerwehren auf das Material der jeweils anderen zugreifen können – und die Freiwilligen die Übungseinheiten zuhause und zu einem beliebigen Zeitpunkt anschauen können. „Das hat auch Charme für künftige Anwärter“, sagt Mathias Häußler.

Der Kornwestheimer Kommandant ist also ebenfalls zufrieden, wie es mit den Ehrenamtlichen momentan läuft. Skeptisch ist er allerdings, was die Zeit nach Corona angeht. „Wenn es bei den Sportvereinen weitergeht oder man auch sonst abends wieder etwas unternehmen darf, bleibt dann die Zeit und die Euphorie für die Feuerwehr?“ fragt er.

Tobias Hilbers ist beim Technischen Hilfswerk Ludwigsburg zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir waren zu allen Zeitpunkten einsatzbereit“, betont er. Dass auch beim THW das Interesse an einem Engagement in Zeiten der Krise gestiegen ist, bezeichnet er als „in Deutschland übliches Phänomen“. Leider könne man die Menschen aber nicht so an die Tätigkeit heranführen wie gewohnt. „Natürlich geht das auch digital, aber man ist schon motivierter, wenn man am Gerät selbst üben darf“, so Hilbers.

60 Helfer engagieren sich beim THW Ludwigsburg, 20 Jungen und Mädchen stark ist die Jugendgruppe. Für alle ist die Situation in einer Pandemie etwas komplett Neues. „Bei einem Hochwasser habe ich etwas, wo ich hinfahren und dort helfen kann“, vergleicht Hilbers. Jetzt müsse man aber bei jedem Einsatz genau überlegen, wer alles mitdürfe, wie die Gruppenaufteilung sei, an die Hygienemaßnahmen und so weiter denken. Zuletzt war das THW unter anderem mit der Logistik von Schutzausrüstung und der Hilfe beim Aufbau von Impfzentren betraut.