Die alte Stadtbücherei, das Jugendzentrum, die Kinderwelt im Wette-Center (von links): Die CDU schlägt vor, die Zukunft dieser Gebäude zusammen zu denken. Foto: Horst Dömötör,

Die CDU regt einen Denkprozess über die Zukunft des Wette-Centers, der alten Bücherei und des JUZ an. Wer zieht wohin?

Kornwestheim - Es sind drei Anträge, doch eigentlich gehören sie zusammen. Die CDU-Fraktion bringt erstens in die Kornwestheimer Haushaltsdebatte ein, dass die Kantstraße zehn zu einem Bürgerhaus werden könnte. Zweitens: Zwecks „wertfreiem Diskutieren“ über die künftige Nutzung der Immobilie sollen Mittel bereitgestellt werden für die Planung eines eventuellen Neubaus am Standort. Drittens: Die Stadt solle untersuchen, welche Kosten eine Verlegung des Jugendzentrums (Juz) in die frei werdenden Räume im Wette-Center verursachen würde, auch die „Nachnutzung“ des Juz am südlichen Stadtrand sei zu überprüfen. Nimmt man die Anträge zusammen, schwebt den Christdemokraten eine Rochade im großen Stil vor, um Nutzungen neu zu ordnen. „Eines bedingt hier das andere“, sagt Fraktionschef Hans Bartholomä.

Da ist zunächst einmal das Wette-Center. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass der aktuelle Mietvertrag der Gebäudeinhaber mit der Stadt zum Sommer 2023 auslaufen wird. Hintergrund ist, dass die Zeit der Ravensburger Kinderwelt dann wohl enden wird.

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Auch wenn der Stadt das Gebäude nicht gehört, hat man dennoch in Verwaltung und Gemeinderat ein großes Interesse daran, an der Zukunft der Immobilie mitzuwirken – die ein Impulsgeber für die Bahnhofstraße und die Innenstadt generell sein könnte.

Das Jugendzentrum ins Wette-Center zu holen, könnte, so die Hoffnung, für diese Belebung sorgen und würde den immer wieder zu hörenden Wunsch erfüllen, die Jugendlichen ins Zentrum zu bringen. Das Juz-Gebäude im Süden würde frei, dorthin könnten die Exponate aus der stadtgeschichtlichen Sammlung wandern, die derzeit in der alten Stadtbücherei in der Kantstraße zehn lagern.

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Im Kant zehn wäre sodann Platz für ein Bürgerhaus „für alle Generation“, wie es die CDU schon häufiger angeregt hat. „Bei dem Gebäude müsste man natürlich über Abriss und Neubau nachdenken, schon wegen der Barrierefreiheit“, sagt Bartholomä. Übrigens: 2019 im Wahlkampf hatte auch die Kornwestheimer FDP für eine Neunutzung des Gebäudes getrommelt – ebenfalls mit dem Ansatz „Jugend ins Zentrum“ machte sie sich für ein Juz in der Kantstraße stark.

Jedenfalls weiß Hans Bartholomä, dass die von seiner Fraktion vorgeschlagene Rochade, so elegant sie auf den ersten Blick erscheint, nicht mal so eben umzusetzen wäre. Beim Wette-Center wären Eignung, Miet- und Eigentumsfragen zu klären, insgesamt geht es, zumal bei der Kantstraße, um teure Um- und Neubauten. Auch die stadtgeschichtliche Sammlung zu transportieren, wäre nicht unbedingt ein Samstags-Umzug.

Gemischte Reaktionen

Bei anderen Fraktionen sind die Meinungen zum CDU-Vorstoß gemischt, teils betonen die Vorstände, man müsse das Thema auch noch intern diskutieren. Das etwa sagt auch Freie-Wähler-Chef Markus Kämmle. „Grundsätzlich könnte ich mir Jugend im Wette-Center vorstellen“, ergänzt er. „Ob mit einem Juz oder Jugendcafé, wird sich zeigen.“ Aus der Kantstraße ein Bürgerhaus zu machen, halte er zumindest „für die nächsten zwei Jahre“ nicht für machbar, man brauche eben erst eine Lösung für die stadtgeschichtliche Sammlung. Darauf weist auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz hin. Der Prozess, die Sammlung zu kategorisieren und katalogisieren, werde noch eine Weile dauern. Diesen Prozess zu unterbrechen, mache keinen Sinn. Auch müsse man klären, welche Umbauten für ein Bürgerhaus in der Kantstraße nötig wären. Und: „Eine Verlegung des Juz geht unseres Erachtens nach nur unter Einbeziehung der Jugendlichen.“ Immerhin sei ja der jetzige Standort seinerzeit ein Wunsch der Juz-Besucher gewesen.

Thomas Ulmer, Vorsitzender der Grünen/Linken, sagt ebenfalls, dass das jetzige Gebäude Kant zehn nicht gut als Bürgerhaus geeignet wäre. Er wirft ein, um ein Bürgerhaus „für alle Generationen“ zu schaffen, könne man sich ja das Wette-Center einmal direkt anschauen – vielleicht ja mit Jugendcafé, Elterncafé, einem Bereich für Senioren. „Dort wäre auch mehr Barrierefreiheit gegeben“, sagt Ulmer. Das Kant zehn würde er „im Moment eher ausklammern.“ Und: Jugendliche wie auch Ältere sollten unbedingt in die Planungen einbezogen werden. Dass man alle mitnehmen soll, ergänzt indes auch Bartholomä. Das gilt für ihn auch für den Gemeinderat: „Eine breite Mehrheit wäre hier wichtig“, sagt er. Und betont: „Wir wollen mit unseren Anträgen erst einmal Denkanstöße geben, Anregungen platzieren.“