Die Eltern werden ausgebremst: Vor der Realschule plant die Stadt eine Fahrradstraße. Foto: dpa/Uli Deck

Die Stadt will aus der Zufahrt zur Theodor-Heuss-Realschule eine Fahrradstraße machen.

Am Morgen, wenn der Unterricht beginnt, kommen sie angefahren. Zuweilen tauchen sie auch zu den Stoßzeiten am Nachmittag auf: Die Rede ist von den so genannten Elterntaxis an der Kornwestheimer Theodor-Heuss-Realschule. Derzeit ist die Zufahrt zu der Bildungsstätte noch für Autos möglich, bis fast direkt ans Schulgebäude können Eltern ihre Kinder bringen. Künftig soll genau das allerdings verboten sein. Die Stadt Kornwestheim will eine Fahrradstraße aus der Zufahrt zur Realschule machen, jener Sackgasse also, die aus Richtung Innenstadt kommend rund hundert Meter hinter dem Kreisverkehr am Kimry Platz abgeht und zur Schule führt.

Die Verkehrssituation in dem Bereich sei angespannt, begründet die Stadt. „Beobachtungen zufolge kommt es aufgrund des engen Straßenraums immer wieder zu gefährlichen Situationen zwischen Rad- und Kfz-Verkehr“, heißt es weiter. Die Konflikte entstünden unter anderem aufgrund der Elterntaxis, die teilweise mitten auf der Fahrbahn hielten und „anschließend nur mittels mehrfacher Rangierbewegungen wieder aus dem Sackgassenbereich ausfahren können“.

Mit der Polizei abgestimmt

Dass es wirklich vor allem um anfahrende Eltern geht, macht die Stadt deutlich: Lehrkräfte, Handwerker, Lieferanten und Co dürften weiterhin direkt zur Schule vorfahren. Ansonsten aber wären nur noch Fahrradfahrer gestattet.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen hat die Stadt Kornwestheim bereits geklärt, sich mit der Polizei abgestimmt. Der Straßenabschnitt weise eine sehr hohe Fahrraddichte auf, schon jetzt habe der Kraftfahrzeugverkehr nur eine „untergeordnete“ Rolle, zudem sei die Straße bereits nur 5,5 bis sechs Meter breit, Parken nicht erlaubt, Umbauten oder Sperrflächen wären nicht erforderlich. Weiterhin wichtig fürs Konzept: Die Zufahrt zur Realschule ist nur für Autos eine Sackgasse. Fahrradfahrer gelangen von hier aus weiter nach Westen per Unterführung unter der B 27 durch Richtung Innenstadt.

Es ist nicht die erste Kornwestheimer Maßnahme gegen zu viel Verkehr vor einer Schule. Auch der Zufahrtsbereich zum Ernst-Sigle-Gymnasium und der Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule an der Hohenstaufenallee soll, voraussichtlich ab Sommer, zur Fahrradstraße werden. Auch hier sind Elterntaxis und die damit verbundenen Gefährdungen im Verkehr der maßgebliche Grund für die Entscheidung der städtischen Straßenverkehrsbehörde.

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Von der Theodor-Heuss-Realschule ist zu hören, Rektor Boris Rupnow begrüße die Umwidmung der Sackgasse zur Fahrradstraße. Auch im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) gab es am Dienstag wenig Gegenwind, wohl aber so manche Frage und einige Vorschläge zum Thema. So mokierte Markus Kämmle, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, dass in der Vorlage der Stadt nicht die genaue Zahl der Fahrradfahrer genannt werde, sondern nur von „hohem Aufkommen“ die Rede sei. Ender Engin, der Fraktionschef der FDP, mahnte an, dass so manche Eltern trotz Fahrradstraße nicht aufhören würden, ihren Nachwuchs zur Schule zu fahren. Dem stimmte Thomas Ulmer (Vorsitzender der Grünen) zu und regte sodann an, man könne ja baulich entlang der Theodor-Heuss-Straße – also vor der Zufahrt zu neuen Fahrradstraße – etwas verändern, sodass dort Autos nicht halten könnten. Und ja, auch der Vollzugsdienst solle die Regelungen überprüfen.

Überwachung ist vorgesehen

Bei letzterem stimmte der Erste Bürgermeister Daniel Güthler dem Grünen zu: Natürlich werde das künftige Autoverbot dann überwacht. Was unvermeidliche Elterntaxis angehe, wolle die Stadt aber zunächst an der Theodor-Heuss-Straße eine Zone einrichten, in der Autos kurz halten und den Nachwuchs rauslassen können. „Das probieren wir zumindest temporär aus“, so Güthler.

Ordnungsamtsleiter Michael Siegel ergänzte anschließend, eine Fahrradstraße vor der Theodor-Heuss-Realschule sei „eine logische Fortführung unsere Konzepte“.