Auf der Freilichtbühne ist „Tante Wandas Auferstehung“ zu sehen.
Kornwestheim - Ein Hauch shakespearescher Verkleidungskomödien weht dieser Tage über die Freilichtbühne am Weidenbrunnen, gelegen zwischen Kornwestheim und Mühlhausen. Dort zeigen die Mühlhäuser Freilichtspiele „Tante Wandas Auferstehung“. Wolfgang Ruff führt geschickt Regie bei seiner Eigenbearbeitung der Komödie von Erich Koch, in der auch ein Misthaufen und eine Jauchegrube eine zentrale Rolle spielen. Allerdings nur hinter den Kulissen.
Schauplatz des Dramas um die verstorbene Tante Wanda ist die gute Stube des Bauernhauses von Fritz und Stefan Spukkammer. Vor dem Bild der Tante hält Fritzens Frau Sophie (überzeugend transzendierend: Diana Neumann) in ihrer grünen Esoterik-Tunika regelmäßig und hochprozentig gestützt spirituellen Kontakt zu dem Geist Wandas, deren Körper in der Tiefkühltruhe im Keller auf seine Seebestattung wartet. Vorerst aber kassiert man weiterhin Wandas Rente und den Monatsscheck des reichen Cousins Hans aus Amerika für die Tante. Jetzt aber bringt der stets durstige Postler Michel Krummnagel (überraschend wandlungsfähig: Andy Scholze) einen Brief, in dem der amerikanische Neffe seinen Besuch bei der Tante ankündigt. Also muss eine lebendige Wanda her. Neffe Fritz (unerschütterlich positiv: Bernd Rebhorn) überredet seinen Saufkumpan Michel, in diese Rolle mit ausgestopftem BH und weißgepunktetem schwarzen Kleid zu schlüpfen.
Weil aber Sophie dieselbe Idee gleich selbst umsetzen will, humpeln plötzlich zwei Wandas mit ihren Krückstöcken bei der Ankunft von Hans und Grete Albers ins geordnete Chaos. Also erfindet Fritz flugs die Zwillingstante Amanda für den amerikanischen Neffen (touristisch versiert: Thomas Wink) und dessen apathisch staunender Gattin Grete (authentisch genervt: Gertrud Frisch), bevor den beiden das Gästezimmer über dem Misthaufen zugewiesen wird. Die Turbulenzen verstärken sich, weil Michels Frau Sabine (furienhaft: Alexandra Lenz) im Innendienst alle Post mitliest, auf die falsche Wanda hereinfällt und ihrem verkleideten Gatten haarklein erzählt, wie sie ihn unter der Fuchtel hat und ausnützt.
Bleibt noch die Beziehung zwischen dem triebgesteuerten Bauern Stephan (tierisch gut: Siegfried Probst) und der Ökoberaterin Sabine Schnellmelker (ökopolitisch korrekt: Lara Waldbauer) zu erwähnen – ein Spaß, der durch die Jauchegrube über die Badewanne zur Ehe führt. Nachdem die Mistkur gegen das Altern bei den amerikanischen Gästen deren beschleunigte Abreise bewirkt hat, fällt die steifgefrorene Wanda doch noch selbst als Mumie aus dem Schrank. Zu guter Letzt ist die Unterjochung der Ehemänner beendet – die allgemeine Harmonie und die gesicherte Kirschwasserversorgung des Hofes wird gefeiert.