Mit Informationsveranstaltungen will die Feuerwehr neue Mitglieder gewinnen – auch unter den Zugezogenen. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Bei den Feuerwehrleuten im Kreis sind Menschen mit ausländischen Wurzeln derzeit noch kaum vertreten.

Kornwestheim - In vielen Bereichen unserer Gesellschaft sind Menschen, deren familiäre Wurzeln außerhalb Deutschlands liegen, schon unverzichtbar geworden. Auf anderen Gebieten sind sie dagegen unterrepräsentiert. Eines davon ist die Feuerwehr. „Bei uns haben keine zehn Leute ausländische Wurzeln“, sagt etwa Hans-Peter Peifer, stellvertretender Kommandant der Ludwigsburger Feuerwehr mit insgesamt rund 300 Aktiven, darunter etwa 250 Freiwillige.

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Für Kornwestheim geht Kommandant Matthias Häußler von „unter zehn Prozent“ der 108 Aktiven aus – und das trotz des hohen Migrationsanteils in der Stadt. Sascha Hänig, Kommandant der Feuerwehr von Affalterbach, möchte sich nicht nur auf den geringen Anteil an Zuwanderern festlegen, auch wenn diese „gefühlt unterrepräsentiert“ seien. „Es ist grundsätzlich sehr schwierig, Bürger für ein Ehrenamt abzuholen“, hat er festgestellt. Deshalb arbeite man an einem Konzept für Mitgliederwerbung, das sich aber nicht speziell an Menschen mit Migrationshintergrund richte. „Die sind vollumfänglich integriert, die bekommen das mit“, findet Hänig.

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Gezielte Ansprache, geringe Resonanz

Hans-Peter Peifer und Matthias Häußler hingegen haben es schon mehrfach mit der gezielten Ansprache von Zugezogenen versucht. „Wir haben beispielsweise in Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen wie Ditib Informationsnachmittage gemacht, auch in einer Moschee waren wir schon mal und haben über die Arbeit der Feuerwehr informiert“, führt Peifer aus. Die Vereine seien sehr offen dafür gewesen, die Resonanz der Mitglieder dagegen sehr gering, bedauert er.

Seiner Meinung nach tragen auch die Uniformen oft zu einem gewissen Abstand bei, denn je nach Herkunft habe nicht jeder gute Erfahrungen mit Uniformträgern gemacht. Solche Rückmeldungen bekomme er etwa auch aus seinem internationalen Freundeskreis, so Peifer. Klaus Haug, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, vermutet ebenfalls, dass die Erfahrungen im Herkunftsland eine Rolle spielen dürften: „In manchen Ländern sind die Feuerwehren der Polizei oder dem Militär angegliedert, die dort keinen guten Ruf haben.“

Hobbys im Freundeskreis spielen eine Rolle

Bemühungen gibt es aber trotz allem auch von Migrantenseite. So hat etwa Hayrettin Dogan, Stadtrat in Ludwigsburg, vor einiger Zeit seine Landsleute gezielt dazu aufgerufen, die ehrenamtlichen Brandbekämpfer zu unterstützen.

Bei den Migranten, die sich in der Kornwestheimer Feuerwehr engagieren, hat Kommandant Häußler keine Vorbehalte bemerkt: „Ich hatte nie das Gefühl, dass irgendetwas abgeschreckt hat.“ Seine Vermutung lautet daher: „Ich glaube, die Leute orientieren sich eher daran, was die Freunde in ihrer Freizeit machen. Und wenn die Fußball spielen, geht man eben auch in den Fußballverein.“ Hinzu kommt, dass von den einheimischen Feuerwehrleuten viele denselben Familien angehören, was von außen wie eine geschlossene Gesellschaft wirken kann. Doch auch die Sprachbarriere ist ein mögliches Hindernis, betonen die befragten Kommandanten.

Fachbegriffe oft unverständlich

Selbst wenn man im Alltag kaum Probleme habe, seien die Fachbegriffe eine besondere Herausforderung. Die Tatsache, dass vieles über Funk läuft, macht die Verständigung nicht einfacher. Mit entsprechendem Willen könne man zwar auch dieses Problem lösen, sagt Oliver Semmler, stellvertretender Landesjugendleiter aus Remseck. „Einer meiner Feuerwehrkameraden kommt aus dem Irak, der hat sich da mit viel Engagement reingekniet.“ Aber das sei nicht selbstverständlich, auch wenn er mehrfach erlebt habe, dass die Motivation, sich zu integrieren vorhanden sei. Man habe vor einigen Jahren, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle, einen speziellen Aktionstag gemacht. „Ein oder zwei Jugendliche sind hängengeblieben, die dadurch den Weg in die Feuerwehr gefunden haben“, zieht er Bilanz. Hans-Peter Peifer wiederum berichtet von einem Syrer, der sich für die Feuerwehr engagiere, dessen Sprachkenntnisse für einen aktiven Einsatz aber noch nicht ausreichten.

Engagement eher im persönlichen Umfeld als im Ehrenamt

Die Integrationsbeauftragte des Landkreises, Alexandra Diener, stellt klar, dass nicht nur bei der Feuerwehr wenige Migranten zu finden seien und betont: „Ehrenamtliches Engagement im institutionalisierten Rahmen ist zugewanderten Personen oftmals unbekannt. In den Herkunftsländern findet Unterstützung im familiären und nachbarschaftlichen Rahmen statt.“ Auch fehlende finanzielle oder zeitliche Ressourcen stellten für viele Menschen durchaus ein Problem dar. Dennoch spiele die Mitgliedschaft in Vereinen eine wichtige Rolle bei der Integration.

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Bei der Freiwilligen Feuerwehr im Landkreis würde man sich jedenfalls jederzeit über neue Mitglieder freuen. „Wir sind offen für alle, die die Voraussetzungen erfüllen“, sagt etwa Sascha Hänig. Und Hans-Peter Peifer weist darüber hinaus darauf hin, wie enorm wichtig es bei Einsätzen unter Umständen sein kann, wenn mehrsprachige Kameraden mit dabei sind.