Wohl sortiert: Zum großen Teil lagern die Stücke noch in Kartons. Foto:  

Die Stadträte haben sich die Stadtgeschichtliche Sammlung angeschaut.

Kornwestheim - Jugendzentrum, Bürgerhaus – immer wieder ploppen Ideen auf, wie die alte Stadtbücherei in der Kantstraße künftig genutzt werden kann. Dabei steht sie überhaupt nicht leer, sondern es wird von ihr Gebrauch gemacht. Dort ist die Stadtgeschichtliche Sammlung untergebracht, es werden in der alten Bücherei die unzähligen Gegenstände gesichtet, begutachtet, abgelichtet, möglicherweise restauriert und inventarisiert. Oberbürgermeisterin Ursula Keck und die Museumsleiterin Saskia Dams führten auf Anregung der CDU-Fraktion die Stadträte aus dem Ausschuss für Umwelt und Technik dieser Tage wohl auch in der Hoffnung durch die Räume, dass die Diskussion über die Zukunft der alten Stadtbücherei verstummt. Die Vorstellung, all die Gegenstände wieder einzupacken und an einen anderen Ort zu transportieren, weil aus der Bücherei beispielsweise ein Jugendzentrum oder ein Bürgerhaus werden soll, ist wenig verlockend. „Wir brauchen die nächsten fünf Jahre, um alles zu sichten und zu bewerten“, sagte Keck.

Preiswert wird das nicht

Was immer einmal mit der Bücherei geschieht: Preiswert wird’s nicht. Das verdeutlichte bei dem Rundgang Sven Koch, Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudetechnik. Das Haus, vor 50 Jahren seiner Bestimmung übergeben, sei in einem „baujahrtypischen Zustand“, sagte er. Wolle man es – wie auch immer – wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen, müsse man mit einem „mittleren siebenstelligen Betrag“ rechnen. Fürs laufende Jahr und unaufschiebbare Reparaturen – zum Beispiel gibt es auf dem Dach undichte Stellen – stehen 100 000 Euro im Haushalt bereit.

900 Quadratmeter stehen der Stadtgeschichtlichen Sammlung in der Kantstraße zur Verfügung. Aus wie vielen Gegenständen sie besteht, diese Frage vermochte Museumsleiterin Saskia Dams nicht zu beantworten, denn noch sind nicht alle Kartons ausgepackt. Zehntausende sind’s auf jeden Fall, die Sachen wurden über Jahrzehnte zusammengetragen und zusammengehalten von den Mitgliedern des Vereins für Geschichte und Heimatpflege, der die Sammlung im Jahr 2018 der Stadt vermacht hat. Für den Umzug von der Mühlhäuser Straße im einstigen Sprecher-Haus in die Kantstraße verpflichtete die Stadt eine Fachfirma und investierte rund 250 000 Euro.

Mit Kathrin Bettray kümmert sich nun eine gebürtige Kornwestheimerin und ausgebildete Restauratorin um die Sichtung und Inventarisierung. Sie recherchiere die Geschichten zu den Exponaten, sortiere Dubletten aus, fotografiere die Objekte und biete sie auch Spezialmuseen an. So sei jüngst, berichtete die OB den Stadträten, eine Mausefalle von Kornwestheim aus auf Reise zu einem anderen Museum gegangen.

Salamander ist bestens vertreten

Während es in der Stadtgeschichtlichen Sammlung nur wenige Gegenstände von Stotz oder Kreidler gibt, ist Salamander laut Museumsleiterin Saskia Dams bestens vertreten – wohl auch deshalb, weil Heimatforscher Hermann Wagner, der die Sammlung maßgeblich mit aufgebaut hat, selbst einmal in der Schuhfabrik gearbeitet hat und das Unternehmen aus dem Effeff kennt. Die großen Sammlungsstücke stehen im Erdgeschoss, ins Untergeschoss sind Schule Bücher und kleinere Dinge gezogen. Der Grund: Es steht nur ein kleiner Aufzug in dem Gebäude zur Verfügung. Unten hat die Stadt auch einen Quarantäne-Raum für die Dinge eingerichtet, an denen Schädlinge entdeckt worden sind. Und dort bereitet Kathrin Bettray auch die Exponate vor, für die sich andere Museen interessieren.

Die älteren Stadträte schwelgten beim Rundgang durch die Sammlung in Erinnerungen. Die jüngeren zeigten sich erstaunt darüber, was es früher alles gegeben hat.