Nicht nur Schafe und Katzen: Die Mitglieder von „Tier-Engel unterwegs“ hatten in den vergangenen Monaten viel zu tun. Foto: z

Der Verein „Tier-Engel unterwegs“ ist seit einigen Monaten auch in Kornwestheim aktiv.

Kornwestheim - Die Mitarbeiter des Globus-Baumarkts in Kornwestheim schauen bei ihren Kunden dieser Tage etwas genauer hin. Wer keine Maske trägt, muss draußen bleiben. Ein ungebetenen Gast schlich sich aber an den wachsamen Augen des Personals vorbei und schaute sich sogar in den Büroräumen des Baumarkts um. Doch statt per Notruf bei der Polizei anzurufen, wählten die Mitarbeiter die Nummer der Tiernothilfe „Tier-Engel unterwegs“. Aus einem guten Grund: Der Eindringling hatte nicht zwei, sondern gleich vier Beine und einen plüschigen Schwanz. Der rotbraune Kater Balu war seelenruhig in den Baumarkt spaziert und hatte dort eine kleine Besichtigungstour unternommen. Als Marion Fleischmann ins Büro dazukam, saß das Tier zufrieden auf dem Schreibtischstuhl.

„Das war eine relativ unkomplizierte Rettung, ich habe den Kater dann bei der Besitzerin abgeliefert“, erzählt die Gründerin des Vereins. So glimpflich gehen die Einsätze aber nicht immer aus. Häufig werden die Retter gerufen, wenn ein totes Tier am Straßenrand gefunden wird. „Wir sind immer da, wenn Tiere in Not sind. Eigentlich rund um die Uhr“, sagt Marion Fleischmann. Aus diesem Grund hat die 44-Jährige den Verein „Tier-Engel unterwegs“ mit 18 weiteren Mitstreitern, die zuvor ebenfalls schon im Tierschutz aktiv waren, im vergangenen November gegründet. Mittlerweile ist die Zahl der aktiven Mitglieder auf 26 angewachsen, die sich um in Not geratene Tiere im Kreis Ludwigsburg kümmern.

Um stets erreichbar zu sein, hat der Verein seine Hotline eingerichtet. Bei einem Hilferuf wird dieser in der Whatsapp-Gruppe geteilt. „Und wer helfen kann und am nächsten dran ist, kümmert sich darum“, erklärt Fleischmann, „Da wird eigentlich alle berufstätig sind, braucht es eine gute Kommunikation, aber das funktioniert.“ Doch der Verein ist nicht nur Retter in der Not, sondern Helfer in allen Gebieten rund um das Tierwohl. Dabei leisten die Mitglieder Aufklärung von Tierhaltern und denen, die es werden wollen, sie fangen Streuner ein und kastrieren diese, sichern Tiere vor Mähdreschern und helfen beim Befüllen von Futterstellen.

Dabei spielt die Größe der Tiere keine Rolle. Ob der kleine Hamster oder das mannshohe Pferd – die Tier-Engel helfen – seit ihrer Gründung bereits rund 240 Mal. Und im Team der Retter findet sich fast für jede Art ein Spezialist. Fleischmann ist die Expertin für Hamster und Meerschweinchen, andere Vereinsmitglieder haben ein Faible für Reptilien, Fische, Hunde, Katzen und Pferde. Als vor Kurzem ein paar Kamerunschafe ausbüchsten, stand kein Fachmann parat, mit gemeinsamen Erfahrungen konnten die Tiere aber wieder eingefangen werden.

Echte Sorgenkinder der Tierschützer sind Katzen: Wegen fehlender Aufklärung verzichten viele Tierhalter auf die Kastration, wodurch sich die Vierbeiner schnell vermehren. In der Folge sind viele Streuner unterwegs. „Einsätze rund um Katzen machen bestimmt 60 Prozent unserer Arbeit aus“, sagt die selbstständige Werbetechnikerin. Deshalb sei bei Besitzern und Landwirten häufig viel Aufklärung und Überzeugungsarbeit zu leisten, um diese von der Notwendigkeit einer Eindämmung der Vermehrung zu überzeugen.

Mit der Gründung hat der Verein bereits einige Schritte nach vorne gemacht. „Dass wir jetzt Spendenquittungen ausstellen können, auch passive Mitglieder aufnehmen können, bringt uns schon voran“, sagte Fleischmann. Dabei hat sich der Verein noch weitere Ziele gesetzt: Die Tierengel möchten nicht nur Retter sein, sondern auch zu Vermittlern der Tiere werden. Ein eigenes Quartier für Tiere soll bald entstehen. „Aktuell suchen wir dringend eine Lagermöglichkeit“, erzählt die 44-Jährige, „und natürlich weitere aktive Mitglieder, damit wir noch mehr Tieren helfen können.“