Die Partien der Kornwestheimer Handballer gibt es im Internet zu sehen – allerdings nicht umsonst.
Kornwestheim - Die Generalproben sind vielerorts geglückt, zum Beispiel in Pforzheim. Das erste Saisonspiel der SVK-Drittligahandballer konnten die Fans, die nicht in der Bertha-Benz-Halle zugegen waren, per Livestream im Internet verfolgen – sogar inklusive Kommentar. Und auch an diesem Samstag, wenn die Kornwestheimer erstmals in der heimischen Osthalle antreten, wird es eine Übertragung geben, wie im Saisonverlauf bei mehr als 1000 Spielen der vier dritten Handballligen.
All das findet künftig auf der Plattform „Sportdeutschland.tv“ statt. Für den Ablauf und das Drumherum müssen allerdings die Vereine selbst sorgen. Die Ausrüstung indes – vor allem Kamera und einen brauchbaren Laptop – bekommen sie von Sportdeutschland.tv gestellt.
„Bei uns übernehmen Spieler der A-Jugend das Filmen“, informiert SVK-Abteilungsleiter Andreas Postl. Im Prinzip gehe es dabei vor allem darum, die fest aufgestellte Kamera ruhig hin und her zu bewegen. Für alles Weitere habe man sich aber einen Fachmann geholt. „Da geht es dann zum Beispiel um die entsprechende Einblendung des Spielstandes und noch viele weitere Sachen“, so Postl. Sogar einen Kommentator hat man für die Partie am Samstag gefunden. „Wir müssen uns da aber erst einmal reinfuchsen“, betont Mirko Henel, der Sportliche Leiter des Drittligateams.
Die Hoffnungen sind groß, den Drittligahandball in Zeiten von Corona gut präsentieren zu können. Außerdem besteht zusätzlich die Aussicht auf Einnahmen. In aller Kürze erklärt: Ein Spiel online zu verfolgen, kostet 4,50 Euro. Der Zuschauer entscheidet, welchem der beiden Vereine das Geld zukommen soll. Am Ende wird, alle Vereine zusammengefasst, unterm Strich ein Überschuss stehen. Dieser wird prozentual unter den Vereinen aufgeteilt. Sprich: Wer die meisten Fans vor den Bildschirm gelockt hat, erhält auch am meisten. „Das ist nur fair“, findet Henel, „und es ist gut, dass es jetzt diese Zentralvermarktung gibt.“
Dabei bekräftigt der Sportliche Leiter, dass der Betrag von 4,50 Euro nicht von den Vereinen festgelegt wurde. Die Zahl stamme vom Deutschen Handballbund (DHB), der für die dritten Ligen direkt zuständig ist. Der Betrag orientiere sich an Erfahrungswerten zum Beispiel aus der 3. Eishockeyliga oder der Tischtennis-Bundesliga – also an Spielklassen und Sportarten, die in Sachen Live-Berichterstattung in Bild- und Ton in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt worden seien.
Die Übertragung ins Internet soll beileibe kein bloßes Corona-Phänomen bleiben. Im Gegenteil, man plant langfristig. „Das Ganze ist zunächst auf drei Jahre angelegt, raus ist man, wenn man ab- oder aufsteigt“, informiert Henel. Während dieser Zeit soll die Wertigkeit gesteigert werden. Auch hier nimmt man sich eines Beispiels an: der 2. Handball-Bundesliga. Dort wird zusätzlich mit Kameras am Spielfeldrand, Nahaufnahmen und Zeitlupen gearbeitet. „Aber jetzt lernen wir erst einmal.“
Die Reaktionen, die Henel und Postl bislang mitbekommen haben, sind positiv. „Viele haben den Sieg bei der TGS Pforzheim schon verfolgt“, freut sich der Sportliche Leiter, der gespannt ist, wie es beim ersten Heimspiel am Samstag aussehen wird. In die Halle dürfen zum Spiel gegen den TV Germania Großsachsen laut Corona-Auflagen 250 Zuschauer. Stehplätze sind nicht erlaubt. Mit ausgeklappten Tribünen – und ohne eine Pandemie – passen knapp 1000 Menschen in die Osthalle.
So richtig neu ist das Filmen der Spiele für die Drittligisten übrigens nicht. Die Vereine sind verpflichtet, ihre Begegnungen aufzunehmen und unmittelbar danach für die gegnerischen Clubs online verfügbar zu machen. Die möglichst breite Masse an Zuschauern kommt aber erst jetzt ins Spiel, ebenso das Live-Erlebnis. Dennoch: Eine gewisse Routine dürfte also zumindest schon vorhanden sein. „In die komplexeren Bereiche arbeiten wir uns dann hinein“, so Henel.