Die Erdbeerernte könnte sich wegen der kühlen Witterung bis in den Juli verschieben. Foto: dpa//Patrick Lux

Die Landwirte können in dieser Saison auf die Unterstützung der Arbeiter aus Osteuropa setzen.

Kornwestheim - Das vergangene Jahr brachte die Landwirte um Kornwestheim und Ludwigsburg an den Rand der Verzweiflung. Wegen der ersten Corona-Welle im Frühjahr und der damit verbundenen Schließungen fielen wichtige Abnehmer für die Erzeugnisse, wie Hotels und Restaurants, weg. Einreisebeschränkungen für die Erntehelfer aus Osteuropa bedingten Engpässe auf den Feldern. In der aktuellen Erntesaison hat sich die personelle Situation zwar entspannt, dafür macht das andauernde kühle Regenwetter den Agrarbetrieben zu schaffen. Wir haben uns bei den Landwirten umgehört, wie die ersten Erntewochen gelaufen sind.

Im vergangenen Jahr fehlten Landwirt Daniel Schmid mitunter 60 seiner üblicherweise 80 Helfer, die in der Hochphase der Ernte unter anderem die Erdbeeren auf seinen Feldern in Mühlhausen pflücken. Zwölf Monate später ist die Situation für den Unternehmer entspannter. „Unsere Saisonarbeiter aus Rumänien kommen wie geplant“, erzählt der Geschäftsführer der Sonnenland Schmid KG. Um seinen Erntehelfern ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten, verlangt Schmid von jedem vor der Anreise einen negativen PCR-Test. „Wir testen hier dann auch noch jede Arbeiterin ntehelferinnenund jeden Arbeiter zweimal vor Ort“, fügt er hinzu. Damit sich die Helfer während ihrer Zeit in Deutschland nicht anstecken, werden sie weitestgehend isoliert. „Sie müssen nicht einkaufen. Wir kümmern uns um das Essen und alles, was sie brauchen“, so der Landwirt aus Waiblingen, „Sie leben quasi in einer Blase.“

Entwarnung gibt Schmid derweil für die Liebhaber von Erdbeeren. „Die Erdbeersaison verschiebt sich in diesem Jahr einfach um vier Wochen“, sagt der Landwirt, „Wegen des kalten Aprils hat es einige Frostschäden gegeben.“ Die Erdbeeren, die es aktuell auf dem Markt gibt, seien in Folientunneln gewachsen und nicht im Freiland. Was sich auch im aktuellen Preis bemerkbar macht – aber später nicht in der Gesamtmenge. Die Haupternte im Freiland werde nun auf den Juni fallen. „Es wird wohl auch noch im Juli frische Erdbeeren geben“, sagt der Landwirt. Ebenfalls positiv: Wegen des vielen Regens – und im Vergleich zum Vorjahr weniger Hitze – fällt die aufwendige Bewässerung weg. „Dadurch sparen wir Wasser sowie Energie“, sagt Schmid, der dadurch auch Arbeitskräfte und Geld spare.

„In diesem Jahr fehlen uns nicht die Arbeitskräfte, sondern die richtigen Temperaturen“, fasst Landwirt Simon Sperling, der seinen Hof zwischen Mühlhausen und Kornwestheim betreibt, die aktuelle Situation zusammen. Vor allem der kühle April mit einigen Frostphasen hat dafür gesorgt, dass sich das Wachstum der Pflanzen deutlich verzögert. „Der Ertrag beim Salat ist viel kleiner als im Jahr davor, wir können die Pflanzen auch nicht länger stehen lassen, weil wir den Platz in den Gewächshäusern brauchen“, erklärt Sperling. Ebenfalls später dran als sonst sind die Kartoffeln und die Äpfel. Und eben bei letzteren hatten im vergangenen Jahr erfahrende Erntearbeiter gefehlt. „Wir arbeiten mit einer Familie aus Polen“, sagt Simon Sperling, dem die für die Ernte notwendigen fünf Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Damit es zu keiner möglichen Ansteckungsgefahr zwischen bereits arbeitenden Helfern und neu eintreffenenden kommt, werden diese separiert. „Wir trennen die Mitarbeiter, damit wir das Risiko auf eine Ansteckung verringern können“, sagt Simon Sperling.

Hinweise, dass unter den Erntehelfern in der Umgebung ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht, gebe es nicht, sagt Peter Widenhorn, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Ludwigsburg. Auf einem Spargelhof im Niedersächsischen Diepholz war es dieser Tage zu einem Ausbruch gekommen, bei dem sich über 100 Erntehelfer infizierten. „Solche Fälle gab es hier noch nicht“, sagt Widenhorn. Turnusmäßige Überprüfungen von Unterkünften würde die Polizei nicht vornehmen. „Wenn wir aber Hinweise bekommen, gehen wir diesen natürlich nach“, unterstreicht er.