Abends länger öffnen? Für den Hirschgarten ist das wegen einer baurechtlichen Sonderregelung ohnehin keine Option. Foto: Archiv/Horst Dömötör

Drei Fraktionen wollen, dass die Kornwestheimer Gastronomie konkurrenzfähig bleibt.

Kornwestheim - Spätestens um halb elf müssen die Gastwirte ihre draußen sitzenden Gäste bitten, entweder den Heimweg anzutreten oder ins Innere des Lokals zu wechseln. Um 22.30 Uhr ist Zapfenstreich für die Biergärten – so sieht es die Sperrzeitenverordnung der Stadt Kornwestheim vor. Drei Fraktionen aus dem Gemeinderat – Grüne/Linke, SPD und FDP – schlagen nun vor, die Sperrzeit auf 23.30 Uhr zu verlegen. Hintergrund ihres Vorstoßes: In den Nachbarstädten dürfen die Gaststättenbesucher auch länger draußen verweilen. „Um den Gastronomen in Kornwestheim die Chance zu geben, gegenüber Ludwigsburg und Stuttgart in den Sommermonaten konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir die Sperrzeiten im Zeitraum von März bis Oktober für die Außenbewirtung auf 23.30 Uhr verkürzen“, heißt es in dem Antrag.

Der Gemeinderat wird in der kommenden Woche über diesen Antrag entscheiden. Am Donnerstagabend beschäftigten sich die Stadträte im Verwaltungs- und Finanzausschuss bereits mit dem Anliegen. Es zeichnet sich eine Mehrheit für einen Kompromiss ab, den die Stadtverwaltung ins Gespräch gebracht hat. Ihr Vorschlag: „in Abwägung des Schutzes der Nachtruhe der betroffenen Anwohnerschaft und den Interessen der Gastronomen und der Bevölkerung an einer längeren Nutzung“ eine Öffnung der Außengastronomie bis 23 Uhr. Die Verkürzung der Sperrzeit soll zunächst als Versuch angelegt werden. Nach Saisonende im Herbst soll eine Bilanz gezogen werden.

Manch einem geht die Verlängerung der Öffnungszeit für die Außengastronomie allerdings selbst mit 23 Uhr zu weit. CDU-Stadtrat Dr. Jörg Schaible sieht die Pläne mit Skepsis. „Machen wir uns nichts vor: Fast alle Gaststätten liegen in sensiblen Bereichen“, sagte er. Seine Idee: Die längeren Öffnungszeiten sollen nur am Freitag- und Samstagabend sowie vor Feiertagen gelten. In der Woche soll weiterhin um 22 Uhr Zapfenstreich sein, um denen nicht den Schlaf zu rauben, die am nächsten Morgen früh aufstehen müssen.

FDP-Stadtrat Marcel Demirok, selbst Betreiber einer Gaststätte, sieht ohnehin die Wirte in der Pflicht. Sie müssten darauf achten, dass die Gäste nicht über die Stränge schlagen. Darauf weist auch die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme hin: „Regelungen zu Sperrzeiten, die erst nach 22 Uhr beginnen, bleiben ohne Lärmschutzgutachten angreifbar.“ Der Erfolg bleibe deshalb stark von der Mitwirkung und Akzeptanz der Gastwirte und Gäste abhängig.

Gäste des in Kornwestheim vermutlich beliebtesten Biergartens müssen – welchen Beschluss der Gemeinderat auch immer fasst – weiterhin um 22 Uhr das Glas leeren und das Feld räumen. Dort gilt eine mittlerweile 27 Jahre alte Sonderregelung, die Bestandteil der Baugenehmigung ist. Will man dort die Sperrzeit verändern, bedarf es, so erläuterte Oberbürgermeisterin Ursula Keck, eines Bauantrags. Und bis über den beschieden sei, sei die Freiluftsaison schon beendet. Oder anders formuliert: Bis dahin wird noch viel Gerstensaft die Kehlen hinuntergeflossen sei.

Die Lacher auf seiner Seite hatte SPD-Stadtrat Dr. Roland Bertet, als er auf das Interesse der Gaststättenbesucher und auf die Aufenthaltsqualität verwies: „Es geht doch auch um die, die nach 22 Uhr gerne noch einmal ein Glas Apfelsaftschorle trinken wollen.“